Der Swingerclub – die harte Realität

Dabei sollte alles doch so geil werden: Endlich hatte ich es geschafft, einen meiner Männer dazu zu bringen, mit mir in einen Swingerclub zu gehen. Schon lange hatte ich mich darauf gefreut und obgleich meine Freundinnen mich schon ermahnt hatten, nicht zu euphorisch zu sein – kannte man doch die einschlägigen RTL 2-Berichterstattungen, bei denen meistens keine besonders attraktiven Menschen zu entdecken waren. Das ließ ich mich nicht davon abbringen, wahnsinnig aufgeregt zu sein. Ich hatte mir einen Club ausgesucht, der durchgehend positive Bewertungen hatte und auch sehr schick aussah.

Realität Swingerclub

Ich hatte wirklich gehofft dort, auch einen meiner weiteren Wunschträume, einen Dreier mit zwei Männern, endlich von der Liste streichen zu können und vielleicht sogar mal über meinen eigenen Schatten zu springen und eine Frau küssen – etwas, das ich sonst absolut uninteressant und nicht besonders antörnend fand. Oh, wie sollte ich mich irren.

Mein Begleiter und ich sind beide sehr attraktiv. Uns war schon irgendwie bewusst, dass wir vielleicht kein anderes so attraktives Paar finden, doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Um genauer zu sein starb sie direkt beim Eintritt in den Swingerclub. Die Luft war schwer, es roch nach Sex, billigem Parfüm und einer Riesenmenge Räucherstäbchen.  Vom Eingang konnten wir bereits die ersten Leute an der Bar sehen. Mir wurde mulmig. Der Herr an der Tür erklärte uns kurz, wo wir uns umziehen konnten, dann sollten wir an die Bar und da würde er uns weitere Einzelheiten erläutern. Bevor wir in die Umkleide gingen, warf ich noch einmal rasch einen Blick zu den anderen Besuchern. Ich spürte, wie mir schlecht wurde.

Meinem Begleiter, nennen wir ihn Tom, war dies ebenfalls aufgefallen. Ob alles okay sei, fragte er mich. Ich sah ihn hoffnungslos an und fragte zurück, ob er die ersten Personen gesehen hatte. Schweigend nickte er und zog sich um.

Als wir die Tür wieder öffneten und in den abgedunkelten Bar-Bereich gingen, schoss mir die Nervosität in die Knie und Finger. Ich klammerte mich regelrecht an Tom, denn umso länger ich die Gestalten dort betrachtete, umso unwohler fühlte ich mich. Das war ich nicht von mir gewohnt, so kannte ich mich nicht.
Ich wusste auch sofort, woran das lag. Die Personen – sechs Männer und eine Frau – waren so rasend unattraktiv, dass mir fast die Worte dafür fehlen. Ich wusste,  mit denen würde ganz sicher nichts laufen.

Tom und ich setzten uns an die Bar und er lehnte sich zu mir herüber. „Du bist wohl das Geilste, was die je gesehen haben. Sieh nur, wie sie dich anglotzen.“
Ja, genau das war das Problem. Ich hatte ein hellrosanes, undurchsichtiges Negligee an – und war heilfroh darüber, nicht das schwarze genommen zu haben, das meine Nippel der Welt dargeboten hätte. Tom hatte es vorgeschlagen, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Was war ich froh über diese Entscheidung. Ich fühlte mich so unwohl wie sonst selten in meinem Leben. Diese Personen waren alle so unattraktiv und verhielten sich so seltsam, dass ich nicht einmal wollte, dass sie mich ansahen. Ich ahnte, was in ihren Köpfen vorging und das widerte mich an. Klar, dass da nicht nur Models rumlaufen würden, hatte ich mir gedacht – aber ich war erschrocken über die extreme Wahrheit und die Tatsache, dass ich mich nur durch Blicke schon so unwohl, belästigt und widerlich angetatscht fühlen konnte. Noch bevor wir die obere Etage und die Spielzimmer erkundeten, wusste ich: ich hatte endlich eine Grenze meiner Selbst gefunden – und sie in diesem Moment weit überschritten. Tom war ähnlich begeistert wie ich, da er sich selber die ein oder andere nette Zusatzfrau fürs Bett versprochen hatte, doch lauschten wir den Erläuterungen des Besitzers aufmerksam. Er sagte, dass wir jederzeit nein sagen könnten, ich sowieso. Ich müsse nichts machen, was ich nicht wolle. Aber vor allem würde es auch ein Zimmer geben – das sogenannte Stop-Zimmer – das abgeschlossen werden könne. Ich wurde hellhörig und erkundigte mich direkt nach dem Standort. Nachdem er noch ein paar andere Details erklärt hatte, gingen wir die Treppe hinauf – und hatten drei Männer im Rücken, die uns wie gierige Wiesel folgten. Selten habe ich mich so beobachtet und so verfolgt gefühlt wie an diesem Abend.

Oben angekommen, wurde der Geruch nach Räucherstäbchen und Sauna noch intensiver. Doch es war schön eingerichtet, der Eingangsbereich war maritim gestaltet, angrenzend befand sich ein rotes und ein schwarzes Seidenzimmer, eine Dusche war fast komplett einsehbar. Hinter einem kleinen Vorhang ging es zu weiteren Zimmern und ich erblickte schon das von mir ersehnte Stop-Zimmer. In freudiger Hoffnung wenigstens mit Tom geilen Sex zu haben, drückte ich die Klinke herunter – besetzt. Innerlich fluchte ich und auch Tom ließ einen langen Seufzer aus seiner Kehle. Aus den Augenwinkeln sah ich sie zwei Meter hinter uns, die drei Wiesel, die uns gefolgt waren. Rasch verschwand ich, Tom an der Hand ziehend, in das Zimmer nebenan, das auch von einem Vorhang bedeckt war. Es bestand aus drei riesigen Matratzen, die alle aneinander grenzten. An der Decke hingen Spiegel und das Licht war gedämpft. Ich hätte dort wirklich viel Spaß haben können und versuchte die drei Typen zu ignorieren. Tom und ich legten uns hin – ich positionierte mich bewusst zur Wand, sodass Tom rechts neben mir lag und zumindest die Blicke der anderen ein wenig abschotten konnte. Als ich versuchte mich über ihn herzumachen, merkte ich, dass nicht nur mir die Realität übel auf den Magen schlug. Tom entschuldigte sich, dass sich momentan nichts bei ihm regen würde, obwohl er grad so unendlich geil auf mich war. Aber dass die drei da am Eingang standen und glotzten, war alles andere als antörnend. Ich gab ihm Recht und wir entfernten uns wieder aus dem Zimmer, um uns einen weiteren Eindruck des Clubs zu verschaffen. Die Wiesel machten Platz, aber immer noch ließen sie nicht ab von mir mit ihren Augen. Jedes Mal bekam ich eine beängstigende Gänsehaut.

Es gab noch ein Zimmer, das den Fokus auf Schwarz, Schwarzlicht und Leder legte und dann einen Bereich, in dem Gitter standen und rotes Leder an den Wänden befestigt war. Tom und ich sahen uns etwas verloren an. Alle leer. Kein Mensch, der uns doch noch gefallen könnte. Das sollte es gewesen sein? Das war das große Abenteuer, auf das ich so lange gewartet hatte? Ich konnte meine eigene Enttäuschung in Toms Gesicht sehen.

Wir setzten uns nach vorne in den maritimen Bereich und versuchten so wenig wie möglich aufzufallen. Doch ich glaube, das war unmöglich angesichts unserer puren Erscheinung. Wir waren Diamanten in einem Haufen Kohle. Wir konnten nur auffallen. Uns war das bewusst – den Männern, die ständig auf und abliefen und uns dabei beäugten, damit sie ja keine Bewegung von uns verpassten, wohl auch. Es war mir so unangenehm. So unfassbar unangenehm. Ich hatte immer gedacht, dass es mich geil machen würde, wenn man mich beim Sex beobachtet. Doch anscheinend spielt es für mich dabei eine extreme Rolle, wie diese Person aussieht. Ich wusste nämlich eines: Ich wollte nicht, dass ich in den Köpfen dieser mir völlig abstoßenden Personen war und was sie dort wohl mit mir anstellten. Es war dabei nicht nur das Aussehen, sondern einfach die Art und Weise, wie sie sich um uns scharten, wie Raubtiere auf der Jagd. Das war vor allem die Tatsache, die mich schockierte und mir übel auf den Magen schlug.

Als wir eine Weile dort saßen, kam irgendwann ein normales Paar die Treppen hoch. Da die Wiesel wohl merkten, dass es bei uns zunächst nichts zu holen gab, liefen sie dann den beiden hinterher – diese schlossen jedoch den Vorhang zum Spiegelzimmer und komischerweise schienen die anderen dies nun zu akzeptieren und gingen weiter. Ich prüfte währenddessen das Stop-Zimmer. Immer noch besetzt.
Tom küsste und streichelte mich und fragte, ob wir nicht zusehen wollten bei dem Paar. Ich sah mich um, konnte die Wiesel nirgends entdecken und huschte schnell hinter den Vorhang. Ich fragte höflich, ob wir den Raum ebenfalls benutzen dürften und die beiden nickten, bevor sie sich wieder sich selbst zuwandten. Und dann begann ich Spaß zu haben.

Es machte mich an, die beiden neben mir stöhnen zu hören und auch Tom kam auf Touren. Wir fielen regelrecht übereinander her und er nahm mich von hinten, während ich auf dem Bauch lag. Meine Lieblingsstellung. Doch ich konnte es nicht lang genießen. Als der ganze Rest der Besucher wohl feststellte, dass wir uns in eines der Zimmer verzogen hatten, schienen sie uns wieder zu suchen. Leider hatten sie uns auch schnell gefunden. Aus den Augenwinkeln konnte ich sie keinen Meter neben mir entfernt an der Tür stehen sehen. Fünf Männer, die dort standen und sich einen runterholten. Ich konnte das Geräusch hören – es verfolgt mich bis heute.

Obwohl Tom zu dem Zeitpunkt mit festem Griff meine Haare gepackt und meinen Kopf in den Nacken gezogen hatte, wie ich es sonst gern mochte, nahm ich meine ganze Kraft zusammen und zog so fest ich konnte mein Gesicht in die Kissen. Ich wollte sie nicht sehen. So konnte ich mir wenigstens vorstellen, dass sie gut aussahen – denn dann wäre das alles kein Problem gewesen. Ich war wirklich überrascht über diese Tatsache, denn ich wusste nicht, dass das Äußere eine solche Rolle spielt bei der Betrachtung. Ja klar, ich hatte nur Sex mit Männern, die ich attraktiv fand, aber dass das auch fürs reine Beobachtetwerden galt, hätte ich nicht erwartet. Nur durch den Trick mich gleichzeitig beim Vögeln von Tom mit dem Finger anal stimulieren zu lassen, schaffte ich es wie ein Wunder an dem Abend doch tatsächlich wenigstens einmal zu kommen.

Da Tom die ganze Nacht kann, bevor er kommt und ich dies wusste, wartete ich nicht auf ihn und fragte ihn, ob wir woanders hingehen könnten. Er nickte und grinste, weil er wusste, was mein Problem war. Die Wiesel ließen uns für eine Weile allein, da das andere Paar noch fleißig bei der Sache war. Wie gesagt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir wieder von allen beglotzt wurden, war es super. Das Stöhnen der anderen Frau hat mich irgendwie angefeuert und ich konnte mich gehen lassen. Doch sobald der Rest wieder vor Ort war, waren die Schotten dicht.

Aber ich wollte meine Chance nutzen, jetzt, wo sie abgelenkt waren. Da die Stop-Tür immer noch versperrt war und ich schon fast wütend dagegen hämmern wollte, zog ich Tom zu den Gitterstäben in die hinterste Ecke des Clubs, in der Hoffnung, da würde man uns nicht so leicht finden. Er drückte mich von hinten an die Wand und nahm mich hart. Dabei packte er meine Brüste und ich hoffte, dass wir so wenigstens noch ein wenig mehr Spaß haben könnten.

Doch sobald ich Schritte hörte, hatte ich keine Lust mehr. Da waren sie wieder, zwei der Wiesel. Sie stellten sich hinter und neben uns und begannen sich zu befriedigen. Ich konnte nicht mehr und fragte Tom verzweifelt, wie weit er sei. Er lehnte sich zu mir vor und sagte, dass er die ganze Nacht könne und ich dieses doch wüsste. Ich seufzte und entschuldigte mich. Ich konnte das alles einfach nicht. Er strich mir über den Rücken, küsste mich auf die Stirn und ließ von mir ab. Ich müsse mich nicht entschuldigen, sagte er, doch ich fühle mich immer noch wie ein Versager. Sex zähle ich zu einem meiner größten Talente – und ich hatte mich an dem Abend nicht besonders gut angestellt. Das hat mich tief enttäuscht und entrüstet. Ich bin es nicht gewohnt, etwas nicht zu können oder schlecht in etwas zu sein – schon gar nicht in etwas, das ich mir sonst groß auf die Fahne schrieb. Ich fühle mich immer noch wie ein Verlierer, auch wenn Tom dies nicht nachvollziehen kann.

Wir versuchten ein letztes Mal Spaß zu haben, in dem wir einem älteren Paar im roten Seidenraum zusahen und obwohl sich Tom von hinten an mich drängte und meine Brüste drückte, regte sich bei mir nichts mehr. Ich wollte nur noch gehen, weil ich kurz davor war vor Frust, Wut und Enttäuschung über mich selber in einen Heulkrampf zu verfallen. Er verstand das und wir gingen hinunter zur Bar. Dort nahm er mich in den Arm und meinte, dass er sich das auch ganz anders vorgestellt hätte und dass ich mich nicht schlecht fühlen müsse. Er konnte nachvollziehen, dass es nicht besonders angenehm war, die ganze Zeit wie Frischfleisch angestarrt und verfolgt zu werden. Seine Worte halfen nur wenig, auch wenn ich sie ihm hoch anrechne. Ich war schon immer selbst mein schärfster Kritiker gewesen.

Wir zogen uns um und an der Tür fragte mich der Besitzer, wie es mir gefallen hätte. Ich war ehrlich und sagte, dass ich es mir ganz anders vorgestellt hatte, vor allem, weil an dem Abend so viele Männer vor Ort waren. Ich musste wohl nicht sagen, dass ich sie unattraktiv fand, mein Gesicht sprach anscheinend Bände. Der Mann entgegnete, dass an dem Abend wirklich kein gutes Publikum da war und wir lieber am zweiten oder vierten Freitag im Monat kommen sollten, denn da sei Cocktail-Abend und da wären mehr Leute wie wir. Viele attraktive Pärchen, seiner Aussage nach.

Der Mann sagte dann, dass wir doch auch in das Stop-Zimmer hätten gehen können. Daraufhin verschränkte ich die Arme vor der Brust und gab an, dass das die ganze zeit besetzt sei. Er sah mich irritiert an und schüttelte den Kopf. Es sei abgeschlossen, ja, aber besetzt nicht. Er hätte den Schlüssel. Als wir ihn entnervt ansahen, bemerkte er seinen Fehler. Das hatte er uns bei der Einweisung nicht gesagt. Er entschuldigte sich, doch für uns war der Abend gelaufen. Auf dem Heimweg war ich wortkarg, denn es tat mir wirklich leid um den verkorksten Abend und ich hatte schon Sorge, dass Tom unser offenes Verhältnis vielleicht gar nicht mehr aufrecht halten wollte. Er lachte mich aus und sagte, dass es noch viele Dinge geben würde, die er gerne mit mir ausprobieren möchte. Zumindest das nahm mir etwas die Trauer.

Dennoch. Ich hatte mir den Abend so ganz anders vorgestellt und war enttäuscht über das Publikum. Obwohl ich komplett offen dahingegangen war, erfüllten sich alle grausigen Klischees, die man zuvor immer gehört oder gesehen hatte. Es lag definitiv nicht am Club – der war wunderschön und hatte eine tolle Atmosphäre. Ich fühlte mich nur wie ein strahlendes Reh unter hässlichen Wölfen – und diese Tatsache ließ einfach keinen Spaß zu. Schade. Da ich aber ein ehrgeiziger Mensch bin und es nicht auf mir sitzen lassen kann, dass etwas nicht nach meinen Vorstellungen lief, werde ich es bei Gelegenheit trotzdem noch einmal probieren. Vielleicht an einem anderen Tag oder in einem anderen Club. Doch nun habe ich erst einmal genug von der Vorstellung, beobachtet zu werden.

Weitaus „erfolgreicher“ lief hingegen dieser Swingerclubbessuch zum Rendezvous der Lüste auf dem Schloss Milkersdorf – lest dazu unseren Erlebnisbericht über ein feuchtfröhliches und spritziges Vergnügen im barocken Ambiente.