Das Buch hat mich bewegt. Es ist literarisch unbedeutend, strukturell bewährter Mainstream und bietet keine tiefer gehenden Reflexionen der Herausgeberin. Und dennoch…
17 Männer zwischen 29 und 60erzählen, wie sie ihre Partnerinnen nach jahrelanger gemeinsamer Beziehungsehen. Sie erzählen, wie sie sie immer noch lieben und wollen, und sie erzählen, was sie nicht verstehen und was ihnen auf die Nerven geht; was ihnen zu schaffen macht, und was ihnen weh tut.
Offen und ehrlich schildert Mann,wie schwer es ihm fällt, eine Frau an der Seite zu haben, die sich nicht weiter entwickelt, die kein echtes Interesse an seiner Arbeit hat oder an Sex, die das Klischee der nörgelnden Alten mit Bravour erfüllt und wenig dafür tut,dass sich die Dinge zum Besseren wenden.
Wenn es einen Aspekt gibt, der übergreifend auftaucht, dann ist es die Darstellung von Frauen, die die Verantwortung für ihr persönliches Lebensglück an ihre Männer abgegeben haben –und darüber unattraktiv, eklig und dumm geworden sind. Als Mann macht es mich traurig und nachdenklich, zu lesen, dass es bei aller Emanzipation offenbar immer noch viele Frauen gibt, die in der Ehe vor allem eines tun: Erwarten. Erwarten, dass der Kerl Geld und Status nach Hause bringt, und klaglos alle ihre Launen erträgt.
Hier kommt ein zweiter Punkt zu Vorschein, der ebenfalls eine ganze Reihe der Schilderungen verbindet. Die Männer machen und tun, schaffen Geld und Sicherheit ran, bemühen sich ein guter Liebhaber zu sein und ihre Partnerinnen zu unterstützen – und ernten oft nur Häme, Langeweile, Wut und Gemecker – und: dulden das! Sie schweigen, bleiben freundlich, loyal und irgendwie verständnisvoll. Das tut beim Lesen weh.
Martina Rellin, die Herausgeberin, setzt sich in ihrem Vorwort genau mit dieser Beobachtung auseinander und bekennt selbstkritisch: „Ein bisschen mehr Gelassenheit und weniger Empfindlichkeit würde vielen Frauen in ihren Beziehungen gut tun. (…) Mich persönlich hat erstaunt, wie leicht es mir gefallen ist, Gedanken, Verhaltensweisen und Einstellungen von Männern zu akzeptieren, mit denen ich bei meinem eigenen Mann höchstwahrscheinlich ein Problem hätte. (…) Es scheint so einfach: Wenn wir Frauen es den Männern leichter machen, haben wir es selbst auch leichter.“
Mir als Mann und Männercoach stellen sich viele Fragen:
- Was treibt Männer dazu, trotz allen nachvollziehbaren persönlichen Unglücks bei ihren Frauen zu bleiben?
- Geht es um Verantwortungsbewusstsein und Loyalität – oder ist es Feigheit vor dem Unbekannten in Form erneuten Single-Daseins?
- Was brauchen Männer, um das Leid zu beenden und einen Schlussstrich zu ziehen?
- Welche Umgebung brauchen Männer, um potenziell immer und nicht nur im Rahmen solcher Buchprojekte offen sagen, was ihnen in ihren Beziehungen auf den Sack geht?
- Wie kann man(n) beizeiten klar kommunizieren,dass man zwar bereit ist, für seine Frau jeden Säbelzahntiger mit bloßen Händen zu erlegen – aber dennoch nicht gewillt und in der Lage ist, ihr dieV erantwortung für ihre Lebenszufriedenheit abzunehmen?
- Wie erkennt man rechtzeitig Frauen, die Selbstverantwortung nur so lange üben, bis sie ihrem Kerl das Ja-Wort entlockt haben?
„Was Männer wirklich über ihre Frauen denken“ lautet der Untertitel dieses Buches, und ich kann nur sagen: Mehr davon! Im Buchladen, in Männergruppen, im Coaching und im Gespräch von Freund zu Freund.
Bewertung:
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