erophil 2020

Verfilmungen sadomasochistischer Literatur

Im Herbst 2009 fand in Berlin die erste erophil statt, ein Festival für erotische Literatur. Neben zahlreichen Bücherständen von unterschiedlichen Verlagen gab es Lesungen und eine Fachtagung. Im Herbst 2010 gab es nur eine Fachtagung an der FU Berlin: „Die Darstellung des Anderen in der Erotikliteratur“, das Festival wurde leider aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nie durchgeführt.

Maurice Schuhmann, einer der Gründer vom ursprünglichen Team, hat sich aber nun zurückgemeldet und organisiert zusammen mit Johann Plonka zwischen März und Juli in Berlin eine Reihe mit sadomasochistischen Literaturverfilmungen.

Termine
7. März 2020 – 18:00 Uhr
Salò – Die 120 Tage von Sodom
4. April 2020 – 18:00 Uhr
Verführung – die grausame Frau
2. Mai 2020 – 18:00 Uhr
Georges Bataille: The History of the Eye
6. Juni 2020 – 18:00 Uhr
Geschichte der O
11. Juli 2020 – 18:00 Uhr
Die Klavierspielerin

Lichtblick Kino in Berlin

Alle Vorführungen werden im Lichtblick Kino in Berlin stattfinden. Das Lichtblick-Kino ist ein unabhängiges Programmkino, dessen Anfänge ins Jahr 1994 zurückgehen. Es befindet sich in der Kastanienallee 77 im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Es ist ein Ein-Saal-Kino und eines der kleinsten Lichtspieltheater Berlins. Der Kinosaal ist nur etwa 50 Quadratmeter groß und verfügt über 32 Plätze. Eine gemütliche und intime Stimmung ist damit schon fast garantiert.

So findet Ihr das Kino in Berlin: Google Maps

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Salò – Die 120 Tage von Sodom

7.3.2020 – 18:00 Uhr

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In den Jahren der Inhaftierung vor der französischen Revolution unternahm der berühmt-berüchtigte Marquis de Sade – vom wissenschaftlichen Ehrgeiz getrieben – den Versuch, alle erdenklichen „Perversionen“ der menschlichen Sexualität enzyklopädisch in einem Roman aufzuführen. In die Rahmenhandlung integrierte er dabei eine Kritik an den herrschenden Verhältnissen seiner Zeit.

Gut 70 Jahre nach dem Wiederauffinden, des lange verschollen gebliebenen Manuskripts griff der Regisseur Pierre-Paolo Pasolini darauf zurück – um auch an der italienischen Gesellschaft seiner Zeit Kritik zu üben, indem er die Geschichte in die Spätphase des italienischen Faschismus transferierte. Dabei folgte er Sades Diktum „alles zu sagen“, indem er alles zeigte – und einen Skandal heraufbeschwor, der in einem jahrzehntelangen Verbot seines Films endete.

Einführung / Moderation der Diskussion: Dr. Maurice Schuhmann

Ort: Lichtblick Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin

Verführung – die grausame Frau

4.4.2020 – 18:00 Uhr

Verführung: Die grausame Frau
  • Grossmann, Mechthild, Kier, Udo, McLaughlin, Sheila (Schauspieler)
  • Treut, Monika (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Im Jahr 1870 publizierte Leopold von Sacher-Masoch seine Novelle „Venus im Pelz“, eine Geschichte einer freiwilligen sexuellen Unterwerfung eines Mannes. Wie kaum ein anderer Roman prägt die Erzählung bis heute Szenen und Rituale der sadomasochistischen Subkultur. Bezugnehmend auf
jene Erzählung führte der Gerichtsmediziner Krafft-Ebing 1890 ein und definierte den klinischen Begriff des Masochismus, der bis heute in der Medizin genutzt wird.
Die Regisseurinnen Monika Treut und Elfi Mikesch haben in einer queerfeministischen Adaption 1985, noch deutlich zu früh für das deutsche Publikum, die Figur der Wanda als verführende lesbische Domina geschaffen. Sie lebt ihre Sexualität in unterschiedlichen, sadomasochistischen Beziehungen aus und so wirft der Film ein
Schlaglicht auf die Breite weiblich-dominanter Erotik.

Einführung / Moderation der Diskussion: Monika Treut (tbc)

Ort: Lichtblick Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin

Georges Bataille: The History of the Eye

2.5.2020 – 18:00 Uhr

Inspiriert von der künstlerischen Adoption durch Guillaume Apollinaire erlebte das Werk des Marquis de Sade eine intellektuelle und künstlerische Rehabilitation in Frankreich. Zu seinen neuen Adepten gehörte u.a. der Soziologe und Erotikschriftsteller Georges Bataille. Dieser sorgte mit der Veröffentlichung von Die Geschichte des Auges unter dem Pseudonym Lord Auch, einer durch explizite Darstellung von sexuellen Obsessionen geprägten, autobiographisch geprägten Geschichte seiner Kindheit und Jugend für einen Literaturskandal. Der amerikanische Filmemacher Andrew Repasky McElhinney wagte sich 2004 an den Stoff und verfilmte ihn als Experimentalfilm.

Einführung / Moderation der Diskussion: Dr. Maurice Schuhmann

Ort: Lichtblick Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin

Geschichte der O

6.6.2020 – 18:00 Uhr

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Sexuelle Hingabe bis zur eigenen Selbstaufgabe und Versklavung im Rahmen einer sadomasochistischen Beziehung – aus Liebe. Dies ist der Stoff, den die Autorin Pauline Reagé nutzte, um einen literarischen Liebesbrief an Jean Paulhan, die graue Eminenz der französischen Literaturszene der 50er Jahre, zu schreiben. Der Roman avancierte zu einem der größten Literaturskandale der modernen französischen Literaturgeschichte und prägt bis heute Rituale und Symbole in sadomasochistischen Subkulturen.
Gut fünfzig Jahre nach dem Erscheinen des Romans wagte sich der französische Regisseur Just Jaeckin an den literarischen Stoff und verfilmte ihn.

Einführung / Moderation der Diskussion: Dr. Maurice Schuhmann

Ort: Lichtblick Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin

Die Klavierspielerin

11.7.2020 – 18:00 Uhr

DVD Edition Der Standard (02) Die Klavierspielerin
  • Isabelle Huppert, Benoit Magimel, Annie Girardot (Schauspieler)
  • Michael Haneke (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Elfriede Jelineks Roman „Die Klavierspielerin“ porträtiert eine Frau, deren Sexualität jahrelang von ihrer kontrollierenden Mutter unterdrückt wurde. Zwischen deren enger Beziehung, die sich im gemeinsamen Schlafen im Ehebett ausdrückt, und ihrer Arbeit als Klavierlehrerin im Konservatorium, bleibt so gut wie keine freie Zeit. Sexualität findet nur einsam in anstrengenden, kurzen Ausbrüchen aus der dauernden Kontrolle statt oder wird in Selbstverletzung kanalisiert. Dies ändert sich als einer ihrer Schüler versucht sie zu verführen und wird schnell zu einer neurotischen wechselseitig gewaltvollen und von Ängsten geprägten Beziehung, die Michael Haneke 2001 auf die Leinwand gebracht hat. Die Erzählung zeigt auch eine destruktive Form von masochistischer Sexualität auf.

Einführung / Moderation der Diskussion: Johanna Plonka

Ort: Lichtblick Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin