Sex sells, so sagt man gerne in der Marketingbranche. Autos, Werkzeuge, Alkohol, ein paar lustvolle Frauen und schon steigt der Umsatz an. Mag sein, dass Sex dazu verhilft, andere Produkte besser zu vermarkten. Doch das Thema Sex an sich ist nur dann leicht zu verkaufen, wenn es auf die große Menge zielt, man möglichst viel nackte Titten und geile Geschichten lesen kann. Mit stilvoller Erotik ist anscheinend kaum Geld zu verdienen.
Das Jahr fing nicht gut an: Das Feigenblatt-Magazin hört nach fast 8 Jahren erst mal auf. Aufgrund doppelten Familiennachwuchs (und des daraus entstehenden Zeitmangels) und der schon immer schwachen Finanzierungsgrundlage hat sich die Herausgeberin Anja Braun dazu entschieden, bis auf weiteres mit der Printausgabe des Magazins aufzuhören. Inwieweit online noch etwas geschehen wird, ist offen.
Die Lustschmerz-Community, eine stilvolle und unterhaltsame Internetseite zum Thema SM hat ebenfalls nach 13 Jahren dicht gemacht. Auch hier wird u.a. die mangelnde Finanzierung als Grund dafür aufgeführt.
In den Jahren 2010/2011 hatte das P.O.-Magazin sein Ende gefunden, ebenso wie die Alley Cat. Dieses Magazin wurde von zwei Kölnerinnen im Eigenverlag produziert und vertrieben. Nach enormem medialen Interesse kaufte der Burda-Verlag die beiden auf, mischte es neu zusammen und verlor nach der ersten Ausgabe aus dem großen Haus das Interesse, weil es finanziell doch kein so großer Erfolg war.
Der Verführer, ein kostenloses Berliner Magazin, widmete sich von Anfang an den lustvollen Seiten Berlins, bis vor ca. einem Jahr der Fokus nun auf Mode und Lifestyle in Berlin umgestellt wurde.
Sicherlich gibt es immer eine Mischung aus Gründen, warum ein Magazin nicht überlebt. Ob das nun familiäre Gründe sind, neue Interessen oder unternehmerische Fehlentscheidungen oder halt einfach, dass eine Nische schlicht und einfach zu klein ist. Doch ich beobachte seit ca. 10 Jahren die Branche und stelle fest, dass es immer wieder Versuche gibt, etwas neues zu etablieren, doch nur die wenigsten überleben.
Sex verkauft sich als Zugabe, aber nicht als Hauptbestandteil: Sextipps in Frauenzeitschriften, erotische Motive bei Sekt oderLifestyle, dort werden sexuelle Reize als Kaufmotivation mit eingesetzt. Doch ein Magazin, das sich nur der stilvollen Erotik/Sexualität widmet, hat schwer zu kämpfen. Das liegt unter anderem auch daran, dass die“seriösen“ Firmen selten in diesem „Schmuddel“-Bereich werben möchten.Doch die Erotikbranche besteht zum größten Teil aus einzelnen Unternehmer/innen, die Großen der Branche lassen sich an einer Hand abzählen: Funfactory, Beate Uhse, Orion… Nur die können mal eben 1.000Euro für eine ganzseitige Werbeseite ausgeben, die kleinen sind froh,wenn sie sich mal eine Internetanzeige für 200 Euro leisten können(sicherlich gibt es Ausnahmen).
Ein neuer Versuch eines stilvollen Erotikmagazins ist ja das Eden pure sensual Magazin, doch auch hier stellt sich mir die Frage, ob dieses Magazin auf Dauer überleben wird. Nach den ersten beiden Ausgaben ist der nächste Erscheinungstermin noch nicht veröffentlicht.
Dennoch ist ganz klar zu sehen, dass die stilvolle Erotik Aufwind bekommen hat. Es gibt eine viel größere Auswahl an gesundheitlich unbedenklichen und kreativen Sextoys. Auch die Erotikshops, online oder als Ladengeschäft, präsentieren sich immer heller und freundlicher und bemühen sich, sich vom Schmuddelimage abzugrenzen. Und vielleicht ist es normal, dass Projekte begonnen werden und auch wieder beendet werden. Doch mit dem Thema Sex wirtschaftlich erfolgreich zu sein, scheint schwer zu sein.
Wir werden sehen, wie sich der Markt entwickelt. Und ich wünsche allen, die in diesem Bereich etwas bewegen (wollen), dass sie nicht nur Ruhm und Ehre ernten, sondern auch soviel Euros, dass sie es niemals wegen finanzieller Schwächen aufgeben müssen.
Mehr Informationen zu den oben erwähnten stilvollen Erotikmagazinen findet ihr in unserem Blogartikel: Erotikmagazin