Das Comeback des Feigenblatt-Magazins

In den letzten 10 Jahren haben wir schon einige stilvolle Erotik-Magazine kommen und leider meistens auch wieder gehen sehen. Doch jetzt kommt zum ersten Mal ein stillgelegtes Magazin wieder zurück: Das Feigenblatt-Magazin startet nach einer 3-jährigen Pause neu. 2005 hatte Anja Braun das erste Exemplar herausgebracht: Jedes Heft hatte ein eigenes Schwerpunktthema, die letzten waren „Zwischen Kopf und Körper“ oder „Mit Haut und Haar“, quer durch alle sexuellen Vorlieben und Orientierungen hindurch. Es gab Buchrezensionen, erotische Geschichten und in der „Spielwiese“ wurden auch interessante Toys vorgestellt. Viele großformatige Aktbilder für Frauen und Männer rundeten das anspruchsvolle „Magazin für Erotisches“ ab, sodass nicht nur der Geist, sondern auch die Augen befriedigt wurden.

Nach 28 Ausgaben hat Anja Braun, die das Magazin mit ihrem Mann gemeinsam produziert(e), aus privat-persönlichen Gründen (Zwillinge!) das Projekt im Jahr 2012 stillgelegt. Die Pause hat ihr und ihrem Mann gut getan. Mit neuem Elan und neuen Ideen möchten sie nun mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne nun ein Comeback starten.

Fragen an Anja Braun zum Neustart des Feigenblatt-Magazins

Wie war es, nach der jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema Erotik mal Pause zu machen?
Ach, eigentlich ganz schön. Ernsthaft, wenn man sich, so wie wir, sieben Jahre ständig mit dem Thema beschäftigt hat, dann bekommt man auf einmal Lust, mal eine Weile etwas ganz Anderes zu machen. Bei uns war das natürlich in erster Linie unsere neue Aufgabe, Eltern von Zwillingen zu sein. Ansonsten konnten wir uns um all die anderen Dinge kümmern, die in den Jahren vorher zu kurz kamen bzw. liegen geblieben sind.

Warum hast du damals aufgehört?
Die Geburt unserer Zwillinge und die damit einhergehende komplette Neuordnung unseres Alltags war natürlich ein Grund. Aber wir waren auch ein wenig müde geworden und brauchten einfach eine Kreativpause. Und wir wussten, dass wir langfristig das Feigenblatt nur noch dann machen können, wenn unsere Arbeit besser honoriert wird – als Eltern fehlt uns einfach die Zeit für ein Liebhaberprojekt, das unsere Nächte und Wochenenden auffrisst, ohne uns dafür angemessen finanziell zu entschädigen.

Hat dir das Feigenblatt gefehlt, wenn ja, was hat gefehlt?
Klar hat es mir gefehlt! Darauf, das Feigenblatt in Eigenregie auf die Beine gestellt und sieben Jahre durchgehalten zu haben, bin ich schon sehr stolz, und die kreative Arbeit hat mir immer wahnsinnig viel Spaß gemacht. Auch das positive Feedback, das wir besonders beim Verkünden der unbefristeten Pause erhalten haben, war für mich immer sehr motivierend. Und natürlich fand ich es spannend, mit welchen Leuten und Lebensentwürfen wir beim Machen des Feigenblatts in Kontakt gekommen sind.

Was siehst du, hat sich während deiner Pause geändert? Sowohl in der Branche als auch bei Dir/Euch selbst?
Als wir damals aufgehört haben, war gerade die Shades-of-Grey-Welle. Seitdem gibt es wieder eine stärkere Präsenz von Erotiktiteln im deutschen Buchmarkt, vor allem im Self-Publisher-Bereich. Über die Qualität lässt sich streiten, aber immerhin zeigt es, dass das Thema immer noch ein Dauerbrenner ist.
Auch der Siegeszug von Amorelie.de, die als Neulinge den Erotikshopmarkt aufgewirbelt haben und im Fernsehen und auf Plakaten sehr offen für ihre Produkte werben, hat die Wahrnehmung der Thematik nochmal verändert.
Bei mir gibt es aus meiner Rolle als Mutter eine ganz neue Perspektive auf das Thema Sexualität. Wie schwierig ein lustvolles Leben und Lieben als Eltern ist, erfahre ich nun am eigenen Leib. Und natürlich verfolge ich mit Spannung, wie meine Kinder in ihre Geschlechterrollen finden und ihre Körper entdecken. Eine unverklemmte Erziehung der beiden zu selbstbestimmten Wesen, vor allem was Körperlichkeit und Sexualität anbelangt, ist für mich besonders wichtig.

Warum startest du jetzt wieder neu? Was möchtest du anders machen?
Die Kinder sind inzwischen so weit, dass sie mir wieder mehr Raum zum Arbeiten lassen. Und ich habe einfach Lust, wieder weiterzumachen.Außerdem finde ich, dass unser Magazin einfach fehlt auf dem Zeitschriftenmarkt. Bei unserem Neustart wollen wir das Heft von Beginn an finanziell unabhängig vom Werbemarkt aufstellen. Das bedeutet, dass wir einen höheren Heftpreis kalkulieren und nur noch im Bahnhofsbuchhandel, in ausgewählten Erotikshops und direkt ab Verlag erhältlich sind. Das macht uns unabhängiger und erspart uns die mühsame Werbekundenakquise – ein Arbeitsfeld, das mir immer Unbehagen bereitet hat. Das heißt nicht, dass wir werbefrei sein wollen, aber wir wollen nur noch Anzeigen von Firmen, die hinter uns stehen und für die wir uns nicht verbiegen müssen.

Wir von erosa.de unterstützen das Feigenblatt natürlich auch bei ihrem Comeback.

Und hier seht ihr Anja und Herbert nochmal persönlich mit ihrem Aufruf:

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