Wie groß ist er denn nun eigentlich, der durchschnittliche Penis? Und was macht einen gut aussehenden Penis wirklich aus? Zwei neue wissenschaftliche Studien klären auf.
Wer den größten Penis hat, gewinnt
Der Penis – die Achillesferse fast eines jeden Mannes. Denn, wie oft wird doch die gesamte Daseinsform der männlichen Spezies auf ihren Penis reduziert. Nicht umsonst wird bei streitenden Männern gleich „Penisneid“ gerufen und zur Schlichtung der „Schwanzvergleich“ gefordert. Wer den Größeren hat, ist automatisch Sieger. Der Verlierer darf mit eingekniffenem Schwanz und gebrandmarkt als „kleiner – Penis – Träger“ vom Feld ziehen.
Welcher Mann hat sich nicht in jungen Jahren (oder auch jetzt noch?) auf dem Männerklo in die Toilettenkabine verkrochen, statt sich am Pissoir zu erleichtern, aus Angst, dem Größenvergleich mit dem Pinkler am Nachbarbecken nicht standzuhalten. Wie schnell haben doch in der Schule Gerüchte auf dem Pausenhof die Runde gemacht, wenn einer mutmaßlich einen großen Penis hatte – Ursprung der Gerüchte waren nicht selten Mädchen, die mit ihm angeblich den besten Sex ihres Lebens hatten. (Die Schmerzen die er ihnen verursacht hat, natürlich wohlweislich verschweigend.) Um so größer der Phallus, desto befriedigender ist angeblich der Sex. Solche Gerüchte und Behauptungen sind nicht gerade hilfreich für jene Jungen und Männer, die einen, aus ihrer Sicht, zu kleinen Penis haben. Hilfreich hingegen ist die folgende Studie, welche Männern helfen soll, die denken, dass sie einen zu kleinen Penis haben.
Bin ich normal?
Die Meta-Studie zur Penisgröße trägt den bezeichnenden Namen Am I normal? Die Autoren haben aus verschiedenen Datenbanken 93 Studien zusammengestellt, welche sich mit dem Penis beschäftigen. 73 Studien wurden aus verschiedenen Gründen gleich wieder aussortiert. Manche haben die Penisgröße nicht gemessen, andere wiederum bestimmte Maßstäbe nicht eingehalten. Die restlichen 20 Studien wurden zur Auswertung herangezogen. Betrachtet wurden die Länge und Umfang im schlaffen Zustand, im lang gezogenen schlaffen Zustand sowie wenn er hart ist. So kommt die Studie auf eine stattliche Gesamtanzahl von 15.521 Männern. Leider wurde dabei nur bei 692 dieser Männer die Größe des erigierten Penis gemessen.
Das erklärte Ziel der Studie ist es, das Material sowohl zu akademischen Zwecken als auch zur Beratung von Männern zur Verfügung zu stellen. Denn laut der Studie werden Ärzte vermehrt mit Männern konfrontiert, die denken, dass ihr Schwanz zu klein ist – auch bekannt als small penis anxiety oder small penis syndrome. Es gibt zwar tatsächlich Männer, die an einem Mikropenis leiden, aber in der Regel liegen die sich beklagenden Herren mit ihrem besten Stück im Durchschnitt. Mit Hilfe der Studie können die Ärzte diesen Männern nun nicht nur mehr warme Worte um die Ohren hauen, sondern auch statistisch umfangreich untermauerte Zahlen.
Doch bevor wir zur entscheidenden Zahl kommen, etwas zu den warmen Worten. Und zu aller erst: Größer ist nicht gleich besser. Auch wenn das von Pornoindustrie, Frauen und auch Männern immer suggeriert wird. Bevor man sich einen pornostarmäßigen Riesenschwanz wünscht, ist eine Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen zu empfehlen. Denn es geht Männern mit überdurchschnittlich großen Penissen genauso wie Frauen mit großen Brüsten – sie haben mit jeder Menge Problemen zu kämpfen, welche sich ihre Artgenossen mit der small oder medium Ausstattung gar nicht vorstellen können. Das fängt schon im Alltag an: wohin mit dem Ding? Es ist wohl gar nicht so einfach die passende Unterwäsche oder Hose zu finden und eine Beule ist auch nur schwer zu vermeiden. Oder wenn Mann gemütlich auf dem Klo sitzt, das Pinkeln aber schwer fällt, weil der Penis gegen die Toilettenschüssel stößt oder sogar ins Wasser hängt. Ein Blick auf das entsprechende Redditforum trübt doch etwas den Wunsch nach einem größeren Gemächt. Hier noch die Top 10 der „Big Dick Problems.“ Wenn man sich die so durchliest, könnte einem schon der Gedanken kommen, dass eine durchschnittliche Bestückung vielleicht doch vorzuziehen ist.
Neben dem verbreiteten Gedanken, dass größer gleich besser ist, besteht das Problem, dass viele sich kleiner machen, als sie sind. Da ist zum Beispiel der Vergleich auf dem Männerklo – was macht es für einen Sinn seinen schlaffen Penis mit einem anderen zu vergleichen, wenn man doch Sex mit einem erigierten Penis hat. Denn es kommt auch darauf an, ob es sich um einen Blutpenis (kann bei einer Erektion über das Doppelte an Größe gewinnen) oder einen Fleischpenis handelt (wird kaum größer). Auch die Perspektive kann sich irreführend auf die Größenwahrnehmung ausüben – von oben sieht er einfach kleiner aus, als beim Blick von unten. Auch der Mythos, dass dicke Männer kleine Schwänze haben, unterliegt einer rein optischen „Täuschung“, wie es Kabarettist Bernd Ludwig in seiner Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit humorvoll darstellt.
Die Studie räumt auch mit den Weisheiten á la „An der Nase eines Mannes erkennt man seinen Johannes“ auf. Es konnte so gut wie kein Zusammenhang zwischen Größe der Füße, des Zeigefingers oder dem BMI eines Mannes mit der Größe des Penis festgestellt werden. Alleinig die Körpergröße scheint die Wahrscheinlichkeit eines größeren Penis zu erhöhen – garantiert ihn aber nicht. Aufgrund fehlenden Datenmaterials war kein Zusammenhang korrelation zwischen Ethnie und Penisgröße feststellbar.
Auch in der sexuellen Praxis ist es nicht immer von Vorteil, übermäßig gut bestückt zu sein. Sicher gibt es Frauen, die brauchen eine bestimmte Größe für die höchste Extase, für viele bedeutet es jedoch vor allem eines: viel Arbeit und jede Menge Schmerzen. Harter Sex ist oft nicht drin, und wenn doch, kann er nicht lange dauern und endet gerne mal mit einer wunden Pussy. Ein kurzer Spaß für eine Woche Regenerationszeit – kann frau mal haben, aber nicht für den alltäglichen Gebrauch. Weibliche Genitalien (die meisten jedenfalls) sind einfach nicht für die dauerhafte Penetration mit so großen Objekten ausgelegt. Dabei ist es vor allem die Länge, welche Probleme macht, denn ein ständiges Stoßen gegen den Muttermund kann durchaus sehr schmerzhaft sein. An die Dicke kann frau (oder auch mann) sich mit der Zeit immerhin anpassen und dran gewöhnen.
Und auch Blowjobs stellen eine größere Herausforderung da, wenn die Frau nicht schlangengleich ihre Kiefer aushängen kann. Einen Blowjob, bei dem die Zähne am Schwanz entlangkratzen? Nein danke!
Penetration ist nicht alles
Das Ganze soll natürlich jetzt nicht heißen, dass ein großer Penis per se schlecht für den Geschlechtsverkehr ist – man stößt mit ihm nur auf wesentlich mehr Probleme, als wenn mann mit einem durchschnittlichen Gerät hantiert. Zumal die eigentliche Penetration nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was der Liebesakt an Möglichkeiten bietet. Hände, Münder, Füße und natürlich der Kopf – all das kann Lust auf vielfältigste Art und Weise bereiten. Und sollte die zu kleine Größe in der Beziehung doch mal ein Problem sein, sollte mann einfach mal über sein Ego springen und passendes Sexspielzeug kaufen.
So, lange Rede kurzer Sinn, wie groß ist er denn nun, der durchschnittliche Penis? Die Studie kommt zu folgendem Ergebnis:
1. schlaffer Penis – 9,16 cm Länge und 9,31 cm Umfang (bei 10.407 Messungen)
2. gestreckter schlaffer Penis – 13,24 cm (bei 14.160 Messungen)
3. eregierter Penis – 13,14 cm Länge und 11,66 cm Umfang (bei 692 Messungen)
Und? Jetzt nicht sonderlich weltbewegend, oder? Interessant ist dabei die Übereinstimmung von gestrecktem und erigierten Penis, was zeigt dass allein die Messung im gestreckten schlaffen Zustand Hinweise auf die Erektionsgröße geben kann.
Ganz gesichert sind die Ergebnisse aber noch nicht, schreiben die Autoren. Die Penisgröße wird in den ausgewerteten Studien zwar nach standardisierter Methode gemessen, es gibt jedoch noch andere Faktoren, welche die Größe beeinflussen können.Temperatur (jeder kennt den Spruch: „Das Wasser ist sooo kalt.“), Erregung, oder ein kürzlicher Samenerguss können sich auf die Größe auswirken und die Messungen verfälschen. Die Forscher schlagen daher eine Raumtemperatur von 21 Grad Celsius, Meeresspiegelniveau sowie ein 24h Ejakulationsverbot vor.
Spaß bringt (fast) jeder Penis
Ob groß oder klein – Spaß kann man mit fast jedem Penis haben. Jede Größe hat seine Vor- und Nachteile und auch jede Frau oder auch Mann hat bestimmte Vorlieben. Es gilt nur die passende Partnerin zu finden. Und wenn es mit dem Sex doch mal nicht so ganz klappen sollte, immer dran denken: der Penis-in-Vagina-Akt ist nur ein Bruchteil dessen, was unsere Sexualität an Spielarten bereit hält – Defizite in einem Bereich kann man ganz einfach durch meisterhafte Technik in anderen Disziplinen ausgleichen. Auch heißt es nicht, dass man ohne Baseballschläger in der Hose gleich weniger männlich ist.
Ganz davon abgesehen, dass die Größe nur ein Aspekt von vielen ist, welche den Penis ausmachen. Dass es dabei nicht einmal der wichtigste ist, zeigt die Studie What is a good looking Penis?, die ich euch hier demnächst vorstelle.