Frauen seien gar nicht so monogam, wie bisher gedacht. Diese Schlagzeile ging vor einigen Wochen durch die Medien. Verursacher dieser Schlagzeile war das Buch „Die versteckte Lust der Frauen“. Mich hat diese Verallgemeinerung, dass Frauen nicht monogam seien, nur weil sie viel mehr Lust haben als gedacht, sehr geärgert. Doch ich wollte wissen, was wirklich in diesem Buch steckt und habe es deshalb gelesen. Und ich habe gemerkt, es nicht ganz so schlecht, wie ich dachte….
Dass Frauen von Natur aus weniger Lust auf Sex haben als Männer, das ist eine altbekannte These, die aber nicht wirklich wahr ist, auch wenn sie sich hartnäckig in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt hat. Der Autor Daniel Bergner ist ein amerikanischer Autor und Journalist, der mit Sexualwissenschaftlern und Paartherapeuten gesprochen hat, um herauszufinden: Wie viel Lust haben Frauen wirklich?
In mancherlei Hinsicht kann man die Antworten schon etwas anzweifeln. Kann man das sexuelle Lustempfinden von Frauen zu vergleichen mit denen von Ratten oder Affen? Ich denke nicht. Doch anhand von vielen anderen Beispielen zeigt der Autor auf, dass in Sachen weiblicher Sexualität viel missverstanden wird. Ein Beispiel, von dem schon oft in den Medien berichtet wurde: Frauen wurden Pornofilme und Nicht-Pornofilme gezeigt. Sie sollten dann angeben, wie sehr sie von den Filmen erregt wurden. Dabei wurde jedoch über einen Meßstab die körperliche Erregung (Feuchtigkeit der Vagina) gemessen. Und es zeigte sich: Frauen sind viel häufiger erregt, als sie es selbst wahrnehmen (möchten), unabhängig davon, welcher Art der erotische Film ist.
Etwas anderes, was die klassische medizinische Wissenschaft bislang nicht gesehen hat bzw. anscheinend einfach ignoriert hat, ist die Größe der weiblichen Klitoris. Sie besteht keineswegs nur nur aus einer kleinen Lustperle, sondern ist mit den flügelhaften, innenliegende Schwellkörpern verbunden, die bei Erregung anschwellen.
Das Buch ist typisch amerikanisch geschrieben, also sehr leicht zu lesen und durchaus unterhaltsam. Doch die Erkenntnis des Autors finde ich in ihrer grundsätzlichen Meinung zu weit gegriffen: „Sind die Frauen gar nicht das „monogame“ Geschlecht, dem die feste Bindung über alles geht? (…) Ist die monogame Beziehung am Ende?“ Denn hier wird wieder mit rein biologischen Fakten argumentiert und eine allgemeine Aussage gemacht. Dennoch halte ich das Buch für empfehlenswert, weil es etliche Vorurteile über die weibliche Lust widerlegt und einiges an Nicht-Wissen korrigiert.
Daniel Bergner: Die versteckte Lust der Frauen. Ein Forschungsbericht.
Taschenbuch 256 Seiten, 16,99 Euro
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