Hier geht es weiter mit den Erfahrungen einer Frau, die auszog um Geld zu verdienen. Über die ersten drei Kunden-Gruppen der Erotikmasseurin (Jungfrauen & Fußliebhaber, die jungfräulichen Typen und die Machos) haben wir im ersten Teil berichtet. Hier folgen die nächsten beiden Kunden-Gruppen und ein Resümee der Arbeit als Tantramasseurin.
Die Mittagspausen-Spritzer
Nach diesem Absatz werdet ihr eure Kollegen, die etwas verspätet und frisch geduscht aus der Mittagspause kommen, in Zukunft mit anderen Augen betrachten. Denn sie gehören vielleicht zu jenen, die sich in der Mittagspause mal schnell eine Massage mit Happy End gönnen. Und ganz ehrlich, kann man es ihnen verdenken? Könnte man eine Mittagspause besser verbringen, als eine dreiviertel Stunde Erotikmassage mit Handentspannung zu genießen und dann frisch erholt wieder an die Arbeit zu gehen. Außer natürlich du hast Hunger, dann solltest du vielleicht ein ordentliches Mittagessen der Massage vorziehen. Diese Gäste sind meist sehr angenehm. Sie genießen einfach die Massage ohne groß herum zu quatschen, springen danach noch schnell unter die Dusche und entschuldigen sich meist auch noch nett, weil sie schnell wieder weg müssen.
Es gab sogar mal einen, der ist immer, bevor er eine wichtige berufliche Entscheidung treffen musste oder eine Präsentation vor sich hatte, zu uns zur Massage gekommen, weil er wusste, dass er danach vollkommen entspannt und unbelastet die richtigen Entscheidungen trifft.
Die Ich-will-doch-nur-reden-Männer
Sind die Machos zwar ein wenig anstrengend aber immer noch händelbar, kosten die Ich-will-doch-nur-reden-Männer richtig viel Kraft. Es ist fast schon so, als würden die älteren Männer dir die Energie aus deinem jungen Frauenkörper saugen wollen, sowie Edward sich am liebsten auf Bella stürzen würde (bevor sie ein Vampir geworden ist). Diese Männer haben immer irgendwelche Probleme, sei es im Leben ganz allgemein oder in ihrer Beziehung oder auch mit ihrer Sexualität. Ich rate jeder angehenden Psychotherapeutin, die noch ein paar Praxisstunden ableisten muss, sich eine Weile als Sexarbeiterin zu verdingen – egal ob als Masseurin oder Prostituierte – denn zu uns kommen viele Männer um einfach über Probleme ihre zu reden, über die sie sonst mit niemanden sprechen können. Warum die Männer nicht gleich zu einem Psychologen gehen? Nun, die Preise dürften sich nicht so wahnsinnig unterscheiden und wir bieten eben noch die gewissen Extras an…
Bei den Gesprächen, die dann auch gerne mal während der Massage stattfinden, geht es nicht vorrangig um Sexualität sondern um tiefgründige emotionale Themen. Ein älterer Stammgast hat mir zum Beispiel viel über sein früheres Leben und seine sexlose Ehe erzählt. Er sagte mir oft, ich wäre für ihn wie ein ganz klarer und strahlender Bergkristall und dass ich damit eine Energie abstrahle, die er aufsaugen kann. Und das hat er wörtlich dann auch gemacht – nach den Massagen mit ihm fühlte ich mich ausgelaugt und leer. Diese Männer fordern auch eine ganz andere Weiblichkeit von dir. Sie wollen dich nicht als die geile Sexgöttin, sondern suchen eher so eine Art ursprüngliche Weiblichkeit – mehr Gaia und weniger Venus.
An die verändernde und heilende Wirkung, die eine Tantramassage haben kann, hat mich ein anderer Stammgast immer wieder erinnert. Er war Ex-Alkoholiker und bekennender Fußfetischist. Für ihn war die Tantramassage etwas ganz besonderes. Er hat sich die regelmäßigen Besuche bei mir im Massagestudio mühsam zusammengespart. Früher Alkoholiker, inzwischen trocken, hat er mit den ganzen Begleit- und Folgeerscheinungen des Alkoholmissbrauches zu kämpfen. Doch wo andere Leidensgenossen sich früh eine Tablette reinschmeißen müssen, um überhaupt genug Lebenswillen zu wecken, um sich aus dem Bett zu erheben, ging dieser Gast lieber zur Tantramassage. Die Massagen haben für ihn komplett die Tablettentherapie ersetzt.
Das sind so Momente, in denen du spürst, dass du nicht mal eben nur deine Hand zur Triebbefriedigung leihst, sondern die Menschen wirklich in ihrem Innersten berührst und etwas in ihnen zum Positiven hin veränderst.
Die „Verrückten“ und Fetischisten
Und dann gibt es natürlich noch diejenigen, die etwas anders sind als die anderen. Grundsätzlich kann ja jeder seine sexuellen Neigungen ausleben wie er oder sie es möchte, doch der ein oder andere Extrawunsch kann dir als Masseurin dann doch manchmal etwas befremdlich erscheinen.
In meiner Zeit als Masseurin bin ich zur festen Überzeugung gekommen, dass so ziemlich alle älteren Männer einen Fußfetisch haben. Schnell hab ich gelernt, dass sich Füße nicht nur beim über-den-Gast-drüber-laufen zum Massieren eignen – so wie man es immer in den ganzen asiatischen Studios sieht – sondern sich mit den Füßen auch eine wunderbare Lingammassage geben lässt. Ich habe bei meinen Footjobs zwar keine Meisterschaft entwickelt wie Dana Dearmond, aber zum Spritzen hab ich bisher jeden damit gebracht.
Während die Fußfetischisten noch die harmlosesten sind, kann es dir durchaus auch mal passieren, dass einer mit einer Windel ankommt. Es ist natürlich kein Problem, deinem Gast eine Ganzkörpermassage zu geben, wenn er eine Windel um hat. Bei der Lingammassage stehst du dann aber natürlich vor dem Problem, dass du nicht an seinen Schwanz rankommst. Jedoch kannst du davon ausgehen, wenn jemand mit einer Windel zu dir kommt, es für ihn das Höchste der Gefühle ist, seinen Schwanz ein wenig durch dieselbe gerieben zu bekommen. Tja, wenn es ihn glücklich macht, warum nicht? Schließlich soll jeder seine Sexualität ausleben wie er möchte, solange er oder sie niemand anderes Schaden zufügt.
Die wirklich spaßigen Gäste begegnen dir jedoch erst, wenn du neben sinnlichen auch noch Fessel- oder dominante Massagen gibst. Da musst du dann Domina und Massageurin in einer Person sein. Die harmloseste Variante ist die Fesselung des Gastes an die Massagebank, um ihn dann süße Qualen leiden zu lassen. Es gibt aber auch Extremfälle von Männern, denen übelst einer drauf abgeht, wenn du ihnen befiehlst, sich in ihre Hände zu wichsen und sie es im Anschluss daran verspeisen lässt. War aber nicht so mein Ding, deshalb bin ich bei den Tantramassagen geblieben
Eine andere, ursprünglichere Form der Sexualität
Mittlerweile massiere ich nicht mehr, ich habe einfach keine Zeit mehr – das richtige Leben ruft. Der Job hat mal mehr und mal weniger Spaß gemacht. So wie jeder Job. Und auch wenn es nicht der alltägliche Nebenjob war, ist er eben doch auch nur das gewesen. Deshalb ziehe ich den Begriff „Sexarbeit“ allen anderen vor.
Und auch wenn es manchmal sowohl seelisch als auch körperlich ermüdend war, habe ich es nie bereut Tantramasseurin gewesen zu sein. Das Massieren hat mich viel über mich selbst, über Männer, aber auch über Sexualität gelehrt. Auch wenn ich eigentlich kein esoterischer oder spiritueller Mensch bin, habe selbst ich begriffen, dass es so etwas wie eine sexuelle Energie geben muss. Jeder kennt doch das Gefühl, wenn man auf jemanden trifft, von dem man sexuell angezogen ist. Dieses Knistern, das in der Luft liegt, und die sprichwörtlichen Funken, die beim ersten Kuss fliegen. Genau diese Energie ist es, die du beim Tantra und der Massage entdecken und spüren lernst.
Beim Tantra gilt die Vorstellung, dass sich in Yoni und Lingam unverarbeitete negative Emotionen und Erlebnisse abspeichern. Und unverarbeitete Dinge beeinflussen uns immer und können uns im schlimmsten Fall auch krank machen. Durch die Massage können diese Emotionen gelöst werden, weshalb es nicht ungewöhnlich ist, wenn der oder die Empfangende auf einmal anfängt zu weinen oder in lautes Lachen ausbricht. Ich war mal bei einem unserer Massageseminare, bei denen 20 wildfremde Menschen in einem Raum gleichzeitig die Kunst der Intimmassage praktizieren lernten. Während ich gerade dabei war, den Schwanz meines Partners zu bearbeiten, bricht der Mann von dem Paar neben mir plötzlich in hysterisches Gelächter aus, dem kurz darauf ein unaufhörliches Schluchzen folgte. Da müssen sich jede Menge an Emotionen auf einmal gelöst haben. Ein befreundeter Psychologe hat sogar seinen Burnout-Patientinnen empfohlen, sich eine Tantramassage zu gönnen, damit sie zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden können. Auch für Vergewaltigungsopfer kann die Massage einen einfühlsamen Einstieg darstellen, sich langsam wieder an die eigene Sexualität heran zu tasten und die Lust an der Lust wieder zu entdecken.
Ich könnte jetzt noch seitenweise über die Vorteile einer guten Tantramassage schwadronieren, aber ich will eure Nerven nicht über strapazieren, deshalb hier mein Schlusswort. Tantra hat einfach eine viel umfangreichere und breitere Sexualität zu bieten als der heute übliche Tinder-Date-Fastfood-Sex. Und selbst wenn man den ganzen esoterischen Kram beiseite lässt und nicht an die heilende Wirkung glaubt, ist so eine Massage immer noch ein entspannendes und lustvolles Erlebnis. Deshalb zögere nicht, such dir das nächstgelegene Tantrastudio und entdecke eine ganz neue Welt.
Bild: depositphotos.com