Anspruchsvolle Erotikmagazine

Sex sells. So lautet das immer noch gängige Credo der Werbewirtschaft. Man sollte also meinen, dass Erotikmagazine ein totsicheres Geschäft darstellen. Doch das ist leider nicht so. Selbst das wohl bekannteste Männermagazin aus den USA, der „Playboy“ hat in Deutschland immer wieder mit den geringer werdenden Werbeeinnahmen und Auflagen zu kämpfen. Das Überangebot im Internet mit seinen kostenlosen Angeboten zieht immer mehr Kunden weg von den Printmagazinen hin zu ihren Computern. Und auch das der Erotikbranche immer noch anhaftende Schmuddelimage hält zahlungskräftige Werbekunden davon ab, in Erotikmagazinen Werbung zu schalten. Zu groß ist die Furcht vor einem möglichen Imageverlust.

Doch glücklicherweise gibt es immer wieder tapfere Versuche (und zum Glück auch die ein oder andere Erfolgsgeschichte), ein anspruchsvolles Erotikmagazin zu etablieren. Keines dieser Magazine wird von einem großen Verlag vertrieben, sondern es sind engagierte Frauen und Männer, die im Eigenverlag den großen Verlagen trotzen. Diese möchten wir Euch hier vorstellen:

Feigenblatt-Magazin (2005-2012, Neustart 2015)

Das Jahr 2013 begann mit einer schlechten Nachricht: Das Feigenblatt-Magazin wird bis auf weiteres eingestellt. Die Herausgeberin Anja Braun und ihr Ehemann und Redakteur Herbert Braun sind stolze Eltern von Zwillingen geworden. Und damit ist die Zeit zu knapp geworden. Deswegen sollte es bis auf weiteres keine weiteren Ausgaben mehr geben.

Aber rund drei Jahre später startet das Feigenblatt erneut mit einer viel beachteten Crowdfunding Kampagne.

Die Herausgeberin Anja Braun richtet sich mit ihrem „Magazin für Erotisches“ an Frauen und Paare. Jedes Heft hat ein eigenes Schwerpunktthema. In jedem Heft findet man Buchrezensionen, erotische Geschichten und redaktionelle themenspezifische Artikel, in der Spielwiese wurden auch interessante Toys vorgestellt. Viele großformatige Aktbilder für Frauen und Männer runden das anspruchsvolle „Magazin für Erotisches“ ab, sodass nicht nur der Geist, sondern auch die Augen gesättigt werden. Die Artikel werden von vielen Autoren geschrieben: von literarischen Amateuren bis hin zu entsprechenden Fachleuten.
Das Magazin wird allein von Anja Braun und ihrem Mann Herbert Braun im Eigenverlag produziert und vertrieben.

Fakten zum Magazin
Auflage: 15.000
Seiten-Umfang: jeweils 92 Seiten
Preis Einzelheft/Abo:
6,55 Euro,
Zielgruppe: Kulturinteressierte Leser/innen, für den Erotik überwiegend im Kopf stattfindet.
Die bisherigen Ausgaben können aber immer noch bestellt werden. Siehe Webseite: www.feigenblatt-magazin.de

 Separée (seit 2014)

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Fakten zum Magazin:
Zielgruppe: Zwischen 20-49 / Weltoffen / Selbstbewusst / Gebildet / Konsumfreudig
Auflage: 20.000
Erscheinungsmodus: vierteljährig
Seiten-Umfang: ca. 100 Seiten
Preis: 5,90 Euro
Verkaufsstellen: Bahnhofsbuchhandel und übers Internet
Weitere Informationen auf www.separee.com
Unser Artikel: www.erosa.de/separee-das-neue-erotik-magazin-fuer-frauen

Jungsheft & Giddyheft (seit 2005 / 2007)

Das kleine, aber nicht unbedeutende Magazin ist ein Hobbyprojekt, das von zwei Frauen produziert wird: Nicole Rüdiger & Elke Kuhlen.Rechtlich gesehen ist es ein Pornoheft und erst ab 18 Jahren zu kaufen. Grund: hier sieht man erigierte Penisse und Venuslippen (das definiert der Gesetzgeber als Porno!)giddyheft cover

Doch es ist das genaue Gegensatz zum Hochglanzporno. Die Fotos in diesen Heften sehen eher so aus, als hätte man von seinem Freund bzw.von seiner Freundin zu Hause eigene erotische Bilder gemacht. Es sind keine Models mit Topmaßen, die dort gezeigt werden, sondern ganz natürliche junge Frauen und Männer. Neben den Fotos gibt es gute redaktionelle Artikel, zu Themen wie „Roten Sex“ (Sex während der Menstruation), vorzeitige Ejakulation oder der erste Besuch im Swingerclub. Es ist ein freches Heft, das für ein eher jüngeres Publikum unverblümt über Sex schreibt. Das Jungsheft ist übrigens an junge Frauen gerichtet und das Giddyheft an junge Männer…

Fakten zum Magazin:
Auflage: jeweils 3.000
Erscheinungsmodus: halbjährig
Seiten-Umfang: jeweils 60 Seiten
Preis Einzelheft/Abo: 6 Euro
Verkaufsstellen: übers Internet
Erscheint seit: Jungsheft seit 2005 Giddyheft seit 2007
Zielgruppe: Die meisten Kunden bestellen gleich beide Hefte. Ansonsten sind unsere Kunden über 18 Jahre und Bestellungen gehe sowohl aus den Städten ein aber auch aus Studentenhochburgen wie Freiburg und Weimar.

 

Schlagzeilen (seit 1998)

Dieses Magazin ist für eine besondere Zielgruppe: all diejenigen, die sich mit SM beschäftigen. Wobei es immer um mehr als um nur SM geht, sondern auch z.B. um Fetischismus oder Bondage (Fesselkunst). Die Schlagzeilen werden von Matthias Grimme im Eigenverlag herausgebracht und ist das größte Sprachrohr im Printbereich für die ganze Szene.

Informatives, unterhaltsames und anregendes ergeben eine bunte Mischung: Unter den Veranstaltungshinweisen, Buchrezensionen, Comics, Vorstellungen von Künstlern der Szene, unterschiedlichen Kolumnen und Produktvorstellungen ist für jede/n etwas dabei.

 

Fakten zum Magazin
Auflage 3.500
Erscheint 7 mal im Jahr
Seitenzahl 96
Einzelpreis 15,90/Abo Inland 88,00/ Abo Ausland 103,00€
Erhältlich: im gut sortierten Erotikhandel oder über die Webseite
Webseite: www.schlagzeilen.com


Nirwana

Die Ambitionen sind groß, doch leider schafft es nicht jede Zeitschrift langfristig auf dem heiß umkämpften Markt der Printmagazine zu bestehen. Hier sind die Magazine aufgeführt, die den „ewigen Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten“ überwunden haben. Sprich: Es gibt sie nicht mehr.

Das Tantra-Special (1987 – 2015)

Auch dieses hochwertige, lang existierende Magazin gibt es nicht mehr. Der Herausgeber hat seine Tätigkeit aufgegeben. Zu viel Arbeit, zu wenig Einkommen. Auch der Versuch, den Verlag zu verkaufen, war gescheitert. Die alten Hefte kann man aber noch online bestellen.
Auf der Webseite gibt es jetzt ein persönliches Blog von Wolf Schneider.
Nur wenige würden das Heft Connection Tantra als Erotikmagazin beschreiben. Es kommt aus dem Connection Verlag und ist ein Ableger des spirituellen Magazins Connection. Beide sind von Wolf Schneider im Eigenverlag herausgegebene Zeitschriften.
Dieses gibt es seit 1985 und die Tantra-Specials seit 1987. Damals, im Jahr 1987, wusste noch kaum jemand in Deutschland, was Tantra ist. Als Connection das 1986 zum ersten mal als Titelthema hatte, war diese Ausgabe nach drei Wochen ausverkauft.
In dem Connection Special geht es um „Liebe, Eros, Weisheit“, man findet dort also viele spirituell und tantrisch angehauchte Artikel. Die Artikel werden von vielen bekannten Tantra-Lehrer/innen geschrieben. Das ist eine gute Möglichkeit, mehr über die Anbieter von seriösen Tantra-Seminaren zu erfahren.
Jedes Heft hat ein Schwerpunktthema.
Fakten zum Magazin
Auflage: 10.000
Erscheinungsmodus: eingestellt, alte Hefte können noch nachgekauft werden.
Seiten-Umfang: ca. 82 Seiten
Preis Einzelheft/Abo:
9 Euro, Jahresabo 16/30/42 Euro (für 1/2/3 Jahre)
Zielgruppe: Tantriker und spirituell Interessierte
Verkaufsstellen:
Bahnhofs- und gut sortierter Zeitschriftenhandel, Direktvertrieb über die Webseite
Webseite: www.connection.de

reizvoll Magazin (2013)

Reizvoll, scharfsinnlich, so beschreibt sich das Magazin, das durch professionelles Layout und schöne Bilder besticht, ohne dabei eines der üblichen knalligen Hochglanzmagazine zu sein. Die Frau hinter dem Magazin aus Österreich ist Desiree Kratochwil aus Wien. Sie möchte mit dem reizvoll Magazin eine bunte Mischung an anspruchsvoller Erotik, ansprechenden Bildern, interessanten Persönlichkeiten und aufreizenden Texten bieten.

Fakten zum Magazin:
Auflage: 4.000
Erscheinungsmodus: alle drei Monate
Seiten-Umfang: ca. 82 Seiten
Preis Einzelheft/Abo: 4,80 Euro/Abo möglich
Zielgruppe: selbstbewusste Frauen zwischen 25 und 60 Jahren, die ihre Sexualität bewusst genießen (können).
Verkaufsstellen: Direktvertrieb über die Webseite und im Zeitschriftenhandel, Adressen siehe Webseite
Webseite: offline
Unser Interview mit der Herausgeberin findet ihr hier reizvoll Magazin

Verführer Berlin (2007-2012)

Ein reines Erotikmagazin ist der Verführer nicht mehr. Das kostenlos in Berlin ausgelegte Heftchen hatte sich anfangs nur auf die erotischen Seiten Berlins fokussiert, hat jedoch seit 2012 die Themenpalette um Mode, Beauty und Wellness erweitert. Das Erotisch-Sinnliche nimmt dabei leider keinen großen Raum mehr ein.
Die Herausgeberin und Chefredakteurin Stephanie Schneider berichtete in ihrem Heft über interessante, neue oder außergewöhnliche Adressen in Berlin. So gab es Hinweise auf tantrisches Yoga, verführerische Dessousgeschäfte oder Rezepte für aphrodisierende Menüs.

Fakten zum Magazin:
Auflage: 15.000
Erscheinungsmodus: alle 3 Monate
Seiten-Umfang: ca. 100 Seiten
Preis Einzelheft: 2,90 Euro

Zielgruppe: Modeaffine Berlinerinnen und Touristinnen
Webseite: www.verfuehrer-berlin.de

Eden pure sensual (2011)

Das Projekt startete unter dem Namen EDEN-Magazin. Zwei Frauen aus München beschlossen, ihre lang gehegte Idee für ein hochwertiges Erotikmagazin“von Frau zu Frau“ endlich in die Tat umzusetzen. Die erste Ausgabe erhielt überall positives Feedback, nicht zuletzt wegen des aufwendigem Layouts und der Themenvielfalt. Bislang jedoch ist es fast nur im Münchner Bereich zu kaufen oder über das Internet per Post zu bestellen. Die zweite Ausgabe war für Dezember 2011 geplant, wurde aber verschoben.

Zum Jahreswechsel ist eine der Partnerinnen ausgestiegen und das Magazin benannte sich in „Eden pure sensual“ um. Laut der Geschäftsführerin Monika Rose will sich das Magazin als „DAS Top-Frauen-Erotik-Magazin auf dem Markt mit ganz viel Lust,Luxus und Leidenschaft.“ etablieren.

Im Mai 2012 ist die zweite Ausgabe erschienen, die das Konzept fortgesetzt hat. Noch immer ist die jetzige Herausgeberin auf Investorensuche,bevor das nächste Heft erscheinen kann.

Fakten zum Magazin:
Auflage: bei der Erstausgabe 3.000, Frühlingsausgabe 8.000
Erscheinungsmodus: -> halbjährlich

Seiten-Umfang: ca. 120 Seiten
Preis Einzelheft/Abo: 6,90 Euro/Abo möglich, Preis ab Frühlingsausgabe 8,50
Zielgruppe: Selbstbewusste Leserinnen und Paare von Lifestylemagazinen
Verkaufsstellen: Übers Internet, Direktvertrieb über die Webseite + web-boutiquen
Webseite: offline

P. O. Magazin (2008 – 2011)

Das P.O. Magazin richtete sich eher an Swinger und sexuell sehr aufgeschlossene und aktive Frauen und Männer. Das Magazin startete mit einer Kooperation des Erotik- und Swingerportals Joyclub, doch diese Zusammenarbeit endete vor einiger Zeit. Die Kooperation mit vertraute.de einem Portal für Escort sollte vermutlich eine Stärkung der Finanzierung und der Verbreitung mit sich bringen. Doch nach der 14. Ausgabe es ist still geworden um das P.O.-Magazin. Die Webseiten sind zwischenzeitlich stillgelegt bzw. mit Pornoseiten gefüllt.

Die Artikel waren meist mit knalligen und sehr aufreizenden Bildern bestückt, die meist eher an die Pornoszene erinnerten. Die Qualität der Artikel war mal gut, mal nicht so gut, ganz abhängig von den Autoren, die für das Heft geschrieben hatten. Passend zur Zielgruppe ging es um Themen wie Gruppensex, Vorstellung von Clubs, aber auch viele Interviews mit den Sternchen der Pornobranche. Doch manche Artikel waren durchaus originell, z.B. „Guter Sex beginnt immer im Kopf, aber endet er immer im Gesicht?“. Auch wenn mir der Stil persönlich manchmal etwas zu porno-ästhetisch war, so war es doch eine sehr bunte Mischung ganz unterschiedlicher Themen und Artikel.

Fakten zum Magazin
Auflage: 40.000
Preis: 4,90 EUR
Zielgruppe: Swinger und sexuell sehr aufgeschlossene und aktive Frauen und Männer
Verkaufsstellen: Bahnhofsbuchhandel und über die Webseite
Webseite: offline

Alley Cat (2008 – 2010)

Die Zeitschrift Alley Cat war ein Projekt zweier Studentinnen, die ein Erotikmagazin für Frauen produzierten, das sie aus einer privaten Erbschaft finanzierten. Das Magazin erschien in sechs Ausgaben und erhielt so viel mediale Aufmerksamkeit, dass der Burda-Verlag das Magazin aufkaufte bzw. der Herausgeberin Ina Küpers einen festen Job anbot.

Im Mai 2010 wurde eine Ausgabe mit 150.000 Exemplaren herausgebracht. Leider verlor die Alley Cat durch die Liason mit Burda: Die neue Ausgabe wurde inhaltlich geglättet und floppte auch prompt auf dem Markt. Hinzu kamen Schwierigkeiten, Anzeigenkunden zu gewinnen. In der Facebookgruppe wurden die Fans noch lange hingehalten bis endlich im Oktober 2011verkündet wurde, dass es keine weiteren Ausgaben geben würde.

Fakten zum Magazin

Auflage: 10.000; im Burda-Verlag 150.000
Preis: 4,50 EUR
Zielgruppe: Fans von Sex & the City
Verkaufsstellen: ehemals Handel, jetzt eingestellt
Website: www.alley-cat.de (Letzte Ausgabe noch als Preview zu sehen)

Secrets (2009)

Nur eine einzige Ausgabe gab es von „Secrets – Das sinnliche Frauenmagazin „. Zu einem günstigen Preis gab es im Stil von „Bild der Frau“ oder „Frau im Spiegel“ eine Zeitschrift auf eher billigem Papier, dass sich neben Themen wie Liebe und Partnerschaft auch mit Erotik und Sexualität beschäftigte. Herausgeber war der auf Kochmagazine spezialisierte Teichmann Verlag, der wegen mangelnder Erfolgszahlen das Heft gleich nach dem ersten Mal wieder aufgab.

Fakten zum Magazin

Auflage: 40.000
Preis: 2,50 EUR
Zielgruppe: Leserinnen von Frauenmagazinen
Verkaufsstellen: ehemals Handel, jetzt eingestellt
Website: offline