Kurzlyrik von Gerd Börner

Kurzlyrik
von Gerd Börner


Spinnweben der Nacht.

Dieser Traum endet

als Tannenzapfen.

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Ich treffe dich

an der Biegung des Halses –

heute noch…

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Die Bohnen knirschen.

Herrlich duftet der Wecker

zwischen den Knien.

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Unter die Bluse.

Viel zu spät löst sich der Blick –

meine Nachbarin.

Alle vier Texte sind sogenannte Senryû, japanische Kurzgedichte. Der Autor zu dieser Form:

„Aus dem Haiku entwickelte sich eine neue Art der Kurzlyrik, das Senryû, das zum Pseudonym des Dichters und Gedichtesammlers Hachiemon wurde und mit Flußweide übersetzt werden kann. Das Senryû ist ebenfalls ein Dreizeiler und wird nach den selben Regeln geschrieben, die auch für das Haiku gelten. Siebzehn Silben gliedern sich im Metrum 5/7/5 Silben auf drei Zeilen. Diese Gedichtform unterscheidet sich vom Haiku jedoch dadurch, daß der für ein Haiku unerläßliche Hinweis auf eine Jahreszeit fehlt. Außerdem bleibt das geschilderte Geschehen nicht auf ein Naturerlebnis beschränkt, sondern kann auch alle gesellschaftlichen Probleme berühren. Das Senryû lebt vom sprachlichen Witz, von Wortspielen, aber auch von ganz konkreten Ereignissen in Vergangenheit und Gegenwart. Deutlich emotionaler wird der Mensch Mittelpunkt einer kleinen Geschichte. Die politischen, gesellschaftlichen oder zwischenmenschlichen Fragen werden direkter angesprochen.“

gerd.boerner@t-online.de

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