Rezension: Schmerzlust

Ich bin ziemlich nervös als ich dieses Taschenbuch aus meinem Briefkasten hole. Insgeheim habe ich mir immer gewünscht, die Insider-Informationen direkt aus der Feder einer echten und wahren Domina zu erfahren. Was erzählt sie mir in ihren autobiographischen Geschichten über sich?

Wie kam sie dazu,ihre dominanten Teile zu entdecken und dann auch zu leben? Wie fühlt sie sich dabei? Wie schafft Frau es als Domina zu arbeiten und ein ganz normales Leben zu führen?

Auf den ersten Seiten lerne ich Lady Arianas ganz normalen – gesellschaftlich anerkannten –Lebensbackground kennen, wie ihn wohl viele Frauen um das 40. Lebensjahr nicht anders kennen. Eine Ehefrau im besten Alter mit festem Job. Nach der Trennung, Scheidung und einem kurzen Abenteuer mit ihrem Arbeitskollegen, der sich als devot ihr gegenüber bekennt, wird alles anders. Um ihre dominante Rolle perfekt zu erfüllen und damit dem devoten Mann umfassende Lust zu schenken, macht sich die Frau im Internet auf die Suche nach Hilfe in einem Forum.

Dort trifft sie auf Alexander, der sie täglich per Chat und Email coacht. Er wird ihr Lehrmeister. So lernt die spätere Lady Ariana ganz allmählich ihre sadistische Seite kennen, leben und auch lieben. Nach der realen Begegnung mit Alexander werden sie ein Paar und fangen an, ihre Rollen stets und ständig im Rahmen ihrer Beziehung zu zelebrieren. Ein Sklavenvertrag wird zwischen den beiden abgeschlossen.

Alexanders Partnerin feilt ständig an ihren Fähigkeiten als Domina, sie staffiert sich nach und nach aus mit entsprechender Kleidung und den notwendigen Spielzeugen.Schließlich arbeitet sie als Lady Ariana professionell in diversen Studios und lässt mich als Leserin an ihren Sessions teilhaben.

Diese beruflichen Erfahrungen bieten zunächst einen unerschöpflichen Pool für ihre private Beziehung. Für meinen Geschmack füttern die Schilderungen der Sessions absolut die landläufigen und gesellschaftlichen Vermutungen und Meinungen über das, was Dominas mit ihrem Subs tun. Das ewige Spiel von Grenzen und Schmerzen in allen Formen und Farben.

Mir persönlich fehlt zunehmend eine Anwesenheit von Liebesmotivation in der Arbeit der Sadistin. Ihrem zweiten Ich, der so genannten „Gefährtin“, die die emotionale,verletzliche und mitfühlende Seite dieser Frau repräsentieren, wird immer seltener Gehör geschenkt.
Ich bleibe mit einem ziemlich enttäuschten Gefühl zurück. Wie viel Angst, Macht und Gier herrschen vor bei diesen Sessions? Wie viele eigene Aggressionen fließen in die Arbeit mit ein? Wie gesund und hilfreich ist dieses Spiel für alle Beteiligten?

Bei der Betrachtung dieser Form der Sexualität aus einer eher ganzheitlichen und psychologischen Perspektive, hat mir das Buch nicht wirklich aus meinem„Schubladen-Denken“ heraus geholfen. Und vielleicht kann und will eine solche Autobiographie dieses auch gar nicht bieten…

SchmerzLust – Mein geheimes Leben als Domina – von Lady Ariana & Astrid della Giustina
288 Seiten, Taschenbuch: 8,95 Euro

Bewertung:

Rezensentin: Climbing_rose