Die Erotikmassage gibt es seit Urzeiten, die Tantramassage ist inzwischen ein alter Hut und auch begrifflich schon ein wenig verbraucht. Zeit also, für eine neue Massageform: die AnuKan. Diese will den therapeutischen Ansatz „Heilung durch (Intim)Massage“ noch stärker in den Vordergrund rücken, denn sie ist der Meinung: Sexualtherapie braucht auch praktische Unterstützung. Was genau das bedeutet, erfahrt ihr im Interview mit Kati Laux.
Kati Laux ist die Leiterin des Tantramassagestudios und Seminzentrums Sinnesart, welches schon seid über 10 Jahren besteht. Was schon eine beachtliche Leistung ist, wenn man in dieser Branche unterwegs ist.
Nach diesen langen Jahren der Arbeit als Leiterin, Masseurin und Seminarleiterin sowie nach unzähligen besuchten Seminaren reifte in ihr zunehmend die Idee, dass es eine neue Massageform bräuchte. Eine Massageform, die noch mehr Wert auf die heilende Aspekte legt und auch als Therapieform zum Beispiel anschlussfähig an eine Sexualtherapie ist. Die Idee zu AnuKan war geboren.
Doch wie Kati eben so ist, bleibt es nicht lange bei einer fixen Idee, sondern sie macht sich direkt an die Umsetzung. Mittlerweile gibt es ein Ebook zur AnuKan-Massage und bei Sinnesart läuft bereits die zweite AnuKan-Ausbildungsrunde.
Ich habe mich mit Kati getroffen und darüber unterhalten, was sich denn genau hinter AnuKan verbirgt und warum sie glaubt, dass eine erotische Massage die Sexualtherapie bereichern könnte.
Hallo Kati – erzähl erstmal was über dich. Wie bist du überhaupt in das Erotik-Business reingekommen?
Die kurze Antwort: „Ich war jung und brauchte das Geld.“
Die lange Antwort: Ich hatte damals in einer Zeitung eine Anzeige gesehen, wo Frauen für erotische Massagen gesucht wurden. Ich wusste zu dem Zeitpunkt zwar nicht, was das ist, aber neugierig war ich schon. Also habe ich dort angerufen und gesagt, dass mich das Thema interessiert, ich mich aber nicht auskenne. Da kam als Antwort nur:
„Sie haben doch bestimmt schon mal einem Mann einen runtergeholt? – Und das machen wir jetzt für Geld!“
Zu Beginn hatte ich natürlich erst ein bisschen Panik und dachte, dass ich irgendwo in der Unterwelt gelandet bin, weil ich natürlich schon einige Vorurteile hatte und mir das Ganze doch ein bisschen suspekt vorkam. Aber, schon nach dem ersten Tag brachte ich ordentliches Geld mit nach Hause und eine Verkettung von unglücklichen Umständen führte dazu, dass ich ganz dringend Geld brauchte. Und so begann meine Karriere als Erotikmasseurin.
Nun bist du ja vor allem Spezialistin für Tantramassage, wie kam es dazu?
Ziemlich schnell habe ich gemerkt, dass mir diese Arbeit sehr viel Freude bereitete. Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass ich gar nichts Schlechtes oder Verwerfliches mache, sondern dass ich da mit Herz und Liebe rangehen kann und dass das, was ich mache, den Männern gut tut und sie hinterher friedlicher sind.
Da hat man vorher ganz andere Erwartungen durch die Bilder, die man da alle so gesellschaftlich vorgeprägt im Kopf hat.
Auch aus der Perspektive der Beteiligten betrachtet, war das eine schöne, saubere Sache. Es war ein bisschen Abenteuer dabei und ich habe auch erst da gelernt, wie ich mich richtig schminke und Dessous ausprobiert. Dabei habe ich mir von mir selber und auch von den anderen Frauen eine Menge Impulse geholt, was auch mein Frausein betraf. Ich glaube, gerade durch den Kontakt mit den anderen Masseurinnen, bin ich dort erst so richtig zur Frau geworden. Ich konnte viel ausprobieren und es war im Grunde eine schöne, spannende Zeit dort.
Das Schlimmste für mich war, dass ich es mir nicht getraut habe, es auch Freunden zu erzählen. Im Grunde habe ich mir immer gewünscht, offen darüber sprechen zu können – in mir wuchs eine immer größere Sehnsucht danach, zu dem zu stehen, was ich da tue. Und bei der Beschäftigung mit dem Thema bin ich dann im Internet auf die Tantramassage gestoßen. Bis dahin hatte ich noch nie davon gehört, und bisher hatte ich rein als Erotikmasseurin gearbeitet. Insgesamt war das damals auch noch nicht so bekannt.
Mit Tantra eröffnete sich für mich einfach nochmal eine ganz andere Ebene. Insofern, als dann dort ein Feld war, dass die Sache als natürlich und heilig betrachtet. Es kam eine würdevolle Ebene zu meiner Arbeit hinzu, obwohl sich die Arbeit an sich, von dem, was ich mit meinen Händen bisher gemacht habe, nicht groß unterschied.
Wie kam es dann dazu, dass du Sinnesart gegründet hast?
Da war das Hochwasser 2002 dran schuld, weil beide Studios, in denen ich bis dahin gearbeitet hatte, dann nicht mehr nutzbar waren. Ich lebte mittlerweile von den Massagen und musste ich mir was einfallen lassen. Also habe ich mir eine Wohnung angemietet und selbst angefangen, zu massieren. Dabei habe ich gemerkt, wie anders ich das doch gestalten kann.
Ich habe dort die Erkenntnisse aus den Tantraseminaren mit reingenommen – jemand erstmal abzudecken, ein Vorgespräch zu führen usw. – das gab es damals alles vorher nicht. Da ging es immer nur um das Eine.
Ich hab dann viele Elemente mit reingebracht und war auch recht erfolgreich, weil ich gemerkt habe, dass die Männer und auch hin und wieder Frauen, es sehr geschätzt haben, dass ich nicht nur jemand war, der ihnen ihren Trieb befriedigt, sondern, dass ich immer den ganzen Menschen gesehen habe.
Dann kam es so weit, dass ich nicht mehr in der Lage war, die Nachfrage alleine zu befriedigen. Da ich sonst niemanden in Dresden empfehlen konnte und ich mir dachte – „das ist doch kein Hexenwerk, was ich hier mache, es ist ja eigentlich leicht zu vermitteln“ – habe ich annonciert und mich entschlossen, Räume anzumieten und mein Wissen weiterzuvermitteln. Das war die Geburtsstunde von Sinnesart.
Nun gibt es Sinnesart ja schon seit über 15 Jahren, die Tantramassage hat sich nicht nur bei euch, sondern überall fest etabliert. Du bringst jetzt jedoch eine neue Massage auf den Markt: die AnuKan-Massage. Warum braucht es ein neues Angebot, wo es die Tantramassage jetzt schon überall gibt, und sie scheinbar endlich gesellschaftlich akzeptiert wird?
Das ist eine gute und wichtige Frage. Der Hauptgrund ist, dass wir gemerkt haben, dass man eine Massage, die das Thema Sexualität enthält, nicht wie eine normale Massage vermitteln kann.
Egal, welche Massage ich gelernt habe – Erotikmassage, Tantramassage oder Tao-Massage – wurde das immer in der selben Form vermittelt: Es wurde etwas vorgemacht und gezeigt, wobei es vorwiegend darum ging, die Massage in der Abfolge zu lernen. Wir haben in unserer Massagearbeit aber festgestellt, dass die Abfolge gar nicht Entscheidend ist, sondern einige andere Faktoren mindestens genauso bedeutend sind.
Diese Erfahrung konnten wir sammeln, weil wir von Anfang an unsere Frauen selber ausgebildet haben und uns in der Ausbildung natürlich auch Gedanken gemacht haben, was müssen wir den Frauen mitgeben, damit sie auch gute Masseurinnen im Sinne von Sinnesart werden. Auf dem Höhepunkt der Zeit hatten wir bis zu 17 Ausbildungsmodule, weil es so viele Elemente gibt, die wir bei der Massage für wichtig erachten.
Irgendwann haben wir aber gemerkt, dass es da einfach noch mehr Struktur und System braucht und haben uns daran gesetzt, die ganze Ausbildung nochmal in ein neues System zu packen. Das war die Geburt der AnuKan Ausbildung und der AnuKan Massage.
Was unterscheidet jetzt dieses neue Angebot von einer herkömmlichen Tantramassage?
Wir haben festgestellt, dass man bei der Vermittlung der Massage ganz anders rangehen muss. Sexualität ist eine ganz wichtige Kraft, die nicht einfach mal schnell so neben einer Massage vermitteln werden kann. Vielmehr braucht es Spezialkenntnisse dafür.
Auf die sexuelle Komponente in der Ausbildung muss von daher ein ganz anderer Wert liegen. Man muss zum Beispiel die Kommunikation mehr in den Vordergrund rücken, man muss bestimmte Sachen vorher klären, sich selbst und über sich klar werden, über die eigene Ethik. Es gibt einfach mehr, was in einer Massage in diesem Bereich vermittelt werden muss.
Der zweite Grund für ein neues Angebot war der, dass Tantra und Tantramassage mittlerweile verbrauchte Begriffe sind und der ursprüngliche Qualitätsanspruch einer Tantramassage immer stärker verwässert wird.
Zu Beginn gab es die Erotikmassagen, die mehr dem Rotlichtmilieu zugeordnet waren. In den „höheren Sphären“ entwickelten sich die Tantrastudios, welche nochmal mit einem anderen Anspruch arbeiteten. In meiner persönlichen Erfahrung habe ich aber festgestellt, dass es vom Grunde her das Gleiche ist. Einmal habe ich auch mit Andro ein Interview geführt, aus dem ich dann gelernt habe, dass im Grunde die Tantramassage, so wie sie von Andro „erfunden“ wurde, ursprünglich als Erotische Massage angelegt war. Er hat sie am Anfang auch so genannt. Nur weil er immer wieder an Grenzen stieß in Form gesellschaftlicher Ressentiments, hat er dann überlegt, wie das umgangen werden könnte. Im Ergebnis hat er den Begriff Tantramassage auf diese Erotikmassage draufgesetzt und zugleich den Anspruch angefügt, dass es eine besondere Erotische Massage ist.
So hat im Laufe der Jahre die Tantramassage ihren Weg in viele Massagestudios und auch Bordelle gefunden und heute gibt es fast kein Erotikstudio mehr, was nicht auch Tantramassage anbietet.
Daran kann man sehen, dass die Menschen auch auf eine andere Art berührt werden wollen, als sich nur heimlich im Hinterhof im Rotlicht befriedigen zu lassen. Ich glaube, dass viele auch den Wunsch haben, das Ganze auf eine würdevolle Weise zu erleben. Diese große Verbreitung hat aber auch den negativen Nebeneffekt, dass nicht überall wo Tantra draufsteht auch Tantra drin ist. Der Begriff Tantramassage ist nicht schützbar und somit kann nicht immer eine hohe Qualität garantiert werden.
Das ist der Hauptgrund dafür, dass wir AnuKan ins Leben gerufen haben. Denn wenn wir eine Massage vermitteln wollen, so wie wir uns das vorstellen, brauchen wir dafür einen Begriff, der sich schützen lässt und mit dem wir hohe Qualitätsstandards garantieren können.
Der dritte Grund war, dass wir gemerkt haben, dass der Begriff der Tantramassage insofern einschränkt, dass viele damit vor allem den esoterischen Bereich verbinden. Eine Tantramassage ist etwas, bei dem man immer am Körper dran ist – mit Federn, Fellen, Seidentüchern, mit Räucherstäbchen, mit spirituellem Geist. Das schränkt die Möglichkeit und Vielfältigkeit ein. Die Tantramassage ist eine Begrifflichkeit, welche die Massage schon definiert – egal, wie die Qualität im Einzelnen ist. Aber wir haben festgestellt, dass es genauso wichtig sein kann, dass wir Menschen auf ganz verschiedenen Stufen abholen. Genau dort, wo sie stehen.
Und es gibt eben Menschen, die können mit dieser spirituelle Ebene nichts anfangen. Die wollen das nicht, denen ist das unangenehm. Es gibt Menschen, die brauchen ganz andere Elemente, wie zum Beispiel mal gefesselt zu werden oder wünschen sich die Erforschung des Pobereichs Wert legen. Wieder andere wollen vielleicht auch gar keine Intimmassage und brauchen mehr das Gespräch dabei.
Es gibt einfach so viele verschiedene Bedürfnisse. Wenn wir so rangehen, dass wir die Basics vermitteln und dann die einzelnen Masseure und Masseurinnen jeweils ihre Stärke in die Massage einbringen können. Dann macht die Massage den Gebenden viel mehr Spaß und dann können auch die Nehmenden frei ihr Wünsche äußern und bekommen, was sie brauchen. Das ist dann unsere AnuKan Massage.
Was unterscheidet denn jetzt eine AnuKan-Massage von den anderen. Was bekomm ich bei einer AnuKan-Massage, was ich bei einer Tantramassage nicht bekomme?
Zum einen sind die AnuKan-Masseurinnen und Masseure noch umfassender ausgebildet. Mit AnuKan haben wir die Massage nochmal auf eine andere Ebene gehoben. Während Tantra vor allem mehr so in dem spirituellen, heiligen Bereich verortet ist, umfasst die AnuKan ein noch viel breiteres Feld.
Hinter AnuKan steht also ein verbrieftes Qualitätssiegel
Die Philosophie hinter AnuKan ist, dass alle Wünsche und Bedürfnisse wertgeschätzt werden und die Massage flexibel gestaltet wird. Das Kennzeichen ist, dass die verschiedenen AnuKan Masseurinnen und Masseure alle Verschiedenheiten, die es in der Sexualität gibt, akzeptieren können. Dass sie auch wissen, dass diese Verschiedenheiten einen Sinn für den Einzelnen haben, dass sie wertvoll sind und deshalb erstmal angenommen werden sollten.
Wenn dann mal einer mit einer schrägen Fantasie kommt, dann ist das auch erstmal okay. In so einem Fall wird geschaut, wie in der Massage daraus etwas gemacht werden kann, damit die Bedürfnisse des oder der Empfangenden befriedigt werden können. In der AnuKan-Ausbildung wird das Handwerkszeug vermittelt, damit die Gebenden mit diesen verschiedenen Ebenen umgehen können.
Wenn einer kommt, der erstmal ganz viel reden will oder eher das Streicheln braucht, dann kann man das genauso akzeptieren und darauf eingehen,wie wenn jemand kommt, der sagt, er brauch es mal etwas doller, oder er will dabei sitzen und die Augen offen haben. Die Masseurinnen stellen sich viel mehr darauf ein, was jemand an Bedürfnissen mitbringt und auch an Lernerfahrungen machen will.
Dabei ist die AnuKan-Massage vor allem auch als sinnliche Heilmassage konzipiert. Natürlich kann sie auch zum Genuss dienen, aber uns wäre es schon lieb, wenn Menschen kommen, die sagen, „ich habe echte Lust, mal eine bestimmte Erfahrung zu machen“ oder „mein Therapeut schickt mich, weil ich nicht richtig los lassen kann, ich will das mal erleben. Vielleicht brauch ich dazu ein Bondageelement oder soetwas …“
Das langfristige Ziel von uns ist es, auch mit Sexualtherapeuten zusammenzuarbeiten. AnuKan bietet dafür die perfekte Grundlage.
Man kann also sagen, die AnuKan-Massage ist einerseits freier und vielfältiger als eine Tantramassage, es wird aber gleichzeitig auch eine gewisse Qualität dahinter garantiert, weil die Masseurinnen genau wissen, was sie tun.
Genau. Auf den ersten Blick scheint es so beliebig zu sein – aber das ist das Kennzeichen, dass die AnuKan-Massage sich mit verschiedenen Ebenen auskennt.
Das lässt sich zum Beispiel mit gutem Management vergleichen. Wer eine Firma gut leiten will, muss wissen, dass es Menschen gibt, die auf verschiedenen Bewusstseinsstufen sind. Manche wollen immer kämpfen, manche brauchen ganz starke Regeln und Strukturen – da steht die Struktur über allem anderen und manche brauchen eher mehr Gleichheit und Verbrüderung. Immer, wenn man weiß, dass es ganz verschiedene Menschen gibt und sich sozusagen als „Spiraltänzer“ auf die verschiedenen Ebene einstellen kann, kann man einer ganz neue Form schaffen und die Menschen da abholen, wo sie stehen. Denjenigen wird ermöglicht zu wachsen und sich selber zu erkennen.
Heilung kann nur dann geschehen, wenn vom Ist-Zustand ausgegangen wird. Ich kann niemanden heilen, wenn ich die Person vorher nicht so annehme und akzeptiere, wie sie in dem Moment ist.
Sexualität als Heilung? Kannst du das mal noch genauer erläutern, wie Sexualität zu Heilung beiträgt?
Das ist das spannende, was wir mit der AnuKan-Massage beabsichtigen und bezwecken – das ist es, wo es hingehen soll. Wir sind an einem Punkt in der Gesellschaft angekommen, wo sich definitiv etwas ändern muss. Wo alle Zeichen auf eine große Veränderung hindeuten. Weil einfach alles so katastrophal geworden ist – der Druck in der Arbeitswelt ist so groß, die Umweltverschmutzung usw… Es gibt viele Ideen dazu, wie sich etwas ändern kann, aber das Thema Sexualität wird meistens vergessen. In vielen Visionen über neue Gesellschaften spielt Sexualität ein Schattendasein. Ich meine aber, es ist eine ganz große Kraft, welche die Menschen viel mehr nutzen könnten. Aktuell ist gar keine richtige sexuelle Kultur in der Bevölkerung verbreitet. Das Wissen haben vielleicht nur einige Wenige, die damit auch was anfangen können.
Dabei sind jedoch Menschen, die sexuell erfüllt sind, viel angstfreier, lassen sich nicht so leicht manipulieren, kaufen nicht mehr ständig irgend so einen Scheiß. Also wenn es mir sexuell einfach gut geht – das habe ich immer so erlebt –, wenn ich richtig guten, ausgefüllten Sex hatte, dann sag ich mir so „was kann mir die Welt“ und höre viel mehr auf meine innere Stimme.
Sexualität ist eine Kraft, die von den Menschen viel stärker genutzt werden sollte. Besonders auch für heilende Aspekte. Genau das ist auch einer der Ursprünge der AnuKan-Massage. Wir haben bei Sinnesart viele Begegnungen gehabt, wo Menschen hinterher berichtet haben, dass sich bei ihnen grundlegend etwas geändert hat. Zum Beispiel, dass Menschen Süchte verloren haben oder Phantomschmerzen vorbei gegangen sind oder dass Operationen nicht mehr notwendig waren, sich einfach Blockaden gelöst haben und Beziehungen wieder funktionierten. Dass Menschen sich glücklicher und freier fühlten, bis dahin, dass viele die Massage zur Psychohygiene nehmen oder vor besonderen Ereignissen zu bestimmten Terminen, da sie nach der Massage das Gefühl haben, sie sind viel angstfreier, viel stärker und können mehr auf der Gewinnerseite sein. Das sind so die Effekte, die Sexualität mit sich bringt, wenn sie auf eine würdevolle Weise akzeptiert wird.
Ich glaube, für die Empfangenden ist der Haupteffekt der Heilung darin begründet, erstmal das Gefühl zu spüren, angenommen zu werden. Überhaupt erstmal einen Zugang zu sich selbst zu finden und auch die nötigen Erfahrungsräume zu bekommen, um diese Kraft zu spüren.
Viele wissen gar nicht, was man eigentlich alles mit dieser sexuellen Energie, dieser Urkraft so machen kann. Dass man Sexualität auch richtig üben und lernen kann und dass es auch Wissen darüber gibt, welches genutzt werden kann. Das fängt ja schon bei der Anatomie an – wir haben in unseren Kursen und Seminaren festgestellt, dass zum Teil sogar Ärzte nicht wissen, wie wir als Frau funktionieren. Da staunen wir immer wieder, wie wenig sich jeder persönlich mit seinem eigenen Intimbereich auskennt.
Glaubst du, dass auch in unserem Intimbereich Ängste, Stress und andere Emotionen und Gefühle gespeichert sind.
Genau, das ist ja der Punkt. Wie werden in unserem Körper Informationen im Laufe unseres Aufwachsen gespeichert werden? Wilhelm Reich hat entdeckt, dass in unserem Gewebe Stress und traumatische Erlebnisse oder auch emotionale Dauerspannungen gespeichert werden, welche durch Massage wieder frei kommen können. Diesen Umstandes sind sich alle Bewusst, die mit Massage zu tun haben – auch ohne Intimbereich. Das ist mittlerweile gesicherte Erkenntnis, dass Emotionen sich in einem sicheren Umfeld auch wieder lösen können, wenn die Massage entsprechend angelegt ist. Wenn sie ganzheitlich ist. Die AnuKan-Massage baut genau auf so einem ganzheitlichen Ansatz auf.
Was erhoffst du dir für die Zukunft? Was willst du mit Sinnesart und der AnuKan-Massage erreichen?
Dafür muss ich nochmal auf den heilenden Aspekt zurückkommen. Wir sind vermehrt angesprochen wurden – von Therapeuten und Ärzten und relativ vielen Menschen, die in irgendeiner Weise mit Heilung zu tun haben wie zum Beispiel Heilpraktikern oder sogar Pfarrern oder Körpertherapeuten – die immer, wenn bei dem Patienten oder Klienten Sexualität ins Spiel kam, nicht weiter wussten. Entweder, weil sie da selber irgendwelche Blockaden hatten, zum Beispiel irgendwelche ungelösten Themen oder persönliche Scham oder, weil sie selber einfach gemerkt haben: das ist ein zu großes Feld und sie sich da nicht auskennen.
Und was in unserer Gesellschaft absolut fehlt und wo wir mit unserer AnuKan Massage hin wollen, ist das Feld zwischen einerseits Sexulatherapie und andererseits dem Angebot aus dem Rotlichtmilieu. Denn die Sexualtherapeuten rufen richtig gehend danach, dass es irgendwo Erfahrungsräume geben muss, wo die Menschen das, was sie in der Sexualtherapie beigebracht kriegen – das ist ja oft Wissensvermittlung oder Aufgaben zum probieren – auch irgendwo üben können.
In der Sexualtherapie dürfen die Therapeuten – zu Recht – nicht Hand anlegen, also es darf keine Berührung zwischen Arzt und Patient geben. Heilpraktiker und TantramasseurInnen dürfen das jedoch. Wenn ein Sexualtherapeut nun jemanden hat, der zum Beispiel an irgendeiner Funktionsstörung leidet, dann kann immer viel erzählt werden und der Klient kann das vielleicht theoretisch oder an sich selber nachvollziehen, aber sobald eine andere Person ins Spiel kommt, klappt es wieder nicht. Diese Erfahrung machen viele Sexualtherapeuten und wollen gerne ihren Klienten ein Angebot zur Verfügung stellen, wo sie das, was sie so schön erzählt bekommen, auch mal üben können. Die AnuKan Massage ist praktisch dieses Bindeglied und füllt diese Lücke.
Wir sind gerade dabei eine Therapieform entwickeln. Mit wir meine ich Sinnesart und Dr. Frank Pietzcker, der als Sexualtherapeut auf uns zugekommen ist, weil er diese Lücke ebenfalls gespürt hat.
Meistens haben Hilfesuchende niemanden zum Üben, oder sie haben zwar einen Partner bzw. eine Partnerin, die dann zum Ko-Therapeuten gemacht werden, was in der Regel nicht funktioniert oder sogar negative Effekte haben kann. Indem der Bedürftige sagt: „Schatzi komm mal her, ich muss das üben, ich muss das machen“, ist oft die schöne Stimmung hin. Nicht selten sagen dann die Partner, bring dich mal wieder in Ordnung und dann klappt es auch mit unserer Beziehung wieder besser.
Diese Menschen brauchen jemanden, der sie auch direkt beim Erleben begleitet.
An welcher Stelle spann ich mich immer an, wo hab ich Blockaden im Körper, wo könnte ichnoch was probieren? Das alles sieht ein Sexualtherapeut nicht, weil der das ja nicht erlebt, wie jemand sexuell ist. Und genau so wie man Fahrrad fahren oder ein Instrument spielen zehnmal theoretisch erklären kann – damit man es dann wirklich bringt, muss es praktisch geübt werden. Genau so, denk ich, ist es mit allen Sachen, die mit unserem Körper zu tun haben – die muss man üben. Es braucht einfach Räume für dieses Üben.
Das kann natürlich in der Beziehung passieren. Es ist ganz toll, wenn auch Paare zu uns kommen, dann kann man das noch viel intensiver machen, aber oft ist es so, dass sich einer von Beiden erstmal auf den Weg macht. Also jemand, der den größten Leidensdruck hat, der sagt, ich muss da jetzt mal was unternehmen, ich muss da irgendwie weiterkommen. Ich will wachsen lernen und mich gesünder fühlen.
Genau diese Lücke soll diese neue Therapieform, eine Art Körper-Sexualtherapie angelehnt an die AnuKan Massage, schließen.
Ich Danke dir vielmals für dieses ausgesprochen interessante Interview und deine Ausführungen. Viel Erfolg noch mit der AnuKan-Massage und euren weiteren Vorhaben.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Sinnesart.