Buchrezension: Sexpass von Dagmar Cassiers

Kann eine Beziehung nur gelingen, wenn alle Beteiligten auf sexueller Ebene miteinander harmonieren? In ihrem Buch Sexpass geht Dagmar Cassiers genau dieser Frage nach und stellt euch 423 Fragen zu eurem sexuellen Profil.

Arbeitsheft Sex-Pass: Sexuelle Passgenauigkeit – die 423 Fragen aus dem Original-Sex-Pass

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Heute mal wieder eine Buchrezension, zu einem Buch, was schon länger auf meinem Tisch liegt: Sex-Pass. Sexuelle Passgenauigkeit – mit 423 Fragen zum sexuellen Profil von Dagmar Cassiers.

Darum geht’s:

Dagmar Cassiers ist der Meinung, dass eine Beziehung nur wirklich gut und harmonisch funktionieren kann, wenn die Menschen darin auch sexuell zueinander passen. Tun sie das nicht, ist jede Beziehung über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Doch leider lässt sich die sexuelle Passgenauigkeit nur schwer von Anfang an feststellen, ist doch das Sexleben zu Beginn einer Beziehung überwiegend von hormoneller Triebgesteuertheit geprägt. Um einer solchen Fehleinschätzung nicht zu unterliegen, hat Cassiers einen 423 (!) Fragen umfassenden Katalog entwickelt, mit dessen Hilfe ihr euch selbst ein sexuelles Profil erstellen und mit dem eures Partners oder Partnerin auf die sexuelle Kompatibilität hin vergleichen könnt.

Dagmar Cassiers – die Autorin des Buchs

Gleich zu Beginn ihres 262 Seiten starken Buches formuliert Cassiers ihre These, welche sie mit den weiteren Ausführungen unterlegen will: „Glückliche Paare passen sexuell gut zueinander, unglückliche passen sexuell schlecht zusammen. Die anderen Beziehungsbereiche treten hinter diesen zentralen Bereich zurück.“

Die diplomierte Psychologin arbeitet selbst seit einigen Jahren als Paartherapeutin und meint, genau diesen Zusammenhang bei einem Großteil ihrer Klienten ausgemacht zu haben.

Die Sexualität des Menschen

Ganz klassisch beginnt Cassiers erst einmal mit ein paar Erläuterungen zu der Sexualität des Menschen. Die ersten drei Abschnitte widmen sich der menschlichen Sexualität sowie der Entwicklung der menschlichen Bedürfnissen und des Sexualverhaltens. Trotz der manchmal recht komplexen Thematik kommt man als Leser dank der angenehmen Sprache beim Lesen schnell voran und kann Cassiers Gedankengänge gut nachvollziehen.

Angefangen bei den Jägern und Sammlern (die Ansichten sind mittlerweile jedoch durchaus überholt) über die 68er Revolution bis hin zum Orgasmus der Ostfrau gibt es einen straffen Galopp durch die Geschichte der Bedürfnisentwicklung und die gesellschaftliche Stellung von Sexualität. Die Kapitel sind interessant zu lesen und bieten einen ersten guten Überblick. (Gleichzeitig aber nicht viel Neues, was nicht auch schon in vielen anderen Ratgebern steht).

Dabei betrachtet sie die menschliche Sexualität nicht als etwas fixes, dass bei jedem Menschen gleich ist, sondern ganz im Gegenteil: „Auf der Grundlage genetischer Unterschiede, hormoneller Beeinflussung sowie sozialer und kultureller Unterschiede ist die menschliche Sexualität so individuell wie die menschlichen Fingerabdrücke. Ich behaupte, dass es – ähnlich wie bei den Fingerabdrücken – keine gleich strukturierte Sexualität zwischen zwei beliebigen Menschen auf der ganzen Welt gibt, sondern höchstens Ähnlichkeiten.“ (S. 19)

Über die sexuelle Quantität und Qualität

In den nächsten beiden Kapiteln geht es um die Quantität sowie die Qualität von Sex in der Beziehung.

Dabei geht die Autorin im Bezug auf die Häufigkeit auf verschiedene Fallen ein. Denn sie meint, dass „Abgesehen von der individuell, genetisch und sozial geprägten Triebhaftigkeit, […] die Häufigkeit sexueller Kontakte auch stark mit der sexuellen Beziehungsstruktur zusammenhängt.“ (S. 29) Und in dieser Beziehungsstruktur können nun verschiedene Fallen lauern, welche sich negativ auf das Liebesleben auswirken. Insgesamt zählt sie 7 Bereiche auf, darunter zum Beispiel die bekannte Alltagsfalle – durch einen gemeinsamen Alltag nimmt die sexuelle Spannung ab – oder auch die Zärtlichkeitsfalle – die Frau will zum Beispiel Zärtlichkeiten ohne Sex, bei ihm geht es immer gleich um Sex.

Sehr intensiv setzt sie sich auch mit dem Thema der „Sexuellen Qualität“ auseinander, wobei sie gleich zu Beginn ihrer Ausführungen voranstellt: „Gute oder schlechte Sexualität gibt es nicht! Es gibt nur mehr oder weniger passende oder mehr oder weniger befriedigende Sexualität für den Einzelnen und die Partnerschaft.“

Einer Aussage, der ich nur zustimmen kann. Denn während ein Paar es zum Beispiel liebt, langsamen und ruhigen Kuschelsex zu haben, könnten Hardcore BDSMler bei denen es hart zur Sache geht, wahrscheinlich nicht viel damit anfangen. Dennoch ist keine der beiden Spielarten gut oder schlecht – es ist eben das, was die ganz persönlichen Bedürfnisse befriedigt. Diese „richtig-falsch-Wertung“ im Bezug auf die Sexualität ist ein uns von unserer Gesellschaft aufdoktriniertes Wertesystem, was sich über Jahrhunderte aus verschiedenen Machtstrukturen heraus entwickelt hat. Jenes Wertesystem versucht uns eben zu sagen, was richtige und was falsche Sexualität ist. Im Ergebnis fragt sich dann manche Frau, welche häufig Lust auf Sex hat, ob denn mit ihr irgendetwas nicht stimmt.

„Geschichten aus dem Praxisalltag“

Doch die ganze Theorie ist nur Vorgeplänkel zum eigentlichen Hauptteil des Buches. Spannend sind die „Geschichten aus dem Praxisalltag“, bei welchen Dagmar Cassiers von realen Paaren erzählt, die mit ihren Problemen und Sorgen zu ihr gekommen sind. Dabei dienen die exemplarischen Beispiele vor allem dazu, ihre Theorie zu untermauern, dass eine Beziehung auf Dauer nur bei einer „sexuellen Passgenauigkeit“ die Chance hat, zu bestehen.

Sexuelle Passgenauigkeit im Konjunktiv

Bevor ich jetzt zu dem wahnsinnig umfangreichen Fragenkatalog komme, will ich nicht verschweigen, dass ich die These zur sexuellen Passgenauigkeit durchaus auch kritisch sehe.

Zu Beginn ihres Buches schreibt sie: „Sexuelle Harmonie in der Partnerschaft kann zum ‚Klebstoff‘ der Beziehung werden, Störungen können sich als ‚Sprengstoff‘ erweisen.“ (S. 38) Benutzt sie in dieser Formulierung noch den Konjunktiv formuliert sie nur wenige Zeilen später: „Es gibt eben nichts Wichtigeres zwischen den Partnern zu klären, denn das Gelingen einer befriedigenden Sexualität ist das Rückgrat einer Paarbeziehung.“ (S. 38)

Sprich – eine Beziehung funktioniert nur, wenn beide Partner sexuell zusammenpassen. Ohne Frage stimme ich mit ihr überein, dass ein befriedigendes Sexualleben in einer Beziehung verdammt wichtig ist. Doch wird hier die Frage nach einer funktionierenden Beziehung rein auf die sexuelle Passgenauigkeit verengt. Was meiner Meinung nach den komplexen Mechanismen von zwischenmenschlichen Beziehungen nicht ganz gerecht wird. In diesem Zusammenhang sehe ich ihre Ausführungen im Kapitel „Da war doch noch etwas – Liebe!“ besonders kritisch.

Zumal mir auch eine Abgrenzung der Begrifflichkeiten „Sexualität – Sex – Sexualleben“ fehlt. Was ist unter Sexualität zu verstehen? In manchen Formulierungen setzt Cassiers Sexualität mit Sex gleich, an anderer Stelle geht sie darüber hinaus. Was wird alles vom Sexualleben umfasst? Fängt das schon bei Streicheleinheiten im Alltag an oder doch erst im Bett?

Ursache und Wirkung

Ganz richtig stellt Cassiers dar, dass gerade zu Beginn einer neuen Beziehung man ganz blind ist vor Liebe und die sexuelle Passgenauigkeit zunächst noch eine untergeordnete Rolle spielt. Auch gesteht sie frisch zusammengekommenen Paaren noch die Möglichkeit zu, dass sie sich gut auf die „bestimmten Verhaltensweisen und Wünsche des Partners“ (S. 126) einstellen können. Ja sogar, dass „in der frühen Liebe … die große Chance [liegt] die Passgenauigkeit noch zu gestalten und zu formen.“ (S. 126) Schafft man es nicht, in dieser Anfangsphase die „sexuellen Strukturen“ aufeinander abzustimmen, ist es jedoch vorbei.

Besonders, wenn dann bei einer länger anhaltenden Beziehung „das Kind schon in den Brunnen gefallen“ ist (S. 127) (sie meint damit die Schwangerschaft) – gibt es danach kaum eine Chance, die sexuelle Passgenauigkeit abzuklären. Schließlich muss man sich ja erstmal um den Nachwuchs kümmern. Ihrer Ansicht nach kommt es dann oftmals dazu, dass die Paare erkennen, dass sie „ja gar nicht so gut zusammenpassen“ und sich aber auch nicht ohne weiteres trennen können. Und dann mit der Suche nach Kompromissen aus der Liebes- eine Zweckgemeinschaft entsteht.

Das sexuelle Persönlichkeitsprofil

Aber ich will ja nicht nur meckern, denn trotz meiner Kritik ist der Fragenkatalog ziemlich beeindruckend. Mit 423 Fragen schafft Dagmar Cassiers es, in 28 Kategorien so ziemlich alles, was sexuell relevant sein könnte, abzufragen. Angefangen bei Fragen nach der gewünschten Zärtlichkeit über die Vorlieben bei Berührungen und Stellungen bis hin zur Bedeutung der Sexualität in der Partnerschaft – es ist alles mit dabei. Hier mal ganz zufällig ein paar Fragen herausgegriffen:

  • Frage 2.10: Gemeinsames Vorlesen oder Lesen erotischer Schriften
  • Frage 6.1: Mich gerne nackt und erotisch zeigen
  • Frage 8.20: Lecken und Nuckeln an Füßen und Zehen
  • Frage 16.16: Schlagsahne aus der Sprühflasche beim Sex
  • Frage 19.14: Stöhnen und Schreien beim Sex

Streng genommen sind es keine Fragen, sondern eher Aussagen. Jede Aussage soll man für sich selbst auf einer Skala von 1 bis 5 gewichten. Wobei 1 für „ist mir sehr wichtig“ und 5 für „geht gar nicht!“ steht. Wird eine 3 angekreuzt, dann sagt man zu der Praktik: „ist mir egal.“ Zusätzlich wird bei manchen Aussagen noch die Frage gestellt, ob man eher die aktive oder passive Rolle dabei einnehmen möchte. Bei dem Punkt mit dem Stöhnen und Schreien kann man zum Beispiel sagen, ich möchte passiv sein und mein Gegenüber aktiv. Außerdem ist unter jeder „Frage“ noch Platz für eigene Anmerkungen.

Zusätzlich gibt Cassiers auch noch eine Anleitung, wie man den Fragebogen am besten alleine oder gemeinsam mit dem Partner bzw. der Partnerin ausfüllen sollte. Auch gibt sie Tipps zur Auswertung, wann eine sexuelle Passgenauigkeit gegeben ist und wann eher nicht. Denn „… auch die Gewichtung der Aussagen zu sexuellen Vorlieben, also die Gradierung (Skalierung) ist von großer Bedeutung.“ (S. 118)

Eindeutig zweideutig

Nicht immer ist die Beantwortung der Fragen ganz einfach. Zum einen ist bei einigen Fragen nicht ganz klar, in welcher Perspektive man antwortet. Zum Beispiel bei einer Frage nach der Körperbehaarung – geht es jetzt darum ob ich Körperbehaarung bei mir selbst mag oder bei meinem Partner bzw. Partnerin?

Auch die Skalierung ist bei manchen Fragen nicht ganz passend, sodass man das Kreuz dann doch lieber in der Mitte setzt, weil die richtige Aussage auf der Skala nicht zu finden ist.

Lerne dich selbst kennen!

Warum hat Cassiers diesen Fragebogen entwickelt? Hauptsächlich geht es ihr „um die Erfassung sexueller Partialtriebe oder sexueller Partialbedürfnisse, also um persönliche sexuelle Vorlieben und Strukturen.“ (S. 117) Mit dem Katalog sollen die Leser und Leserinnen zum einen erstmal sich selber und die eigenen Wünsche kennenlernen. Denn nur wer weiß, was er oder sie selber will, hat eine ungefähre Vorstellung davon, was man von dem zukünftigen Partner oder Partnerin erwartet.

Zum anderen soll es auch genau darum gehen: „Das Buch soll dem Leser oder der Leserin bei der Definition seines sexuellen Wunschpartners hilfreich sein. […] Man kann ihn gemeinsam ausfüllen und dadurch die Verbalisierung erleichtern. Man kann ihn getrennt ausfüllen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten. Man kann ihn als Gesprächsgrundlage über Sexualität mit dem Partner verwenden oder auch nur für sich selbst, die eigene Sexualität erforschend und definierend.“ (S. 122)

Ich halte den Katalog für ein wunderbares Hilfsmittel sich wirklich mal mit sich selbst und der eigenen Sexualität zu beschäftigen. Da dort auch viele Fragen gestellt werden, mit denen man sich so noch nie auseinandergesetzt hat und man dann zum Nachdenken gezwungen wird: „gefällt mir das oder gefällt mir das nicht?“ Das bringt aber natürlich auch eine gewisse Schwierigkeit mit sich, welche Cassiers ebenfalls beschreibt: „Ohne die sexuelle Erfahrung hat man ja nur ein mehr oder weniger sicheres Gefühl für das, was einem im Sexualleben Spaß machen könnte.“ (S. 120)

Fragenkatalog für die Partnersuche

Bis hierhin bekommt Dagmar Cassiers von mir ein zustimmendes Nicken. Mit dem Vorschlag, den Sex-Pass zur Grundlage für die Partnersuche zu machen, kann ich jedoch nicht konform gehen.

Denn, wie gerade festgestellt, wird bei vielen Antworten der Konjunktiv davor stehen. Es könnte mir gefallen oder es könnte mir nicht gefallen – ohne sich dabei wirklich sicher zu sein. Das findet man meistens erst mit der Zeit heraus, wenn man schon einige Erfahrungen gesammelt hat. Ich habe letztens erst eine Frau getroffen, die auf Würgen und Schlagen stand – sie meinte allerdings, dass sie sich gar nicht hätte vorstellen können, dass ihr das gefällt, wenn das nicht jemand einfach bei ihr (im Konsens!) gemacht hätte.

Auch wenn ich mir meine Frau und mich vorstelle, wie wir vor zehn Jahren den Bogen ausgefüllt hätten, wäre wahrscheinlich ein ziemlich inkompatibles Ergebnis herausgekommen und wir heute nicht mehr zusammen. Wir haben zu dem Zeitpunkt aber zum Glück noch keinen Sex-Pass gemacht und sind mittlerweile einige Jahre glücklich verheiratet – befriedigende Sexualität inklusive. Dabei waren wir gar nicht von Anfang an sonderlich passgenau, sondern haben uns vielmehr gemeinsam durch viel ausprobieren und experimentieren zu einer passenden Sexualität weiterentwickelt.

Besonders spannend finde ich auch die Zeit während und nach der Schwangerschaft, welche Cassiers in ihrem Buch ja etwas abwertend betrachtet. Es ist eine Zeit, in welcher sich die Sexualität radikal verändern kann, was einerseits sicher Schwierigkeiten mit sich bringt, andererseits aber auch Chancen für eine erfülltere Sexualität bietet. Überhaupt verändern sich unsere Vorlieben ständig. Passenderweise bin ich kürzlich erst auf einen Forumeintrag auf Reddit gestoßen, wo jemand die Frage gestellt hat, was Leute über 30 aus ihrer sexuellen Jugend vermissen. Die einhellige Antwort: fast nichts. Der eine oder andere trauert vielleicht ein wenig dem jugendlichen Körper nach, aber alle sind der Meinung, dass der Sex mit zunehmenden Alter immer besser wird.

Daher mein Plädoyer an dieser Stelle: die sexuelle Passgenauigkeit am Anfang nicht zu hoch zu bewerten. Selbst wenn es nicht von Anfang an ganz passt, kann sich etwas wunderbares entwickeln.

Auf Nachfragen bezüglich meiner Bedenken zur Partnersuche spezifiziert Cassiers ihre Aussage nochmal:
„Die sexuelle Passgenauigkeit gleich zu Beginn einer Beziehung zu klären, macht aus meiner Sicht in vielen Fällen Sinn, aber vor allem bei Menschen, die schon mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich haben und immer wieder in die gleichen Fallen tappen, weil sie ihre PartnerInnen immer wieder nach dem gleichen „Beute-Schema“ auswählen. Damit ist die nächste Enttäuschung und das nächste Scheitern schon vorprogrammiert. Um sich davor zu schützen, kann es sehr hilfreich sein zu analysieren: Was ist mein gängiges Beuteschema und was führt mit schöner Regelmäßigkeit zu Frust, Enttäuschung und Scheitern? In diesen Fällen wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Partnerwahl dem Thema Sexualität zu wenig Aufmerksamkeit und Bedeutung beigemessen, jedenfalls in Bezug auf die tatsächlichen individuellen unverzichtbaren sexuellen Wünsche und Bedürfnisse.“

Fazit zum Sex-Pass

Auch wenn ich Dagmar Cassiers Thesen in manchem Punkten durchaus kritisch gegenüberstehe, empfinde ich das Buch in der Gesamtheit doch durchaus als lesenswert. Gerade der Fragenkatalog und ihre Ausführungen im Umgang mit ihm können helfen, sich besser darüber bewusst zu werden, was man will und was man nicht will.

Auch für die Partnerschaft finde ich das ungemein praktisch. Denn über Sex reden und die eigenen Vorlieben auszusprechen, fällt vielen selbst gegenüber dem geliebten Menschen oder gerade bei diesem nicht leicht. Da kann über so einen Fragenkatalog schon das Eis gebrochen werden und man entdeckt vielleicht Gemeinsamkeiten, die man bisher vor dem anderen verborgen hatte. So ähnlich formuliert es auch Cassier: „Selbst heute wissen Paare mit sexuellen Vorerfahrungen wenig über ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse und erst recht nichts über die Wünsche und die sexuelle Struktur der Auserwählten.“ (S. 20)

In diesem Sinne bekommt das Buch von mir eine Leseempfehlung mit dem Hinweis, dass das ein oder andere durchaus auch mal kritisch hinterfragt werden darf.

„Der Fragenkatalog richtet sich an alle, die am Thema Sexualität interessiert sind, unabhängig vom Alter, vom Geschlecht, von sexuellen Vorerfahrungen. Das Buch soll ein unverkrampftes, wohlwollendes, tolerantes, vorurteilsfreies Verständnis dafür wecken, dass Sexualität ein menschliches Grundbedürfnis ist, dessen Befriedigung grundsätzlich vielfältig und individuell ist und sein darf, genau so wie bei anderen Grundbedürfnissen auch. Und wie in vielen anderen Lebensbereichen auch, scheint ein Mindestmaß an Kompatibilität, an sexueller Passgenauigkeit , die Chance auf ein nachhaltig glückliches Leben, eine nachhaltig befriedigende, zufriedene Beziehung stark zu erhöhen. Motto: Gleich und gleich gesellt sich gern.“

Dagmar Cassiers

Richtig spannend fände ich eine auf dem Fragebogen basierende Langzeitstudie, bei der eine Gruppe von Menschen ab ihrem 18. Lebensjahr bis zum 30. einmal im Jahr den Fragebogen ausfüllen muss. Es wäre interessant zu sehen, wie sich in diesem Bereich die sexuellen Präferenzen entwickeln oder vielleicht auch konstant bleiben.

Arbeitsheft Sex-Pass: Sexuelle Passgenauigkeit – die 423 Fragen aus dem Original-Sex-Pass

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