Bei mir es jetzt schon einige Jahre her, dass ich im schulischen Bio-Unterricht aufgeklärt wurde. Doch das, was mich wirklich interessierte, habe ich mir privat angelesen. Und zwar im Bücherregal meiner frauen-bewegten größeren Schwester. Die rein organisch-medizinischen Fakten reichten mir damals nicht aus. Wie gut dass es jetzt ein Buch gibt, das nicht nur sehr detailliert auf die anatomischen Feinheiten von Frauen eingeht, sondern sich auch mit frauen-typischen Gesundheitsfragen beschäftigt.
„Frauenkörper neu gesehen“ ist eine Neuauflage eines 1981 erschienen Buches, das aktualisiert wurde mit neuen sexualanatomischen Erkenntnissen, aber auch mit aktuellen gesellschaftlichen Trends wie z.B. Intimchirurgie.
Die Inhalte sind: Sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, Selbstuntersuchungen an Brust und Unterleib, Klitoris, Fortpflanzungsorgane, sexuell übertragbare Krankheiten, Safer Sex, Empfängnisverhütung, Schwangerschaftsabbruch, chirurgische Eingriffe, Intimchirurgie, weibliche Genitalbeschneidung. Außerdem befindet sich eine umfangreiche Literatur- und Linkliste am Ende des Buches.
Es ist ein angenehmes Aufklärungsbuch, das nicht moralisiert oder bestimmte Verhaltensweisen als die besseren empfiehlt. Vor- und Nachteile, aber auch mögliche Risiken werden benannt und die Leserin wird aufgefordert, sich umfassend zu informieren und eigenverantwortlich zu entscheiden. Egal, ob es sich dabei um eine Schönheitsoperation oder eine Krebsbehandlung handelt.
Ein besonderes Plus sind die 24 Fotos von Klitorides (Das ist tatsächlich der Plural von Klitoris) mit Lippen, in völlig unterschiedlichen Formen und Strukturen. Da kann jede Frau (und jeder Mann) sehen, wie groß und wie schön die Vielfalt des weiblichen Geschlechts ist.
„Frauenkörper neu gesehen“ sollte in jedem Regal stehen, damit die Kinder es sich heimlich oder auch offen anschauen und ihre Neugier befriedigen können.
Bewertung:
Frauenkörper neu gesehen, Dr. Laura Mérrit (Hg.)
Orlanda Verlag, 200 Seiten, 24,50 Euro