Das etwas absonderliche Vergnügen

Der Mensch hat im Laufe seines Erdendaseins etliches auf seine Brauchbarkeit als Liebesmittel getestet. Der Absonderlichkeiten gab es in großer Zahl. Während wir uns heute gern auf chemisch nachweisbare Inhaltsstoffe verlassen möchten, nutzten frühere Menschen ihre Sinne, wie Geruchssinn und Geschmack, die Kontaktaufnahme mit den Pflanzengeistern selbst und Signaturen. Signaturen sind Zeichen, die offensichtlich auf etwas deuten, wenn man es versteht, in den Pflanzen zu lesen. In der Fülle der Aphrodisiaka wimmelt es nur so von Signaturen. Eines der für mich schönsten ist die Perlenmuschel, obwohl sie keine Pflanze ist. Sicherlich verbirgt sich in ihr einiges an Symbolik, zugleich ist sie ein weltweit bekanntes Liebesmittel und eines der schönsten Attribute der Weiblichkeit.

Der Einsatz der Stinkmorchel als luststeigerndes Mittel geht ebenso auf das Erkennen und Deuten ihrer auffälligen Zeichen zurück. Die Stinkmorchel ist ein heimischer Pilz, der wegen seiner Form und seines nachdrücklichen Geruchs berühmt geworden ist. So beschreibt Aigremont treffsicher die Signaturen: „Sie kommt wie ein Ei aus der Erde (Teufelsei, Hexenei, Brunstkugel), dann erhebt sich der Penis aus dieser volva, wenn diese aufbricht, verbreitet sie einen durchdringenden Aasgeruch, durch den die Fliegen herbeigelockt werden, die aber auch in dem klebrigen Saft ihr Leben lassen müssen. Der Penis gestaltet sich zu einer kleinen Säule mit oben gewölbten Kopfe (Eichel) von schmutziggrüner Farbe, während der Stiel grau ist. Die Gestalt gleicht zuletzt genau der des aufgerichteten Penis mit übergezogener Vorhaut. Solcher Form verdankte der Pilz frühzeitig den Ruf als Aphrodisiakum.“ Einst war die Stinkmorchel Ingredienz verbotener Liebestränke, jedoch sind diese Rezepte verloren gegangen. Sie wurden genutzt, um Liebe zu erzeugen oder um „die Folgen ungesetzmäßiger Liebe zu beseitigen“. Über die Chemie des Pilzes ist nur wenig bekannt und ein aphrodisischer Wirkstoff wurde bisher nicht gefunden.

Sicherlich der Knoblauch ist sehr gesund und wird seit jeher geschätzt und gepriesen. Ich gebe zu, er schmeckt (manchmal) und kann vielseitig in der Küche eingesetzt werden. Muss er aber leibhaftig in der Liebesküche Verwendung finden? Sogar der Knoblauch gehört zu den Liebespflanzen und sein aphrodisischer Gebrauch war schon im alten Ägypten bekannt. Die Römer sollen ihn der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres geweiht und aus seinem Preßsaft sowie etwas Koriander einen Liebestrank hergestellt haben. In vielen alten Kräuterbüchern steht, dass er „zur Unzucht reize“ und selbst Impotenz heilen kann. So wird weiterhin behauptet, dass der Genuss knoblauchreicher Mahlzeiten erotisierend wirken soll. Bei mir allerdings nicht, der schwefelhaltige Geruch tötet meine Sinne. Damit noch nicht genug. Knoblauch enthält eine Reihe an Inhaltsstoffen, u.a. ätherisches Öl, das für die kräftig hautreizende Wirkung verantwortlich ist. Aus diesem Grund reiben sich vor allem die Asiaten, jedenfalls manche von ihnen, das Glied mit Knoblauch ein, um die Erektion zu fördern. So ein Asiate kommt mir nicht ins Haus. Bei Knoblauch habe ich leider das Gefühl nie wieder etwas anderes riechen oder schmecken zu können als Knoblauch, zumindest bei hoher Dosierung oder körperlicher Anwendung.

In Indien wird Henna als Mittel gegen männliche Impotenz und gegen vorzeitige Ejakulation gebraucht. Man reibt etliche Male am Tag die zerstoßenen Blätter auf gewisse Körperteile, insbesondere Kopf, Fingerspitzen und Fußsohlen. Henna ist in Europa hauptsächlich als Haarfärbemittel bekannt und bringt natürliche Rottöne auf Haut und Haar. Ist das nicht taktvoll, so weiss mit diesem Gebrauch in Indien gleich jeder oder jede, welches Problem diesen Mann gerade beschäftigt. Im übrigen wird der Duft der Blüten dieses Strauches im Orient geschätzt und als Parfüm verwendet.

BrennesselDie Brennnessel ist eines der wenigen, heimischen Gewächse, die nahezu Alle kennen. In den Brennhaaren ist ein stark hautreizendes Nesselgift enthalten, sodass der Händedruck mit dieser vielseitigen Heilpflanze unvergesslich bleibt. Frühzeitig begann der Mensch, diese Eigenschaft als sexuelles Stimulans zu nutzen. Bei der sogenannten Urticatio, vom lateinischen Namen der Brennnessel abgeleitet, oder Brennnesselflagellation wird der Partner mit frischen Brennnesseln solange am nackten Körper, vorwiegend in der Schamgegend, gepeitscht, bis es zu einer Erektion oder zu wollüstigen Gefühlen in Vulva oder Rektum kommt. Dabei wird die Blutzirkulation aktiviert, der Körper aufgewärmt, und die Nervenenden sensibilisiert. Diese liebreizende Art des Liebesspiels wird noch heute praktiziert. Aber auch pflanzliche Zubereitungen aus der Brennnessel gelten von Alters her als Aphrodisiaka, so werden insbesondere die Samen eingenommen. „Das Essen der Brennnesselsamen mehret die natürlichen Samen.“ heißt es in alten Schriften. Soweit eine kleine Auswahl spezieller Vergnügen.