"Kreischender Mond (Epiphanie I)" von N. Galler

„Kreischender Mond (Epiphanie I)“
von N. Galler

Patrizierin
mit den spröden Lippen, den zarten, langen Händen
und dem trotzigen Ausdruck im Gesicht,
kreischender Mond,
kindliche, vor Ehrgeiz glühende,
sechzehnjährige Fee:
Bemerkst du es denn nicht –
mit deinen ahnungslosen, leeren Augen –
wie mein warmer, trauriger Blick
dich bis in jede Einzelheit durchdringt?
Deine spitzen, kleinen Brüste,
halluziniere ich gerade blinzelnd,
sind sicher süss,
deine langen, schlanken Beine,
die glänzend, matt in dunklen Blue Jeans liegen,
sind zwei Schlangen, die sich
in unschuldigem Gefallen aneinander reiben,
an deinem zarten, weissen Hals
zähle ich die Sehnen einzeln.
Und jetzt, da du so kindlich
und von völlig belanglosen Sachen erhitzt plauderst,
schaue ich in dein gottgleiches, hübsches Antlitz,
während ich träume,
dass mich deine zarte, zerbrechliche Gestalt
mit mit ihrem ganzen Schweiss
und ihrem Pfirsichduft
umhüllt.