Sex im Kopf – Buchtipp & Videointerview

Die Gedanken sind frei. Meist sogar freier als das, was man wirklich erlebt. So ist es auch mit den erotischen Phantasien. Hier lebt man das aus, was man (vielleicht) in echt niemals wagen würde oder könnte. Darüber sprechen tut man eigentlich auch fast nie. Doch für dieses Buch haben 1.445 Deutsche ausgepackt. Sie haben erzählt, was sie in ihrer Phantasie anmacht und womit sie sich einen Kick verschaffen.

Der Schauspieler, Publizist und Autor Gerhard Haase-Hindenberg hatte über Zeitungsannoncen und soziale Medien die Menschen nach ihren geheimsten Gedanken gefragt. Und es wurden viel mehr als er erwartet hatte. Er hat jede einzelne Antwort per Mail oder am Telefon bearbeitet und sortiert. Das Alter und der Beruf der Gesprächspartner wird mit angegeben, sodass man auch sehen kann, dass die Antworten aus vielen Teilen der Gesellschaft gekommen sind.

Natürlich ist das Ergebnis keine repräsentative Studie, aber es gibt einen guten Eindruck davon, was für eine Art Sex in den Köpfen stattfindet: Die Religionslehrerin, die am liebsten den Priester ihrer Gemeinde vernaschen würde, der Mann, der die Schwester seiner Frau begehrt oder die junge Frau, die es anmacht, wenn viele Männer ihr bei der Selbstbefriedigung zuschauen. In 14 Kapiteln auf fast 400 Seiten wird fast jede Facette der Lust genauer betrachtet: Sex zu dritt, vor Zuschauern, Fetischismus, SM, Kopfkino im Hurenhaus, verbotene Gedanken. Es gibt fast nichts, was in diesem Buch nicht geschildert ist. Wobei man sagen muss, dass viele der aufgeführten Phantasien doch zu den gesellschaftlich noch relativ anerkannten Aspekten gehören.

Die erotischen Geschichten werden nur präsentiert und zusätzlich von dem Sexualwissenschaftler Christoph Ahlers sexualpsychologisch und vom Autor kulturhistorisch einsortiert und erklärt. Aber sie werden nicht individuell analysiert, was das für den jeweiligen Menschen zu bedeuten hat.

Wenn man sich dieses Buch durchliest, erscheinen einem die eigenen Gedanken beruhigend normal, weil man sieht, auch andere Menschen haben ähnliche oder sogar ausgefallenere Ideen. Wobei man von normal eigentlich streng genommen gar nicht sprechen darf: Denn was als normal angesehen wird, hängt immer von der jeweiligen Zeitgeschichte und Kultur ab, betont der Sexualwissenschaftler Chr. Ahlers.

Das Buch hat 369 Seiten und kostet als Printversion 14,99 Euro (ebook 12,99 Euro). Erschienen ist es im Rowohlt Verlag.

Für den Autor Haase-Hindenberg war es sein erstes Projekt zum Thema Sexualität. Ein weiteres ist von ihm in Planung, aber was genau da ist, hat er uns noch nicht verraten. Doch er hat uns ein paar andere Fragen beantwortet, hier ist das Gespräch mit ihm:

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