Film-Kritik Tomboy

Es sind Sommerferien. Die zehnjährige Laure ist gerade mit ihrer Familie umgezogen und auf der Suche nach neuen Freunden. Laure spürt schon lange: sie will kein Mädchen sein. Sie fühlt und benimmt sich wie ein Junge. Jetzt bietet ihr der Ortswechsel die Möglichkeit für ein spannendes Experiment: Laure gibt sich bei den neuen Kindern als Mikael aus. Von nun an verbringt sie die Ferien raufend und Fußball spielend – und genießt ihr neues Ich. Aber der Sommer der Freiheit neigt sich dem Ende, denn mit dem Beginn der Schule droht Laures erfundene Identität auf zu fliegen …

Tomboy Filmplakat

„Tomboy“ ist ein berührender und heiterer Film, der auch bei mir einige Erinnerungen an die Kindheit aufgeweckt hat.

Offen bleibt bei dem Film jedoch die Frage, warum Laure das eigentlich macht. Ist es eine Phase, ein Ausprobieren oder geht es ihr eigentlich um mehr? Diese Frage lässt die Regisseurin Céline Sciamma absichtlich offen. Ihr geht es mit diesem Film zum Einen darum, ein Thema zu präsentieren, das kaum, und erst recht nicht im Kino thematisiert wird: die sexuelle Identitätsentwicklung bei Kindern. Das andere Thema ist bei ihr auch ein privates. Auch wenn sich die Regisseurin in unserem Interview betont davon abgrenzt, dass der Film autobiografisch sei, so hat sie doch auch davon berichtet, dass sie die Erfahrungen der Laure auch aus ihrem eigenen Leben kennt. Sie meint, wer mit dem Thema Geschlechtsidentität keine Erfahrung habe, könne auch keinen Film darüber berichten.

Doch bei aller Ernsthaftigkeit ist der Film leicht und humorvoll: Als wir den Film in unserem Salon-Kino gezeigt hatten, wurde immer wieder viel und laut gelacht.

Tomboy Regisseurin Céline Sciamma bei uns im Salonkino
Tomboy Regisseurin Céline Sciamma bei uns im Salonkino

In manch anderen Kritiken wird die Bilderbuchatmosphäre der Familie kritisiert, doch in einem Interview hat Céline Sciamma dazu geantwortet: „Mir war es auch wichtig, möglichst deutlich zu zeigen, dass Laures Verhalten nichts mit einer Flucht aus der Wirklichkeit zu tun hat – sie fühlt sich ja eigentlich ganz wohl in ihrem Zuhause. Hier liefert der Schoß der Familie also nicht den Schlüssel, um das Verhalten der Protagonistin zu erklären.“

 

Weitere Informationen und Trailer unter www.tomboy-film.de
Und hier ein aktuelles Interview in der www.taz.de