Da stand ich also. Aus dem Gebäude und dem offenen Eingang hörte ich die lauten Bassklänge und wildes Geraune nach außen dringen – und sie schienen nach mir zu rufen. „Dieses Mal wird es dir gefallen, dieses Mal wird alles anders.“ Ich hoffte es sehr. Nach meinem Debakel im Swingerclub habe ich der Szene zunächst den Rücken gekehrt und mich wieder im Privaten komplett ausgetobt. Doch wie ich bereits in meinem letzten Artikel diesbezüglich geschrieben hatte, wollte ich nicht aufgeben. Ich wollte mich nicht entmutigen lassen und ahnte, ja hoffte sogar, dass dort eine Welt sein könnte, in der ich endlich mit meinem großen, sexuellen Hunger Platz finden würde.
Dementsprechend nahm ich all meinen Mut zusammen, meldete mich bei Joyclub an und entdeckte am Valentinstag direkt die erste Party zu der ich mich begeben wollte. Über 560 Personen waren angemeldet. Meine Angst, dass da niemand dabei sein könnte, der mir gefiel, verschwand sofort und ich suchte nach einer Begleitung für den Abend. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, alleine zu gehen, wenn ich niemanden gefunden hätte – so groß war mein Wunsch danach, dieses erste Erlebnis zu verdrängen und aus meinem Gedächtnis zu löschen.
Doch es fand sich noch jemand und ich wartete vor dem Eingang auf ihn. Im Vorfeld hatte ich ihm gesagt, dass es meine erste, wirklich große Erotikparty sei und ihn darum gebeten, mich nicht einfach im Regen stehen zu lassen. Da war er auch völlig einverstanden mit – jaja, Männer und ihre Versprechen. Aber dazu später mehr.
Als ein junger Mann im Dunkeln auf mich zukam, sprach ich ihn direkt an, weil er meiner Verabredung ähnelte. „Daniel?“, fragte ich und er blieb stehen und runzelte die Stirn. „Ehm nein, entschuldige. Aber bist du das erste Mal hier?“ Ich entschuldigte mich für meinen Fauxpas und lachte peinlich berührt. Ich teilte ihm mit, dass es das erste Mal sei, aber bevor er etwas erwidern konnte, kam der richtige „Daniel“ und wir gingen rein. Kaum, dass wir durch die erste Tür waren und ein paar Menschen vor der Garderobe sahen, wusste ich, dass ich definitiv eine neue Erfahrung machte. Personen in interessanten Leder-, Latex- und Lackoutfits oder Corsagen standen plötzlich vor mir und lächelten mich an, auf der Tanzfläche tobte sich alles aus, was zwischen 20 und 50 war, in allen Facetten und Formen. Es wurde wild rumgeknutscht, Oralverkehr neben der Tanzfläche war ebenfalls keine Seltenheit.
Ich muss gestehen, dass ich ein wenig erschlagen war von den vielen Eindrücken. Ich fühlte mich etwas unwohl, aber nicht deswegen, weil es mir nicht gefiel, sondern weil mein Körper allgemein auf diese Weise in unbekannten Situationen reagiert. Ich habe gerne die Kontrolle über Dinge. Aber ich war neugierig und gespannt. Mein Begleiter zeigte mir die vielen Räumlichkeiten und zu meiner Freude entdeckte ich so einige Männer, die genau in mein hübsches Beuteschema fielen. Die ein oder andere flüchtige Berührung brachte so langsam mein Blut in Wallung.
In einer der oberen Etagen zerrte mich mein Begleiter plötzlich zu einem Bett, auf der sich zwei Frauen und ein Mann vergnügten. Ich muss, denke ich, nicht sagen, dass sich dort die Besucher der gesamten Etage am meisten tümmelten. Mein Begleiter kannte die eine Dame offensichtlich, begrüßte sie und sah ihr lange zu. Er sagte, dass er mit ihr auch noch seinen Spaß haben werde. Aha, entgegnete ich ihm trocken.
Ich betrachtete das Dreiergespann und dann auch die umstehenden Personen. Während in deren Augen Lust, ein Lächeln und noch etwas mysteriöses, das ich bis heute nicht genauer bestimmen kann, zu sehen war, spielte sich in meinem Gesicht wohl nur Ausdruckslosigkeit wider. Zwar schaue ich gerne Pornos und finde sie anregend, doch neben einigen Personen zu stehen und ihnen zuzuschauen, löst in mir (noch?) rein gar nichts aus. Im Gegenteil, ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass ich störe und mich lieber wieder auf den Weg machen sollte, um selbst so etwas zu erleben.
Mein Begleiter war sichtlich aufgegeilter als ich und zog mich wieder eine Etage tiefer in einen Bereich, wo zu meiner Zufriedenheit nur ein Pärchen auf dem Bett seinen Spaß hatte. Ich war immer noch keine Freundin von Zuschauern, wohingegen mich ein Pärchen nebenan überhaupt nicht störte und ihr Gestöhne mich eher anregte. „Daniel“ befahl mir, mich hinzuknien und ihm einen zu blasen. Dabei packte er meine Haare und ich schloss die Augen. Ich spürte, wie er mich nach einer Weile hochzog und auf das Bett warf. Ich landete nur wenige Zentimeter neben dem Paar, doch die ließen sich nicht stören. Als er mich nahm, waren meine Augen immer noch geschlossen, da ich die Atmosphäre ganz in mich aufnehmen wollte. Die dröhnende Musik, die von der Tanzfläche direkt unter uns zu mir heraufdrang ging mir durch Mark und Bein, ich hörte vereinzelte Stimmen und konnte dennoch nicht klar verstehen, was sie sagten und bemerkte die Hitze meines Partners und des Paares neben uns. Ich dachte darüber nach, wie ein simpler Gedanke – und zwar an Valentinstag nicht allein zu sein – mich in diese wahnsinnige, neue Situation gebracht hatte und dankte mir selber, eine Kämpfernatur zu sein und diesen Schritt gewagt zu haben. Dass ich mich von dem schrecklichen Erlebnis im Swingerclub nicht habe unterkriegen lassen, ist und war definitiv ein Sieg für mich selber.
Als wir fertig waren, gingen wir wieder hoch, wo das Trio immer noch (!) zugange war und sich die Zuschauer sogar noch vermehrt hatten. Meine Begleitung machte mir deutlich, dass ich mich umschauen solle und wir uns ja wiedertreffen könnten, wenn ich gehen wollte – da er meine Garderobenmarke hatte. Er wolle sich an seine Bekannte ranmachen. Ich habe einmal tief durchgeatmet und ihm innerlich eine geklatscht, hatte er doch gesagt, dass er mich nicht im Regen stehen lassen wollte. Natürlich wollte ich ihn nicht exklusiv an dem Abend für mich. Aber mich wegzuschicken war eine ganz andere Nummer. Ich drehte mich um – und schon war meine Sorge verschwunden, obgleich meine Nervosität ins Unermessliche stieg. Direkt hinter mir stand ein Mann, der genau in mein Beuteschema fiel. Durchtrainiert, etwas größer als ich, schöne Haare, tolles Gesicht. Und im Anzug. Innerlich hörte ich die helle Gewinnglocke läuten, die ich immer höre, sobald mir ein Mann gefällt. Das ist für mich das Zeichen: mit dem MUSS ich ins Bett.
Er ging in den nächsten Raum zur Balustrade, von der man hinunter in einen gotischen, hölzernen Bereich schauen konnte und wo soeben eine Frau ausgepeitscht wurde. Ich folgte ihm und stellte mich neben ihn. Jemanden anzusprechen war noch nie mein Problem, meine Nervosität war lediglich darauf zurückzuführen, dass ich mich mit den „Gepflogenheiten“ bei so einer Veranstaltung nicht auskannte. Gab es eine bestimmte Formulierung, die man benutzen konnte, um zu signalisieren, dass man die oder die Art von sexueller Interaktion will? Sollte man sich erst ganz normal unterhalten? Sollte man direkt sagen „Hey, du bist geil, ich will dich ficken?“. All das schoss mir in wenigen Sekunden durch den Kopf – und aus meinem Mund kam, sobald er mich anlächelte, ein simples: „Hey, bist du alleine hier?“. Sein Grinsen wurde breiter und er nickte. „Ja. Und du?“
Wir setzten uns auf einen Käfig in der Nähe und ich schüttelte den Kopf. Ein wenig zerknirscht sagte ich ihm, dass meine Begleitung mich ungalant fortgeschickt hätte und ich „meinen Spaß“ haben solle. Daraufhin tauschten wir ein paar Floskeln aus und als ich ungeduldig wurde, bin ich näher an ihn herangerückt. Ich fragte ihn, was er davon halten würde, wenn wir uns eine ruhige Ecke suchen und ich ihm einen Blasen würde, woraufhin er auf mir abspritzen könne. Seine Augen wurden groß und ich dachte für einen Moment zu weit gegangen zu sein – mein großes und direktes Mundwerk brachte mich so oft in Bedrängnis. Doch nachdem er anfing zu lachen und zu sagen „Na, du gehst aber ran für dein erstes Mal, aber klar, das klingt nach einem guten Deal“, waren meine Befürchtungen fort.
Wir gingen nach unten in einen Raum mit schwarzen Sofas und einem großen, schwarzen Bett, wo sich nur ein weiteres Paar aufhielt. Ich zog sein Hemd aus und schleckte ihm zunächst seinen tollen Körper ab, bevor ich mich weiter nach unten bewegte. Dabei war ich so in Gedanken, dass ich nur am Rande hörte, dass zwischendurch immer mal wieder jemand in den Raum kam und ihn nach einer Weile wieder verließ – ich schien mich so langsam daran zu gewöhnen.
Als er fertig war, sorgte er auf der Couch noch für mein Wohlbefinden und als ich ihn fragte, ob er später noch gerne Sex mit mir hätte, schaute er mich bedröppelt an und meinte, das hätte ich vorher sagen müssen. Er könne meistens nur einmal. Na toll. Da wurde mir klar, dass ich bei solchen Events wohl doch lieber gleich noch direkter werden sollte. Dennoch schlug er mir vor, dass wir noch einmal durch die Räume gehen könnten und ich solle ihm sagen, wenn mir jemand gefiel. Den würde er dann ansprechen und uns dabei zusehen.
Das Problem war nur leider, dass es schon sehr spät war – und der Altersdurchschnitt locker auf 40+ gestiegen war. Somit fanden wir niemanden, der mir wirklich gefiel – und ich lustigerweise auch noch jemandem aus meinem Fitness Studio über den Weg lief. Dass wir uns am nächsten Morgen auch noch bei den Crosstrainern wiedergesehen haben, hat bei mir für großes Amüsement gesorgt, bei ihm wohl eher für Unbehagen. Keine Ahnung, ich habe ihn nur angegrinst und meine Übungen gemacht. Mich stört so etwas nicht.
Nun ja, meine zweite Begleitung und ich sahen dann hin und wieder noch ein paar Personen zu, doch ich hatte für meinen ersten Abend genug gesehen und erlebt. Die Eindrücke waren reichhaltig und viel und ich fühlte mich ein wenig erschlagen – aber es ging mir gut. Ganz anders also als nach meinem letzten Ausflug in diese Szene. Ich denke, das lag vor allem an der Größe der Veranstaltung. Bei 400+ Personen war die Chance deutlich größer, tatsächlich Männer innerhalb meines Interessensgebietes zu finden und alle anderen in der Masse ignorieren zu können. Auch wenn ich mich im Nachhinein ärgerte nicht schon früher da gewesen zu sein, wusste ich, dass es dennoch für den Anfang in Ordnung war. Nicht perfekt, aber akzeptierbar. Alles war besser als das andere Erlebnis.
Die nächste große Party startet bald.
Ich kann es kaum erwarten.