Mitten drin im Porno sein, anstatt ihn nur in 2D über den Bildschirm flimmern zu sehen? Kein Problem mit einem Virtual-Reality-Porno. Auch mich hat das Thema brennend interessiert, deshalb hab ich mal einen VR-Porno getestet. Lest hier, wie es sich anfühlt, mittels moderner Technik in einer virtuelle Porno-Welt versetzt zu werden.
Blauer Himmel, die Sonne scheint, ein paar Vögel zwitschern. Ich sitze, nur mit einer weißen kurzen Sporthose bekleidet gemütlich auf einem Liegestuhl unter einem Sonnenschirm und genieße die leichte Brise, die durch die schwülwarme Sommerluft weht. Im Hintergrund schwanken behäbig die Äste von ein paar Obstbäumen.
Wenn ich an mir herunterschaue, sehe ich eine ausgesprochen behaarte Brust, der ein ebenso behaarter Bauch folgt. Ein ungewohnter Anblick, zumal ich erst vor zwei Tagen meine Brustbehaarung mit meinem Braun-Rasierer gestutzt habe.
Es dauert ein wenig, bis ich mich an diesen Anblick gewöhnt habe. Wobei es hilft, zu wissen, dass ich diesen Look nur für die nächsten 25 Minuten tragen werde. Denn das, was ich da sehe, ist nicht mein eigener, realer Körper. Und ich befinde mich auch nicht wirklich draußen im Sonnenschein, sondern sitze auf meinem Drehstuhl an meinem Schreibtisch, während es vor dem Fenster trüb und regnerisch aussieht.
Alles was ich sehe, ist eine Illusion. Denn ich habe mir ein Virtual Reality Headset aufgesetzt, die Kopfhörer eingestöpselt und schaue mir einen Hardcoreporno von RealityLovers an.
Habe ich gerade bei Erosa Porno gelesen, ohne das da ein „Fem“ oder „alternativ“ davor steht? Ja, ich weiß. Normalerweise passen Hardcorepornos nicht so richtig in unser Programm. Ja, ich weiß, Mainstreampornos bedienen Klischees und schaffen Stereotype, weshalb wir uns meist eher der Kategorie FemPorn von Erika Lust oder Petra Joy widmen.
Doch heute machen wir der Technik zuliebe mal eine Ausnahme. Denn es geht nicht einfach nur um einen x-beliebigen Porno, wie wir sie auf youporn und xHamster als Massenware finden, sondern um Virtual Reality Porno.
Die Erotikindustrie in der Vorreiterrolle
Wenn es darum geht, neue Technik für die eigenen Interessen nutzbar zu machen, stand die Erotikindustrie schon immer an der vordersten Front. Das war bei der VHS so, das war bei dem Aufkommen der CD so und ganz besonders verstand die Pornoindustrie es, das Internert für sich zu nutzen. Nicht umsonst gilt der Satz: The internet is for porn.
Und sie ist auch jetzt wieder ganz vorn mit dabei, wenn es darum geht, die VR-Technik so einzusetzen, dass die Nutzer ein möglichst reales Erlebnis haben und damit die Technik voranzutreiben.
Es ist ein wenig, als hätte Jackie Treehorn, der Pornokönig aus dem Film „The Big Lebowski“, vor fast zwanzig Jahren prophetische Fähigkeiten gehabt:
„Im Bereich der Erwachsenenunterhaltung ist das Niveau gesunken – das ist Video Dude – jetzt, da wir im Wettbewerb zu den Amateuren stehen, können wir es uns nicht leisten in kleine Extras zu investieren wie eine gute Story, inhaltliche Werte, wahre Gefühle. Die Menschen vergessen, dass das Gehirn die größte erogene Zone ist. …Natürlich hat alles zwei Seiten, aber die moderne Technik erlaubt es uns mit interaktiver erotischer Software die aufregendsten Sachen anzustellen. Das ist die Zukunft Dude. 100% Elektronik“
(Ich habe wirklich lange darauf gewartet, endlich dieses Zitat bringen zu können.)
Mit Smartphone und VR-Headset in die VR-Porno-Welt eintauchen
Und genau am Anfang dieser Zukunft stehen wir jetzt. 100% Elektronik. Dabei ist alles was man braucht, um sich in die Virtuelle Pornorealität zu versetzen, ein Smartphone und eine VR-Headset. Letztere gibt es schon ab 20€ und sind nicht zu verwechseln mit den teureren VR-Brillen wie Occulus Rift und Co.
RealityLovers ist einer der Anbieter, die sich auf die Produktion von VR-Pornos spezialisiert haben. Die Seite ist recht einfach gehalten und dient eigentlich nur dazu, die einzelnen Clips zu präsentieren. Zur besseren Navigation könnte mal noch eine Suchfunktion hinzugefügt werden. In zahlreichen 25-Minuten Clips kann man wahlweise einer oder zwei Frauen zuschauen oder sich selbst in den Körper eines Mannes versetzen und einer Frau dabei zuschauen, wie sei einen mit Hand, Mund, Brüsten und Pussy verwöhnt. Die Szene wird immer aus der POV-Perspektive beobachtet und man sieht sich selbst von der Brust abwärts meist in einer sitzenden oder liegenden Positione. Aktiv sind eigentlich fast immer nur die Frauen. Der Mann ist recht passiv, bewegt nur manchmal die Arme, um hier einen Hintern zu streicheln und dort mal eine Brust zu drücken oder auch vielleicht bei dem Blowjob etwas nachzuhelfen.
Etwas langweilig, könnte man meinen, wenn der Mann immer nur rumliegt. Doch dieses Arrangement ist notwendig, damit sich der Zuschauer oder die Zuschauerin besser in den virtuellen Körper hineinversetzen kann.
So funktioniert das mit dem VR-Porno
Damit man den virtuellen Porno genießen kann, muss man sich erstmal eine kostenlose VR-Player-App fürs Smartphone runterladen. Danach besucht man mit dem Smartphone z. B. die Seite von RealityLovers und lädt sich dort einen Porno runter. Bei mir bestand die größte Schwierigkeit darin, ausreichend Speicherplatz für den Porno auf meinem Handy zu finden. Denn ich war so schlau, mir damals ein iPhone mit 16Gb Speicher zuzulegen, die eigentlich immer voll sind. Und die Pornos bei RealityLovers beginnen bei ca. 1,5 Gb. Qualität hat eben ihren Speicherpreis.
Ist das Video heruntergeladen, muss es nur noch in der VR-App geöffnet werden. Läuft das Video, wird das Handy in das VR-Headset eingelegt, die Brille aufgesetzt und schon kann das virtuelle Pornoerlebnis losgehen. Ich habe dafür eine Brille von RealityLovers genutzt, welche wirklich eine ordentliche Qualität liefert.
Ich hab es mir also mit dem SenseTube und diesem Video (NSFW!) gemütlich gemacht und zum ersten Mal wirklich einen Porno von Anfang bis zum Ende durchgeschaut. Ohne zu zappen! (Abgesehen von der Pornokomödie Schnick Schnack Schnuck– aber die spielt sowieso in einer ganz anderen Liga)
Tja, und da lieg ich nun, im Schatten eines Sonnenschirms, während vor mir eine hübsche Brünette kniet und beginnt mich zu streicheln. Etwas skurril wird es, wenn sie dann erstmal eine Banane auspackt, bevor sie mich auspackt. Während sie versucht sinnlich an der Banane zu knabbern, sieht man im Hintergrund eine Blondine durch Wiese und Bäume wandeln. Nach einigen Augenblicken entledigt sich schließlich die Brünette, Alex Black, der Banane und mich gleichzeitig meiner Hose. Als sie dann beginnt, mich bzw. meinen Avatar mit ihren Brüsten zu verwöhnen, kommt von hinten die Blondine, Cayla Lyons angeschlichen, schnappt sich die Banane und beißt ein Stück ab (Autsch!), während sie Alex verschmitzt über die Schulter schaut, was sie da so alles mit meinem Penis anstellt.
Was folgt, ist ein solider aber wenig spektakulärer Porno. Es gibt jede Menge passable Blowjobs und die beiden Frauen dürfen sich jeweils abwechselnd auf mich setzen. Einmal rittlings und einmal vorwärts, wo sie beide dann schließlich zu einem filmreifen Orgasmus kommen.
Als wäre man wirklich mit dabei
Das verrückte dabei ist, wenn man sich wirklich darauf einlässt, dann entsteht tatsächlich das Gefühl, als wäre man mittendrin, statt nur dabei. Man kann förmlich spüren, wenn einem eine der Frauen über die Brust streichelt. Und gerade wenn Cayla verschmitzt von unten hochlächelt, verspürt man den innigen Drang zurückzulächeln. Neu ist auch, dass man sich umschauen kann. In diesem Video zwar nur in einem 180° Winkel, aber man kann zum Beispiel Alex Black zuschauen, wie sie es sich selbst macht, während Cayla sich auf einem austobt. Oder man wendet ganz den Blick von den Frauen ab und genießt ein wenig die Natur, während man den Sexgeräuschen lauscht. Ich empfehle übrigens die Nutzung von Kopfhörern, für ein intensiveres Erlebnis.
Es ist wirklich erstaunlich, wie die Technik es schafft, einen allein durch diese neue Form der Videoprojektion derart in den virtuellen Raum und damit quasi in eine andere Welt, zu versetzten. Ja, und doch, auch wenn ich sonst nicht so der Fan von dieser Art Porno bin – die durch die Virtuelle Realität erzeugte Nähe, schafft auf jeden Fall einen höheren Grad an Erregung. RealityLovers hat hier ganze Arbeit geleistet.
Sicher, bei der Technik und der (inhaltlichen) Qualität der Filme ist noch Luft nach oben. Aber RealityLovers und auch andere VR-Produzenten sind auf jeden Fall schonmal erfolgreich in diese neue Technik gestartet und schaffen es (fast) überzeugend, den Zuschauer oder die Zuschauerin in eine andere Welt zu versetzen.
In Anbetracht dessen, scheint die Zukunftsvision, dass wir 2050 alle nur noch in der Virtuellen Realität Sex haben, gar nicht mehr so weit entfernt.
Bilder mit Genehmigung von Reality Lover