Was bedeutet es heutzutage eigentlich, ein richtiger Mann zu sein? Muss mann dazu eher Macho oder doch Hausmann sein? Oder gibt es den richtigen Mann vielleicht gar nicht? Eilert Bartels will sich mit seinem Projekt Humannoid dem Mannsein in seinen vielen verschiedenen Facetten mit einer Kombination aus Fotos und Interview annähern. Ich habe mich mit Ihm darüber unterhalten.
Ich selbst habe mich ja gedanklich auch schon viel mit dem Thema Mannsein auseinandergesetzt – diese Zerrissenheit, der sich heutzutage viele Männer ausgesetzt sehen. Auf der einen Seite stehen da immer noch die historisch gewachsenen Erwartungen an den Mann als den starken Macher, auf der anderen Seite, die Erwartung, dass er heutzutage problemlos in die Rolle des liebenden Familienvaters und Hausmannes schlüpfen soll. Er soll hart und gleichzeitig weich sein und wird von der Gesellschaft unaufhörlich in beide Richtungen gleichzeitig gezerrt. Hinzu kommt noch das propagierte Idealbild des „richtigen Mannes“, sodass mann am Ende gleich überhaupt nicht mehr weiß, wer er ist.
Dem Thema Mannsein hat sich auch bereits Salem Matthias Riek mit seinem Buch Lustvoll Mannsein über Interviews genähert. In 15 Gesprächen lässt er Männer über ihre Sexualität und ihre persönliche Entwicklung berichtet. Das Buch hat allerdings das Problem, dass die Männer alle aus der gleichen Altersschicht und dem gleichen Milieu – dem Tantra – entstammen. Eilert Bartels will mit seinem Projekt Humannoid deshalb noch ein Stück weiter gehen. Entstehen soll ein Buch, welches den Interviews nicht nur Bilder beiseite stellt, sondern auch Männer aller Couleur darstellen will. Männer allen Alters und aller Sexualitäten sollen in Wort und Bild nackt und ungeschminkt dargestellt werden, so wie sie sind – als Menschen.
Im Interview stellt Eilert sich selbst und sein Projekt vor und erzählt mir, was Mannsein heutzutage bedeutet und vor welchen Schwierigkeiten Männer in ihrem Sein in der heutigen Gesellschaft stehen. Herausgekommen ist ein ausgesprochen interessantes Gespräch, welches tief darin eintaucht, was viele Männer in ihrem tiefsten Inneren aktuell beschäftigt. Es ist etwas länger, aber die Zeitinvestition lohnt sich.
Vom Klavierbauer zum Paar- und Sexualtherapeut – das ist ein interessanter Wechsel. Erzähl doch kurz, wie du dazu gekommen bist.
Vom Klavierbauer zum Paar- und Sexualtherapeut: Das stimmt, von außen betrachtet sieht das so aus.
Nun bin ich ja nicht mit der Identität „Klavierbauer“ geboren worden. Bereits als kleiner Junge spürte ich, dass um Geschlechterrollen und auch um Sexualität ein Gewese gemacht wurde, das ich nicht verstand und das bereits meiner kindlichen Intuition irgendwie falsch vorkam. Mit 14/15 begann ich, mich bewusst für Psychologie zu interessieren: Auch nachdem ich mich für den Beruf des Klavierbauers entschieden hatte, hat mich dieses Interesse nie ganz verlassen.
Ausgelöst durch Krisen in meiner Partnerschaft und der Suche nach Lösungen mit zwei Paartherapien und intensivem Austausch mit verschiedensten Menschen, entflammte das alte Interesse an Psychotherapie wieder neu, bis ich mich schließlich selbst entschloß, eine neu in Berlin angebotene Ausbildung zum Sexualtherapeuten und danach weitere psychotherapeutische Ausbildungen zu absolvieren.
Beim Klavierstimmen musst du ja mit größtem Feingefühl vorgehen und auf die feinsten Nuancen achten. Bringt dich diese Erfahrung auch bei der Arbeit mit Menschen weiter?
Definitiv! Lass es mich auf zwei Punkte bringen:
Als Instrumentenbauer lernst du im Idealfall, das Wesen der einzelnen Materialien zu begreifen. Du lernst, Holz, Metall, Filz usw. zu verstehen, du fühlst dich ins Material ein. Zusätzlich lernst du, zu erfassen, wie die verschiedenen Materialien, die im Klavier oder Flügel eingesetzt werden, in Beziehung zueinander wirken.
Du brauchst Geduld und innere Sammlung und eine zugewandte liebevolle Haltung zu jedem Instrument, wenn es gut werden soll. Diese Fähigkeit, sich einzulassen, lässt sich wunderbar in andere Lebensbereiche mitnehmen.
Ein zweiter Punkt ist: Als Klavierbauer und -stimmer habe ich immer schon sehr viel mit Menschen gearbeitet. Viele Musiker pflegen geradezu intime Beziehungen zu ihren Instrumenten. Das erfordert Achtsamkeit, Demut vor Instrument und Mensch und hohen Respekt gegenüber der Beziehung, die Menschen zu ihren Instrumenten haben. Viele Stunden habe ich nicht nur den Instrumenten, sondern auch ihren Besitzer/inne/n zugehört und Anteil am Leben dieser Menschen genommen. Diese Erfahrungen nehme ich natürlich in den therapeutischen Beruf mit.
Nun arbeitest du schon ein Paar Jahre im Therapiebereich – was sind so die häufigsten Problemstellungen, mit denen du von Männern konfrontiert wirst?
Der bisher jüngste Mann in meiner Praxis war 21, der älteste fast 70 Jahre alt. Die Vielfalt von Problemen ist so breitgefächert, wie Menschen in ihrer Biografie individuell sind. Es geht um Eifersucht, Erektionsstörung, vorzeitigen Samenerguss, aber auch verzögerte Ejakulation bis hin zum Ausbleiben des Orgasmus sind Themen, mit denen Männer zu mir kommen. Identitätsfragen, wie z.B. die Angst, möglicherweise homosexuell zu sein, oder auch der Wunsch, einfach zu funktionieren, gehören ebenso dazu, wie Ängste, überhaupt eine tiefere Beziehung zu anderen Menschen zuzulassen.
Was ich in der Paartherapie oft wahrnehme, ist eine große Sehnsucht danach, sich angenommen zu fühlen. Bei etwa der Hälfte der Männer beobachte ich dabei eine hohe Bereitschaft, an sich zu arbeiten, bis hin zur Tendenz, sich selbst zu übergehen. Was ich aber ebenso oft wahrnehme, ist ein großes Misstrauen dagegen, sich überhaupt zu öffnen und mit eigenen Themen zu zeigen. Für viele lautet die Überlebensstrategie: Schweigen und sich ein mögliches Verletztsein nicht anmerken zu lassen.
Erfahrungen hast du auch selbst schon in Männergruppen gesammelt – was bewegt Männer dazu, sich in solchen Gruppen zusammenzufinden?
Das kann ich natürlich auch nicht generalisiert beantworten. Mich persönlich trieb damals die Frage um: „Wie geht ihr eigentlich mit eurem Mann-sein um?“ Ich fühlte mich, nach einer Kindheit und Jugend, die ich während der Hochphase der Frauenbewegung in den 1970er und 80er Jahren erlebte, zerrieben von Geschlechterrollen, generalisierten Zuschreibungen von Täter- und Opfer-Konstrukten und der gefühlten scheinbaren Unmöglichkeit, einen Platz in meiner Identität zu finden, an dem ich mich in Würde entfalten konnte. Ich hatte Jahrzehnte der Abspaltung meiner „bösen“ „männlichen“ Anteile hinter mir und spürte zunehmend, dass ein Leben der partiellen Selbstverleugnung mir auf Dauer schadet.
Viele Männer in den Männergruppen kommen von der anderen Seite her, und erschließen sich nach und nach ihre zuvor abgespaltenen weichen, emotionalen „weiblichen“ Anteile. Fast alle Männer kommen mit der Frage: Was ist denn ein „richtiger“ Mann. Eine Frage, die unsere Gruppenleiter mit Augenzwinkern stets so erwiderten: „Der Beantwortung dieser Frage widersetzen wir uns seit Jahren erfolgreich.“ Und tatsächlich geht es gar nicht darum, herauszufinden, wie ein Mann sein, wie er funktionieren muss, um richtig zu sein. Vielmehr geht es darum, sich selbst in all seinen Anteilen wahrzunehmen und zu erleben: Alles das, was dich ausmacht, IST richtig. Du bist richtig, wie du bist.
Wichtig ist den meisten Männern das Erleben von Verbundenheit und Austausch, die Überwindung von Gefühlen innerer Einsamkeit und Leere und das Gefühl von Gehört- und Verstanden-werden, zu erleben.
Wie hat sich das Bild vom Mann deiner Meinung nach in den letzten Jahren geändert?
Eigentlich fast gar nicht!
Wir haben ja schon ziemlich lange ein Bild vom penetrationsgedrängten Mann, der seinen vermeintlichen Anlagen entsprechend seinen Samen streuen wolle und deshalb sexuell so triebhaft sei. Misstrauen gegenüber Sexualität insgesamt ist fast so alt wie die Sesshaftwerdung des Menschen. Dabei war das Frauenbild stets wechselhaft und sehr ambivalent, sowohl befürchtete verkörperte Sünde als auch verordnete tugendhafte Jungfrau.
Männliche Sexualität galt über Jahrhunderte und Jahrtausende durchgehend als triebhaft und kaum kontrollierbar, wurde aber irgendwie auch so gefordert. Mit der sexuellen Revolution der 1960er Jahre und der Frauenbewegung der 1970er und 80er Jahre hat sich wenigstens in Ansatz ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass Frauen sexuelle Wesen sind, die ein Recht auf eine selbst bestimmte Sexualität haben. Das Bild vom Mann hingegen hat sich bis heute praktisch gar nicht verändert. Im Kern gilt „der Mann“ bis heute als triebhaft, mit der Notwendigkeit, dies irgendwie im Zaum zu halten.
In einer Umfrage, die ich 2015 während der Recherchen für mein Buch „Männliche und weibliche Erregungskurven“ durchführte, gaben über 30 Prozent aller Befragten an, dass sie männlicher Sexualität deutlich misstrauisch gegenüber stehen. 30 Prozent der befragten Frauen, aber eben auch 30 Prozent der befragten Männer! Insgesamt stehen wir heute weiblicher Sexualität mit spürbar mehr Vertrauen gegenüber als der männlichen. Da hat sich in den letzten zwei, drei tausend Jahren nicht viel verändert.
Was hat dich schlussendlich dazu bewogen, dein Projekt Humannoid zu starten?
Kurz gefasst: Vor etwa drei Jahren bin ich im Internet auf das Nu Project gestoßen:
Für dieses Projekt reisten der Fotograf Matt Blum und die Fotografin Katy Kessler kreuz und quer durch die USA und durch Europa und fotografierten Frauen: Nackt, ungeschminkt und ohne körperkorrigierenden Einsatz von Photoshop.
Ich finde diese Bilder toll! Sie zeigen Frauen in ihrer Würde, in ihrer Verletzlichkeit und in der Stärke, die sich genau daraus ergibt, sich so zu zeigen, wie sie nun einmal sind! Menschen!
Wenn ich sehe, wie einige Frauen in den letzten Jahren sich nach und nach eine liebevoll positve und unbeschämtere Haltung zu sich selbst, ihrem Körper und ihrer Sexualität entwickeln und dies z.B. mit Schmuck in Form kleiner Vulvinchen feiern, oder in Fotobüchern wie „The Nu Projekt“ den weiblichen Körper in seiner natürlichen Schönheit würdigen, dann ist das auch für mich als Mann schön mitzuerleben. Und dann wünsche ich mir eine ähnliche Entwicklung auch für uns Männer. Mit dem humANNoid-Projekt möchte ich nun etwas Entsprechendes auch für Männer in die Welt bringen!
Die ausführliche Geschichte kannst du auch nochmal hier nachlesen.
Was wird der Inhalt des Buches sein?
Mit dem huMANNoid – Projekt arbeite ich an der Realisierung eines Buchs, das Männer in Bild und Wort in ihrer Ganzheitlichkeit zeigt. Einen Vorgeschmack findest Du auf der Webseite humannoid in der Galerie.
Im Buch werden jeweils Fotostrecken eines Mannes zu finden sein, gefolgt vom Interview, das ich mit diesem Mann geführt habe. Dabei stelle ich Fragen zum Selbstbild, zum Körperempfinden, zum Erleben von Sexualität und Beziehungen, zu dem, was dem Mann in seinem Leben wichtig ist und wovon er träumt. Es wird um Freudvolles, Schmerzvolles, aber auch um Schattenaspekte dabei gehen. Eben um ein ganzheitliches Bild, das den jeweiligen Mann als Mensch zeigt.
Mit dem Namen willst du auch auf die Thematik „Männer sind auch nur Menschen“ anspielen – was meinst du konkret damit? Werden Männer denn heutzutage in der Gesellschaft nicht einfach nur als Menschen gesehen?
Wie schön, dass Du diese Frage stellst! Denn die spontanen Reaktionen von Menschen, die diesen Drei-Wort-Satz lesen, hat mich anfangs selbst verunsichert, und ich habe mich dann gefragt, ob der Untertitel wirklich gut gewählt war. Inzwischen finde ich aber, dass es genau so, und nicht anders, gut ist.
„Männer sind Menschen“: Dieser kurze Satz an sich ist ja ebenso unspektakulär wie faktisch richtig, vergleichbar z.B. mit „Gras ist grün.“
Nun weckt „Gras ist grün“ eher wenig Emotionen. Bei „Männner sind Menschen“ hingegen beobachte ich Reaktionen von sarkastischem Lachen bis hin zu echter Berührtheit mit Tränen in den Augen. Von: „Schön wär´s!“, über „wir können´s ja mal versuchen, hahaha“ bis „endlich fühle ich mich gesehen“ und „wie schön, wenn ihr Euch zeigt.“ reicht die Skala, die dieser schlichte Satz auslöst. Und das ist großartig, weil uns an dieser Stelle spürbar wird, wie wir unsere Sicht auf Menschen verengen, sobald wir das Geschlecht betrachten. Und jede/r macht das auf seine/ihre eigene Weise.
Deine Interpretation: „Männer sind auch nur Menschen“ klingt z.B. ein bisschen danach, als gäbe es etwas zu entschuldigen, „nur Menschen“ klingt nach „weniger als eigentlich gut wäre“, oder nach „Fehler gemacht zu haben“. Ich sehe es genau anders herum: Männer sind mehr als nur Männer, so wie Frauen mehr sind als nur Frauen.
Wenn Du Dir Menschsein wie einen voll entfalteten Fächer vorstellst, neigen wir dazu, beim Blick auf Männer die eine Seite, beim Blick auf Frauen die andere Seite des Fächers zusammenzuklappen. Wir sind es gewohnt, weiblichen Menschen ihre Wehrhaftigkeit und Entschlossenheit abzusprechen. Wir sind es gewohnt, männlichen Menschen ihre Zartheit und Verletzlichkeit zu verleugnen.
Der Satz „Männer sind Menschen“ bringt für mich den ganzen Fächer wieder zur Entfaltung, zeigt Männer in der Ganzheitlichkeit ihres Menschseins. Das sind wir nicht gewohnt. Aber bei vielen Menschen nehme ich eine große Sehnsucht nach dieser Ganzheitlichkeit wahr.
Wie willst du diesen festgefahrenen Mustern mit deinem Buch entgegenwirken?
Im Grunde mit dem einfachsten, uns zur Verfügung stehendem Mittel: Mit uns selbst, und unserer Fähigkeit, uns im Rahmen des uns Möglichen so zu zeigen, wie wir sind. Dafür brauchen wir geschützte Räume, in denen das möglich ist. Es ist ja so: Jeder von uns macht sich ja bereits bei einer ersten Begegnung spontan ein Bild vom Anderen. Wir sortieren Menschen in unsere inneren Schubladen ein: „sympathisch“, „engstirnig“, „verklemmt“, „warmherzig“, und wir vergeben auch ein Stück weit Rollen: „wie ein Vater“, „wie George Clooney“, „Lebemann“, … was auch immer. Aber vieles von dem, was einen Menschen ausmacht, zeigt sich uns erst, wenn er aus den Rollen aussteigt, bzw. wir dem Menschen die Gelegenheit geben, ihn aus den Rollen zu entlassen, die wir ihm gegeben haben.
Ein Mann, der zu Beginn des huMANNoid – Fotoshootings noch einen Mantel trug, brachte das im Interview auf den Punkt: „Tatsächlich habe ich mich, nachdem ich den Mantel abgelegt hatte, wohler gefühlt, und auch nicht mehr so unsicher. Vielleicht auch, weil ich das Gefühl hatte, ich leg da eine Rolle ab, oder so etwas.“
Wenn wir unsere Rollen ablegen, entspannt sich etwas. Der Fächer unseres Mensch-Seins bekommt Raum, sich zu entfalten. Auch in der Begegnung miteinander. Ich beobachte das zunehmend auch bei mir selbst bei jedem der Interviews. Das beginne ich meistens erst einmal damit, dass wir meine Bilder und die meines Interviewpartners ansehen und darüber sprechen: Im Gespräch verlieren innere Schubladen und vergebene Rollen an Bedeutung. Und das ist eine schöne Erfahrung, die ich in meinen Alltag mitnehme: wenn ich z.B. U-Bahn fahre, sortiere ich zwar immer noch spontan in Schubladen ein, aber bewußter und quasi mit dem Vermerk: „vorläufiger Eindruck“. Es öffnet und entspannt sich etwas, ich fühle mich den Menschen mehr zugewandt.
Männergruppen, Selbsterfahrungsgruppen sind toll. Aber ich höre auch immer wieder aus verschiedenen Gruppen Teilnehmer, die sagen: Das, was wir hier erleben, diese Offenheit, können wir nicht in unseren Alltag mitnehmen.
Das Buch soll, wenn es fertig ist, etwas von dem, was sich im geschützten Raum entfalten kann, nach draußen, in den Alltag bringen. Es soll Mut machen, sich solche Räume zu schaffen. Das vielleicht schönste Feedback zum Beginn des huMANNoid – Projektes kam von einer Frau, die mir sagte: „Du machst mir Mut, mich auch zu zeigen.“
Braucht es nach der Emanzipation der Frau jetzt auch eine Art Emanzipation des Mannes?
Ich sehe nicht, dass die Emanzipation der Frau abgeschlossen wäre. Und ich bin sicher, dass wir ohne eine Emanzipation des Mannes da auch nicht wirklich weiter kommen. Aber genau genommen brauchen wir eine Emanzipation des Menschen. Dass das Patriarchat ein Gemeinschaftsmodell ist, das der Welt und den Menschen nicht gut tut, tendiert heutzutage ja Richtung allgemeinen Konsens´. Es muss uns allen klar sein, dass es im Patriarchat keine Gewinner gibt. Weder Frauen noch Männer profitieren wirklich davon. Emanzipation ist kein Geschlechterkampf und darf auch nicht dazu gemacht werden. Wer sich als Kämpfer definiert, braucht einen Gegner. Und wer einen Gegner definiert, verfestigt ein Bild davon, wogegen gekämpft wird, erhält dieses Bild aufrecht und sorgt schließlich dafür, dass sich im Kern nichts verändert. Wir stecken dann weiterhin in Rollen fest. Emanzipation, die Veränderung bewirken will, muss in meinen Augen nicht GEGEN, sondern FÜR etwas agieren.
Ja, wir brauchen eine Emanzipation! Die des Menschen, die den ganzen Fächer jedes Menschen zu sehen bereit ist.
Und zum Schluss noch die Frage: Vor welchen Herausforderungen siehst du den modernen Mann in der Gesellschaft stehen?
Den Gedanken loszulassen, dass er auf eine bestimmte Weise Sein oder funktionieren müsse, um lieb gehabt zu werden. Die Frage, was ein „richtiger“ Mann ist, ist nicht mehr als die Suche nach einer anderen Rolle.
Sich selbst seiner Fähigkeit der vollen Entfaltung des Fächers menschlichen Seins bewusst zu sein und dafür Eigenverantwortung zu übernehmen. Und das bedeutet: sich nicht klein zu machen, indem die vermeintlich „männlichen“ Aspekte auch noch verborgen werden, sich nicht „umzukehren“ indem nur die vermeintlich „weiblichen“ Anteile entfaltet werden, die „männlichen“ aber verborgen bleiben, und sich darüber klarwerden, dass das Verleugnen vermeintlich „weiblicher“ Anteile einfach nicht groß macht. Ein ganzer Mann ist ein Mann solange nicht, wie er seinen Fächer auf einer Seite zusammengeschoben hält. Diesen Fächer des ganzheitlich Mensch-Seins zu entfalten ist so schlicht, wie es herausfordernd ist.
So wie der Satz „Männer sind Menschen“ herausfordernd ist und die ganze oben genannte Bandbreite von Reaktionen auslösen kann. Die Herausforderung liegt darin, all diese Reaktionen auszuhalten. Den Gegenwind ebenso, wie das Berührt Sein, ohne sich wegzuducken, aber auch, ohne sich hart zu machen. Verantwortung übernehmen für Verletzungen, die wir anderen Menschen zufügen, wie auch Verantwortung dafür, die uns zugefügten Verletzungen zu benennen, damit sie versorgt werden und heilen können.
Das ist die Herausforderung für Männer, denn Männer sind Menschen.
Wen dieses Projekt jetzt genauso begeistert wie mich, und Teil des Buches huMANNoid werden möchte, kann sich gerne bei Eilert Bartels melden. Was auf euch zukommt, wenn ihr mitmacht, erfahrt ihr auf der Seite von Humannoid.
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HuMANNoid ist keineswegs Eilert Bartels erstes Buchprojekt. In seinem Erstlingswerk „Männliche und weibliche Erregungskurven“ widmet er sich den sexuellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen und den vielen Vorurteilen, die damit einhergehen. Erhältlich ist das Buch bei Amazon, oder, das ist Eilert Bartels noch viel lieber: beim Buchhändler Ihres Vertrauens.
Alle Bilder Copyright und mit freundlicher Genehmigung von Eilert Bartels