„Perle“ von Igor Warneck

Sanftes, warmes Licht herbstlicher Abendsonne fiel durch das Fenster direkt in ihren weit geöffneten Schoß, in dem sich eine Schweißperle ganz langsam und ihrem
vorherbestimmten Weg über glänzenden Flaum folgend dem Bettlaken näherte. Beinahe wäre sie unbeachtet die
Vereinigung mit dem Laken eingegangen, wäre da nicht der staunende Blick des Mannes gewesen, der wie gebannt und fasziniert auf die sich vor ihm räkelnde Schönheit schaute. Er fing die Schweißperle genau in jenem Moment mit seinem Zeigefinger auf, in dem sie sich auf Nimmerwiedersehen verabschieden wollte, hielt sie der Sonne entgegen und näherte sich damit behutsam ihrer rechten, noch immer erregten Brustwarze. Ein wohliges Schaudern durchflutete sie, als er ganz sanft die Perle der Lust plazierte und sie sodann mit seiner Zunge
aufnahm.
Es war wie die Essenz ihres vorausgegangenen
Liebesspieles, und diese Essenz schaffte sich
in ihm Raum, wogte durch seinen Körper und setzte die gerade gestillte Lust auf ein Neues frei. Seine Zunge umkreiste begierig ihre Brustwarze, weitete sich in diesem Kreisen aus, so wie sich in beiden die Gier nach mehr ausweitete: Die Körper rieben sich, riefen sich, konnten ganz auf sich selbst gestellt bleiben. Da waren keine Gedanken mehr, der Instinkt bahnte sich seinen Weg, drückte sich in seiner ganzen Größe und Schönheit an ihre sich rhythmisch bewegenden Schenkel. Mars und Venus mußten irgendwo da über ihnen, am abendlichen
Firmament, eine ganz heftige Konjunktion eingehen, gerade in diesem Moment. Ihre Arme schlangen sich fest um ihn, zogen ihn zu ihr herauf, auf daß sein Mund, seine Lippen endlich die ihren berühren, die Münder sich öffnen, die sich schlängelnden Zungen einander begegnen
konnten. Taumelnd vor Lust und Liebe wälzten sie sich durchs Bett, nicht wissend, wo Anfang noch Ende waren, nur fühlend. Ihre Nasen stolperten übereinander, und seine Zunge bahnte sich einen Weg zu ihrem einladenden Ohrläppchen, blieb nur kurz an dieser erregenden Stelle, küssend, knabbernd wanderte er am äußeren Hals entlang langsam über die Schulterpartie, verweilte für einen Augenblick an ihrer linken Knospe, während seine rechte Hand, sich zunächst im Bettlaken verirrend, dann doch den Weg zu ihrem Körper suchte, mit großem Vergnügen streichelte, hielt und zupackte und ebenfalls nicht lange an einer Stelle bleiben wollte. Und während seine Zunge noch nach weiteren Perlen der Lust suchte, drehte sie ihn auf den Rücken, packte ihn seitlich fest an der Hüfte, nahm seinen Stab in sich auf, ritt ihn zu beider Glut, bis sich die heiße Lava ihren Weg suchte und die hereingebrochene Nacht den beiden sich aneinander kuschelnden Menschen ihren schützenden Mantel überstreifte.