Buchrezension: Teflonherz und Liebesgier

Mit den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich auch die Bedingungen bei der Partnersuche und bei Beziehungen.Die geradezu unendliche Auswahl an potentiellen Partnern durch das Internet führt zu wesentlich mehr Freiheit. Das nächste Datingprofil ist nur einen Klick entfernt. Welche Folgen hat das für das Leben von Beziehungen?

Diese Frage möchte das Buch beantworten, doch leider gelingt es ihm nicht so ganz.

Der Autor Wolfgang Paetzold (ein Hamburger Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie) beschreibt in 5 großen Kapiteln sehr gut mit welchen Problemen man bei Beziehungen zu kämpfen hat: Suchen und Finden –Zusammenbleiben – Sexualitäten – Vom Umgang mit Menschen – Vom Umgang mit sich selbst. Mit kleinen Fallbeispielen erläutert er unter anderem die Fallstricke von Beziehungsangst, zu hohen Ansprüchen, Selbstzweifel, geht aber auch auf sexuelle Probleme ein wie z.B. Sexsucht oder die Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen.

Ungewöhnlich für ein Beziehungsbuch ist das Kapitel „Über den Umgang mit Menschen“. Selten wird in einem Beziehungsbuch über die Beziehung hinaus gedacht (von dem Blick auf die Familie einmal abgesehen). Doch der Autor Paetzold zeigt hier auf, wie wichtig Freundschaften für das Gelingen von Beziehungen sind.

So gut und informativ das Buch auch zu lesen ist, so fehlte mir doch ein konkreterer Bezug zur aktuellen Situation. Im Prinzip hätte das Buch auch so ähnlich vor vielleicht 10-20 Jahren herauskommen können. Aktuelle Phänomene wie Casual Sex, offene Beziehungen oder Polyamorie werden nur kurz unter dem Aspekt der Eifersucht gestreift, aber nicht weiter ausgeführt.

Doch davon abgesehen, gibt es viele einzelne Aspekte, die selbst mich, die ich schon viel gelesen habe, doch auch zum Nachdenken anregen, zum Beispiel: „Wir können Beziehungen nicht kontrollieren“ oder „Begehren ist ein Ausdruck des Willens, Liebe ist ein Ausdruck des sich Öffnens“.

Das Buch ist für alle, die sich für das Thema Beziehungen interessieren, durchaus lesenswert, zu beachten ist jedoch, dass es keine klasische Ratgeberliteratur darstellt.

Bewertung:

gebundene Ausgabe, 272 Seiten, 17,99 Euro

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