Buchrezension: Mein erstes Mal

Mein erstes MalEin Buch aus dem Schwarzkopf-Und-Schwarzkopf-Verlag zu bewerten, verlangt die Entscheidung, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Als Vertreter eines Berufsstandes, der Menschen den Blick auf Lösungen ermöglicht statt auf Probleme, entscheide ich mich für die erste Alternative und formuliere es so:

Trotz vieler Längen und einer langweiligen Aufmachung bietet „Mein erstes Mal“ von Jutta Vey ein spannendes Thema mit vielen lesenswerten Passagen. In bekannter Manier bündelt der Verlag zahlreiche Erlebnisberichte unter einer Interesse weckenden Überschrift und ergänzt sie durch ein kurzes, zusammenfassendes Vorwort.

„Männer aus vier Generationen erzählen“, wie es war, als sie das erste Mal Sex hatten. Der älteste ist 84, der jüngste 19, d.h. das gesellschaftliche und moralische Umfeld, innerhalb dessen diese Männer die Welt gemeinsamer Lust entdeckten, unterscheidet sich enorm. Doch trotz dieser Kontraste zwischen einer Sex-Ist-Schmutzig-Und-Verwerflich-Zeit und einer Alles-Ist-Möglich-Moderne vereint die Männer in diesem Buch überraschend viel.

Das Erste Mal besitzt bei den allermeisten Männern die Bedeutung einer Initiation. Durch den ersten Geschlechtsverkehr wird sozusagen der dumme Junge in den Kreis der wissenden Männer aufgenommen. Entsprechend groß sind Wunsch und Druck, das Erste Mal bald und souverän zu meistern, was wiederum fast durchgängig zu Versagensängsten führt, die jedoch keinesfalls eingestanden werden dürfen.

Der Mann wird demgemäß nicht zum Mann aufgrund eigener Eigenschaften oder Verdienste sondern durch die Entscheidung eines Anderen, der sich für das Erste Mal zur Verfügung stellt:

„Ich war ja jetzt wer, ein anderer! Jetzt fing eine neue Zeitrechnung an. Ich dachte: Jetzt kann ich mitreden! Jetzt bin ich ein Mann! Ich war endlich komplett in der Welt angekommen.“

Damit einher geht der Umgang mit dem Thema. Damals wie heute reden Kerle wenig über die Gefühle, die sie hierbei bewegen. Vielmehr geht es ums Tun und die Verkündigung der Zielerreichung. Darin liegt vielleicht das Bemerkenswerteste dieses Buches, dass es der Autorin gelungen ist, viele Männer unterschiedlichen Alters zu ehrlichen Schilderungen ihrer Gefühle zu motivieren.

Das Buch wirkt billig in Papier und Layout. Das Vorwort, das die Schilderungen bündelt und einordnet, könnte einiges mehr an Reflexion vertragen, und viele Perlen werden zwischen überlangen Wiederholungen und Belanglosigkeiten versteckt. Das ist schade, aber typisch für Bücher dieses Verlags.

Aber da das Glas halbvoll ist, freue ich mich, dass auch in diesem Buch deutlich wird, dass junge Männer bei allen Widerständen, die sie durch Eltern, Kirche, Schule oder Gesellschaft erfahren,immer einen Weg finden, die positive Energie lustvoller Sexualität in ihr Leben zu holen.

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