„picasso portrait“
von Achim Wagner
blaues picasso portrait denke ich beim ersten blick auf ihr gesicht & die annäherung scheu an ihren tisch im café darf ich mich zu ihnen setzen einladende geste ein bißchen stotternd die ersten sätze aber bald löst sich meine zunge unter ihrem lächeln geben sie mir doch ihre adresse ein fetzen papier geliehener stift & krakelig mit zitternder hand meine anschrift morgen um elf bei mir möchte ich noch einmal den ausgemachten termin bestätigt wissen morgen um elf verabschiedet sie sich den zettel in die hosentasche gesteckt aufgeregt der rest des tages meine wohnung mit eifrigen handgriffen & dem willen zu beeindrucken verändert als wichtigstes das bett frisch bezogen dunkelblaues laken himbeerfarbene decke + kissen bereitgelegte musik abgestaubte klassik cds genüßlich eine zigarette in freudiger vorerwartung kann ich die nacht kaum schlafen gehe in perfiden erotischen gedanken spazieren ihre schenkel umklammern fest meinen rücken sie bebt stöhnt immer lauter schreit will daß ich… (&soweiter) gleich am frühen morgen zum bäcker vier frische brötchen saft verschiedener käse zwei joghurtbecher im laden nebenan eine halbe stunde vor der zeit setze ich den kaffee auf trinke eine tasse alleine rauche & bleibe nervös höre meinen puls laut schlagen mit kurzen paranoiden einschüben sie wird hoffentlich nichts ernstes erwarten gar eine feste längerfristige beziehung oder nur frühstücken wollen mit einer ärgerlichen handbewegung wische ich alle unerwünschten stimmungskiller beiseite schließlich leben wir in den neunzigern pünktlich um elf das klingeln an der haustür ungeduldig der finger am türöffner ahne ich meinen verräterischen gesichtsausdruck & setze mit aller kraft vorübergehend eine seriöse maske auf meine frühstücksverabredung im knappen gelben sommerkleid schwebt elegant die treppen hoch stolpert bei der vorletzten stufe stürzt ihr kinn schlägt auf eine kante ein kleiner vorderzahn fliegt mir entgegen.