Da rekeln sich Paare in eindeutigen Stellungen als Kaminuhr oder aufdem Lampenschirm. Zieren erotische Phantasien vor allem männlicheInsignien, wie Schnupftabakbehälter, Pulverhorn oder Pfeifenköpfe. Aberauch alltägliche Gebrauchsgegenstände dienen als Untergrund fürDarstellungen der bekannter Weise „schönsten Sache der Welt“. So findensich in der privat zusammengetragenen Ausstellung in Stralsund neben Parfümflakons,Glaskaraffen auch Dosen, Teller und Vasen mit entsprechenden erotischenAbbildungen.
Dieter Krügel aus Glauchau ist der stolze Besitzer all dessen. Wir haben mit ihm ein kurzes Interview geführt
Wie hat das bei Dir angefangen, dass Du erotische Kunst gesammelt hast? Und wie lange machst du das schon?
Wer Erotika und Objekte des Fruchtbarkeits – und Phalluskultes sammelt, muß selbst aufgeschlossen für Erotik und Sex sein.
Es begann bereits zu DDR – Zeiten durch den Kauf von Akt – Foto – Bildbänden, das „Magazin“ und – wenn man Glück hatte – von erotischen Romanen, wie z.B. „Djin Ping Meh“. Den Durchbruch gab es 1999 bei einer Mexikoreise, als meine Frau und ich ein liebendes typisch mexikanisches Pärchen sahen und es sofort kauften. Auf dem Rückflug entschieden wir uns – bei den hoffentlich noch vielen gemeinsamen Auslandsreisen – als Souvenir nur noch landestypische erotische Darstellungen (keine Bilder) mitzunehmen.
So entstand unser Sammlergedanke und unsere Sammlerphilosophie, die darin besteht, soviel wie möglich verschiedene landestypische erotische Darstellungen aus soviel wie möglich verschiedenen Ländern, Regionen und Kulturen aus aller Welt zusammenzutragen.
Die Sammlung “ Erotika-international“, die gegenwärtig über 1200 Exponate aus über 100 Länder, Regionen und Kulturen umfaßt, hat meine Frau mit begründet. Leider ist meine Frau 2001 verstorben. Ab 2006 erweiterte ich mein Sammlergebiet auf Objekte des Fruchtbarkeits – und Phalluskultes.
Wie findest Du die ganzen Skulpturen?
Die Sammelobjekte fand ich anfangs auf Reisen, Antik – und Flohmärkten und Auktionen. Aus fast 300 alten und neuen Büchern über erotische Darstellungen und erotische Kunst von der Antike bis jetzt, über die Naturvölker, über die verschiedenen Kulturkreise usw., weiß ich, was es alles gibt, auch wenn ich nicht (mehr) an die alten Originale herankomme.
Jetzt läuft fast alles über das Internet.
Ich habe mir einen Händlering aufgebaut, der von Amerika, über Europa, Afrika und Asien bis nach Ozeanien reicht.
Wer so viele Skulpturen sammelt, erfährt doch sicherlich auch eine Menge über die Sichtweisen von anderen Kulturen. Natürlich ist das ein grosses Feld, aber gibt es etwas, was allen oder vielen Kulturen gemeinsam ist? Oder worin bestehen die Unterschiede?
Aus meiner Sicht gab und gibt es in allen Kulturen – vielleicht mit Ausnahme des Islam – Darstellungen des Phallus als Zeichen der Stärke, Macht, Fruchtbarkeit und des Reichtums. Darstellungen der geschlechtlichen Vereinigung galten als Zeichen der Grundlage für die Erhaltung und der Weiterentwicklung der menschlichen Gemeinschaft.
Besonders natürlich und offen geht man mit diese Problematik in Asien, Ozeanien, einigen Ländern Afrikas und zum Teil in Südamerika um. In Europa und Nordamerika hat vor allem die Kirche viele diesbezüglich normale Traditionen der Völker zunichte gemacht.
In meiner Sammlung in Glauchau – die nach Voranmeldung über www.erotica-international.de für jeden mit einer Führung zugänglich ist, versuche ich, soweit es mir möglich ist, die Bedeutung der Objekte den Besuchern nahezubringen.
Die zur Zeit laufende Ausstellung im Museumsspeicher des Kulturhistorischen Museums der Hansestadt Stralsund zeigt mit 180 Exponaten einen Querschnitt durch meine Sammlung. Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Museen und Einrichtungen für eine Ausstellung mit meinen Sammelobjekten interessieren könnten.
Am 14.09. 2013 findet eine Sonderführung durch den Sammler Dieter Krügel statt: 16.00 Uhr
Mehr Informatioinen zur Ausstellung, die noch bis zum 27. Oktobert läuft: Museum Stralsund