Abenteuer männlicher Verführung

Männer und Frauen sind anders. Stimmt’s oder doch nicht? Da gehen die Meinungen auseinander. Wir machen einen kleinen Versuch: Wie wird ein Beziehungsratgeber für Männer von einem Mann gelesen, wie von einer Frau?
Der Ratgeber „Abenteuer männlicher Verführung“, den wir hier vorstellen, wurde von Bjørn Thorsten Leimbach geschrieben. Dieser rät den Männern, wieder mehr in ihre männliche Kraft zu kommen, unter anderem dadurch, dass der Mann die Führung in der Beziehung übernehmen soll.

Die männliche Perspektive der Rezension vertritt Harald  aus Bonn, die weibliche wird von Silke aus Berlin, vertreten.

Im Sinne des Autors überlassen wir Harald die Führung:

Führst du schon oder folgst du noch?

Verführung hat mit Führung zu tun. Genauso wie Geschäftsführer Führungsqualitäten brauchen, um ihre Mitarbeiter, Shareholder und Kunden für sich und ihre Ideen zu begeistern – genauso brauchen Männer Führungsqualitäten, um (ihre) Fraue(en) für sich einzunehmen. Mit dieser Gleichung könnte man auf den Punkt bringen, worum es dem Männertrainer und Tantralehrer Bjørn Thorsten Leimbach in seinem zweiten Männer-Buch geht. Mit markigen Worten appelliert er an seine Geschlechtsgenossen, zum dominanten „Alpha“ zu werden – zu einem Mann, der im Umgang mit Frauen selbstverständliche Dominanz beweist und den „Nice Guy“ in die Wüste verrecken lässt.

Explizit geht es ihm nicht darum zu zeigen, wie Männer „einfühlsamer, verständnisvoller und zärtlicher werden (denn) die meisten Männer haben diese feminine Seite bereits absolut ausreichend entwickelt.“ Leimbach ruft die Männer dazu auf zu klären, was sie wollen und dann beherzt dafür einzutreten. Aus seiner Sicht ist in Nordeuropa eine „Umpolung“ im Gange, die den Mann von seiner Männlichkeit entfernt hin zu einer feministisch gesteuerten „Betaisierung“.
Um bei Frauen die Führung zu übernehmen – und sie dadurch überhaupt erst verführen zu können – muss der Mann, so Leimbach, sich zuallererst von seiner Mutter lösen. Denn als „Muttersöhnchen“, der stets seine eigenen Bedürfnisse zurücksteckt, um der Frau in seinem Leben zu gefallen, wird er niemals aus dem feigen „Weichei“-Stadium herauskommen. Keine Chance also auf die wirklich tollen Frauen. Für solche Jungs bleiben nur „Dramaqueens“, „Zicken“, „Narzistinnen“ und andere nervende Weibsbilder. Männer dürften Männlichkeit, Dominanz und Geilheit nicht länger als etwas Schlechtes betrachten, sondern müssten dafür sorgen, diese Attribute jederzeit selbstbewusst sichtbar zu machen.

Leimbach redet „Klartext“. Das ist zugleich Schwäche und Stärke seines Buchs. Er lässt wenig Raum für Zwischentöne, Nachdenkliches oder andere Sichtweisen. Er meint genau zu wissen, wie Frauen ticken, was ein echter Mann ist, wie Beziehungen funktionieren, nach welchem Schema man(n) Frauen bewerten muss usw. Damit bietet er zu Recht viel Raum für Diskussion und wütende Repliken. Dennoch finde ich das Buch lesenswert, denn es kommt sehr pragmatisch und direkt daher und gibt eine Fülle nützlicher Hinweise, was man tun kann, um im Kontakt mit Frauen nicht länger der Liebe Junge zu sein und damit langweilig und sexuell unattraktiv. Er packt seiner Leser bei den Schultern und rüttelt sie wach: Sieh hin Mann! Tu was! Jammer nicht! Übernimm Verantwortung!

Das ist aus meiner Sicht das Beste an Leimbachs Buch. Mit seiner polarisierenden Schreibe zwingt er seine Leser, sich der ungeschminkten Selbstreflexion zu stellen: Weißt du, was du willst? Was für eine Beziehung willst du führen? Welche Frau passt zu dir? Bist du ein guter Liebhaber? Stehst du zu seiner Lust? Trittst du für dich ein? Oder unterwirfst du dich des lieben Friedens willen? Handelst du oder jammerst du? Das alles ist natürlich nicht nur auf Leimbachs Mist gewachsen. David Deida lässt grüßen und all die Autoren, die sich mit dem strategischen Flachlegen von Frauen befassen (Pick-Up-Artists). Hier hätte Leimbach ein Anhang mit Literatur- und Quellenhinweisen gut zu Gesicht gestanden.

Aus meiner persönlichen Erfahrung als Mann und als Männercoach weiß ich die klaren Ansagen und die vielen praktischen Tipps und Übungen sehr zu schätzen. Was mir nicht gefällt, ist die anmaßende Bewertung, die wie ein Superhelden-Cape über den fast 300 Seiten schwebt – Leimbach schreibt über seine persönlichen Sichtweisen in einem Ton absoluter Wahrheit – und vermittelt trotz seines mutmachenden Plädoyers für spielerische Leichtigkeit im Flirten eine anstrengende Du-Musst-So-Sein-Sonst-Bist-Du-Kein-Mann-Stimmung.

Fazit: Lesen, sich selber ehrlich prüfen, manches ausprobieren – und dann entscheiden, wieviel davon für einen selber passt. Und vor allem: nicht nur lesen sondern handeln!

Bewertung:

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Die weibliche Rezension: Mehr als Verführung

Verführungsratgeber für Männer haben in den letzten Jahren den Markt überschwemmt. Die meisten zeigen zwar den Weg auf, wie Mann „garantiert jede Frau“ ins Bett bekommt, aber was im Bett selbst geschieht oder wie man eine Frau für eine Beziehung für sich gewinnt, wird in so gut wie nie thematisiert. Um so neugieriger war ich, was der Tantra-Lehrer und Männercoach zu diesem Thema zu berichten hat.

Der Haupttenor des Buches ist der, dass der Autor die Männer in die Verantwortung nimmt. Sie sollen für sich selbst sorgen und dafür, dass die Beziehung läuft. Eine Beziehung entsteht nicht aus dem Nichts und auf gar keinen Fall überdauert sie das nichts. Und es hilft auch nicht, wenn sie aus Liebe zur Frau ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückstellen. Ein Mann soll ausserdem seine eigenen Werte und Lebensvorstellungen leben und nicht einfach nur den vermeintlich leichten Weg des geringsten Widerstandes gehen. Leimbach zeigt ausserdem auf, welche Gründe es für Beziehungskrisen geben kann (und wie man damit umgeht), aber auch wie Mann ein erfolgreicher Liebhaber wird. Also eigentlich ein recht gutes Buch.

Aber: Diese Leier über die natürliche Führungspersönlichkeit des Mannes geht mir gehörig auf den Keks. Klar, wer ver-führen will, muss führen können. Aber in männlicher Manier gibt es nur ein Entweder-Oder. Entweder der Mann ist Alpha, oder er lässt sich von der Frau betaisieren. Welch Geschlechterbild stecktdenn da dahinter? Doch immer noch eines, bei dem es um Macht geht. Unddas halte ich eindeutig für den falschen Weg. Wie einengend ist dieses Rollenmodell, in dem es nur zwei Möglichkeiten gibt? Warum nicht mit der Führung spielen, sie je nach Situation und Kompetenz mal von ihm, mal von ihr ausüben lassen? (Mal ganz nebenbei gefragt: Wie soll das eigentlich in schwulen Beziehungen funktionieren?)

Ganz im Stile der Pick-up-Kultur wird den Frauen unterstellt, Nörgeln und Unzufriedenheit seien nur ein Test, um die Führungskompetenzen des Mannes herauszufordern. Die es natürlich männlich-dominant zu beweisen gilt. Dass Frauen durchaus gute Gründe haben können für ihre Unzufriedenheit, die zum Teil auch direkt im Verhalten des Mannes liegen können (natürlich nicht immer), wird nicht thematisiert.

Zur Steigerung des Selbstwertgefühls empfiehlt der Autor übrigens den Männern, jeden Tag mit mindestens drei Frauen zu flirten, das steigere das eigene Selbstgefühl. Aber ist das nicht eine andere Abhängigkeit, die da gefordert wird? Sollte man nicht auch selbstbewusst sein, ohne, dass man 3x täglich Anerkennung durch das andere Geschlecht bekommt?

Vieles in dem Buch ist vom Grundsatz her ja ganz richtig, aber oftmals sehr dogmatisch formuliert. Und die es betrifft nicht nur Männer, sondern auch Frauen: Jeder Mensch sollte mit sich im Reinen sein, seinen Frust nicht am anderen auslassen, eine gewisse innere Unabhängigkeit von der Beziehung erlangen und behalten, eigene Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken und einfordern. Jeder Mensch sollte Verantwortung für sich selbst und die Beziehung übernehmen. Und zwar ganz individuell. Manch eine Frau hat mehr männliche Anteile als weibliche (was auch immer man darunter verstehen mag), bei den Männern ist es genau so.

Ich schließe mich (ganz unweiblich ;-) nicht der Meinung meines Mitrezensenten an und kann das Buch nur bedingt empfehlen, wenn man sich nicht so sehr von den rigiden Vorstellungen des Autors beeinflussen lässt.

Bjørn Thorsten Leimbach: Abenteuer männlicher Verführung, 296 Seiten, 16,95 Euro. Leseprobe bei amazon

  1. Das Buch Abenteuer der Männlichen Verführung halte ich für unbrauchbar um alte Patriarchale struckturen aufzubrechen und zu helfen das Frauen und Männer sich wirklich nahe kommen und gleichberechtigt sind und agieren,Herr Leimbach sieht wie so viele Autoren oder männliche Psychologen nur seine erlebniswelt und denkt alle Menschen würden in der selben welt wie er leben,Er vergißt,blendet auch das durch männliche Geilheit und dominanz unser Planet ausgebeutet und vergewaltigt wird somit auch viele Männer,Frauen und Kinder täglich als Sklaven,Sexsklaven oder sonst irgenwie ausgebeutet werden und auch gefoltert und getötet.Das Leben von Herr Leinmbach und das von uns hier in Deutschland ist ein kleiner auschnitt von Menschen denen es gut geht und die solche sachen überhaupt schreiben können, ansonsten werden kinder und Frauen in dieser Welt unterjocht und Mißbraucht in jeglicher Arzt und weise in Form von Menschenhandel,zwangsprostituierten und sextourismus. Ich mag auch nicht alle Frauen und viele Frauen sind genauso schlimm wie einige Männer aber ich bin überzeugt der einzigste weg für Männer eine Menschliche Sexualität zu finden und zu leben besteht darin Frauen als Gleichberechtigt zu sehen zu respecktiern und mitzuhelfen die Gewalt gegen Frauen in dieser Welt zu beenden und Seite an seite Partnerschaftlich mit Frauen zu Leben wo es keine Dominanz geben braucht ,weder die Doninanz von Frauen noch von Männern.

  2. Au weia! Solche Positionen wie „männliche Sexualität muss sich ändern, um menschliche Sexualität zu werden“ machen natürlich verständlich, wieso manche Männer meinen, sich gegen „Feminisierung“ wehren zu müssen… Auch bei mir löst das sofort Widerstand aus, denn Dominanz, Macht, Geilheit etc. gehören für mich ganz selbstverständlich zur menschlichen Sexualität dazu, ob bei Männern, Frauen oder beliebigen anderen Geschlechtern…

    Somit ist mir das reduzierte und normative Geschlechterbild, das Herr Leimbach offenbar vertritt auch entschieden zu reaktionär – wie auch das, das „männliche Sexualität“ zur aggressiven „böser-Wolf“-Gefahr für Frauen und Kinder verteufelt. Im Grunde stecken ja dieselben Vorstellungen hinter beiden Haltungen: Männer seien eben (der Eine behauptet: evolutionär oder „essentiell“, die Andere meint: aufgrund jahrtausendelanger patriarchaler Herrschaft) dominant, kraftvoll, wild, aggressiv, schwanzgesteuert, wollen herrschen/führen etc. – und es komme eben nur darauf an, wie sie mit all diesen entweder als hilfreich oder als gefährlich bewerteten Eigenschaften umgehen…

    Interessant ist übrigens, dass die Vorstellung der „wilden sexuellen Ungezähmtheit“, Aggressivität und Dominanz im Lauf der Kulturgeschichte mal mehr auf Frauen, mal mehr auf Männer bezogen wird – und immer dazu benutzt wurde (und wird), um das jeweilige Geschlecht zu diskreditieren, zu kontrollieren, allgemeine sexuelle Freiheit in der Gesellschaft zu beschneiden und Schlimmeres.

    Ich möchte Dir, liebe Silke, für Deine kritische Rezension danken! Besonders dies hier bringt es für mich auf den Punkt:
    „Wie einengend ist dieses Rollenmodell, in dem es nur zwei Möglichkeiten gibt? Warum nicht mit der Führung spielen, sie je nach Situation und Kompetenz mal von ihm, mal von ihr ausüben lassen? (Mal ganz nebenbei gefragt: Wie soll das eigentlich in schwulen Beziehungen funktionieren?)“

    Es gibt ja anscheinend in den letzten Jahren wieder ein großes Bedürfnis, Welt- und Geschlechterbilder zu simplifizieren.
    „Schuld“ ist daran die ach-so-furchtbare Verwirrung und Desorientierung, die all diese Gender-Theorien, diese Queer- und Transgender-Bewegungen anrichten… Wie anstrengend, nicht mehr ganz selbstverständlich zu „wissen“, was „männlich“ und „weiblich“ IST! Wie kompliziert ist es doch, wenn die Welt nicht schwarz-weiß ist! Wie mühsam, selbst darüber nachdenken zu müssen, was und wer man/frau/mensch selbst ist! Wie überaus lästig, dass ich jetzt herausfinden muss, was mir selbst gerade entspricht, was ich selbst fühle, statt einfach mit einem Griff zwischen meine Beine zu entscheiden, wie ich mich zu verhalten habe, ob ich weinen und herumzicken, oder brüllen und mit der Faust auf den Tisch hauen soll oder darf!

    Sich mit größerer Freiheit, Wahlmöglichkeiten und Vielfalt auseinanderzusetzen, selbständige und reflektierte Entscheidungen über die eigene Identität zu treffen und darüber, wie ich sie gerade jetzt oder in einer bestimmten Lebensphase leben will, all das ist offenbar für manche Menschen eine Überforderung und macht vielen wohl auch Angst.

    Das ist etwas, das zur Freiheit schon immer dazugehörte: weniger Sicherheiten.
    Da ist es wohl einfacher und bequemer, sich das menschliche Wesen, die Geschlechterverhältnisse, die eigene Identität wieder in althergebrachter Weise zurechtzuinterpretieren und sich nach solch schlichten und normierenden Rollenmustern, vereinfachenden „Identitätsfindungs“-Rezepten und Verhaltensanweisungen zu richten, wie sie auch von Leimbach wieder geliefert werden.

    Der sinnvollere (und nicht rückwärtsgewandte, sondern entwicklungsfördernde) Weg wäre, sich darauf zu konzentrieren, die eigenen Wünsche immer wieder neu wahrzunehmen und selbstverantwortlich mit diesen und mit dem Gegenüber umgehen zu lernen.
    Daher kann ich diese Schlussworte auch nur unterschreiben:
    „Jeder Mensch sollte mit sich im Reinen sein, seinen Frust nicht am anderen auslassen, eine gewisse innere Unabhängigkeit von der Beziehung erlangen und behalten, eigene Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken und einfordern. Jeder Mensch sollte Verantwortung für sich selbst und die Beziehung übernehmen. Und zwar ganz individuell.“

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