Das kontrastreiche Cover ist der Knaller. Erst stößt es mich ab, unverzüglich schenke ich ihm aber weitere forschende Blicke: eine schwarzbeschmierte Frau, ihre Büste umwickelt mit mehreren Lagen hellen Seils, das sie selbst mit ihren Zähnen festhält. Und plötzlich springt mir regelrecht der Spaß an der grotesk-extravaganten Maskerade ins Gesicht.
Sehr gelungen ist Ines Witka der Einstieg in den zweiten Teil der Trilogie „Theater der Lust“. Augenblicklich bin ich im Geschehen, erinnere mich mühelos an die Ereignisse des ersten Bandes und bekomme wie beiläufig frische, aufschlussreiche Details zugespielt.
Neuigkeiten gibt es sowohl in Bezug auf die erotischen Erlebnisse, in die sich die Protagonistin Viktoria mutig vorgewagt hat, als auch zu ihrer bitter verstörenden Ehe mit einem narzisstischen Professor.
Sie öffnet sich ihrer Freundin Gil, die sie darin unterstützt, die tiefen Narben der Erniedrigung, die diese Ehe in ihr hinterlassen hat, nach und nach ans Licht zu locken. Schlechte Erfahrungen wollen mit kunstvoll-heilenden überschrieben werden. Unter Beachtung von Gils Motto: Für Champagner ist es nie zu früh!
Der dritte im Bunde ist Gils Freund und Geschäftspartner, zu dem Viktoria eine vertrauens- und lustvolle Beziehung entwickelt. Ralfs Losung: Aus Vertrauen und Geborgenheit heraus Grenzen überschreiten.
Viktoria wird zur Forscherin. Was früher nur ihrer Fantasiewelt angehörte, darf und kann Realität werden. Ganz so weit wie sie es – sich und den Mitspielenden – erlaubt. Ihr hilfreiches Mantra gegen ihre dunklen Angstgeschöpfe: „Ich bin eine aktive Figur im eigenen Spiel.“
Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zuge auch ihre besondere Beziehung zu dem geheimnisvoll-charmanten Franzosen. Und der SM-Club, der unter dem Lilith Secrets Theatre liegt, das „Dark Light.
Was im ersten Band noch nebelartig-verschleiert wirkte, nicht so richtig begreifbar war, wird hier nach und nach freigelegt. Meine und Viktorias Sicht wird klarer.
Ein mittlerer Trilogieteil zieht sich häufig doch eher zäh. Das empfinde ich zumindest bei vielen Filmdreiteilern so; kann er weder mit dem Anreiz des Neuen dienen noch mit der gipfelstürmenden Schlusskulmination.
Dies ist hier mitnichten so!
Bei Höhenflügen und Dramen habe ich mitgeschwelgt oder -gezittert.
In leichter, lockerer Sprache wurde ich durch schwierige, gesellschaftspolitische Themen gelotst und habe einiges über die geschichtliche Entdeckung und Wahrnehmung des weiblichen Begehrens erfahren.
Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und freue mich auf die „Magie“.
Autorin: Beatrice Adore
- Witka, Ines (Autor)