Auch wenn es natürlich wieder viele ähnliche Produkte auf der Messe gab, versuchen die meisten Hersteller doch noch irgendwie zumindest eine kleine Innovation hervorzubringen. Die will ich euch natürlich nicht vorenthalten und stelle euch die aktuellen Trends für den Sextoymarkt vor.
Hier geht es auch nochmal zu meinem Bericht über die Erofame 2017.
Smart, smarter am smartesten
Kein neuer Trend, aber weiter stark im Kommen sind die smarten Toys und die Verbindung mit der Virtuellen Realität. Kiiro hat zum Beispiel jetzt sein Update vom Onyx und Pearl rausgebracht. Sogenannte Teledildonic Produkte, die sich miteinander verbinden oder auch mit Pornos synchronisiert werden können, die man sich gleichzeitig mit einer VR-Brille anschaut.
Immer mehr Spielzeuge können mit dem Smartphone gekoppelt und per App gesteuert werden. Wie zum Beispiel der Crescendo, dessen sechs Motoren jeweils seperat mit dem Smartphone angesteuert werden können. Unser Highlight ist das Sextoy Lush von Lovense. Ansonsten war in diesem Bereich auch wieder OhMyBod mit am Start, die schon länger in mit der neuen Technik unterwegs sind. Oder auch Sensemax, die jetzt noch zusätzlich ein smartes Armband mit auf den Markt gebracht haben, dass die Hoch- und Runterbewegung beim Masturbieren in VR überträgt. Was bahnbrechend Neues gab es hier meiner Erkenntnis nach aber nicht, eher Weiterentwicklungen des Vorhandenen.
Fragwürdiges Sicherheitsbewusstsein
Vor Kurzem kam es ja erst in den News, wie unsicher doch die Bluetoothverbindungen zwischen den Toys und dem Smartphone sind. Zu Testzwecken sind ein paar Leute mal durch Berlin spaziert und haben geschaut, zu wie vielen Bluetooth Toys sie sich doch verbinden konnten – es waren eine Menge.
Darauf habe ich den Mysteryvibe-Macher mal angesprochen und da kippte die eigentlich freundliche Gesprächsatmosphäre dann doch etwas. Dass das doch Sache der Smartphones sei und das Toy nichts dafür könne, wurde sich in Ausreden geflüchtet. So wirklich will man sich mit dem Thema Sicherheit anscheinend nicht auseinandersetzen…
Saugen, saugen, saugen
Neu waren die saugenden Toys, welche unter anderem von Lovehoney und einem dänischen Hersteller angeboten wurden. Die haben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Womanizer, funktionieren aber doch noch ein Stück anders. Während bei Womanizer und Co. die Klitoris nur leicht angesaugt und anschließend mit Druckwellen traktiert wird, saugen die neuen Toys sich richtiggehend fest. Durch die Öffnung wird Luft angesaugt, die dann am Toy wieder durch zwei kleine Löcher ausgelassen wird.
Ob das wirklich schön ist, kann ich noch nicht beurteilen. Mir hat es beim Trockentest auf der Messe eher ein wenig Angst gemacht. Denn die Dinger saugen so fest, dass schon fast ein Knutschfleck zurückbleibt. Wirkte erstmal mehr schmerzhaft als wirklich lustbringend. Aber mal schauen, vielleicht bekomme ich ja noch ein Exemplar zu Testzwecken in die Hände und kann dann genauer über die Wirkung berichten.
Multifunktionale Toys und Einsatz zu Zweit
Ein Trend geht auch hin zu multifunktionalen Toys, die nicht mehr nur auf eine Form der Stimulation ausgelegt sind.
Bestes Beispiel dafür sind die Produkte der Startups, wie zum Beispiel der Crescendo von MysteryVibes. Der kann nämlich verschiedentlich geknickt und so immerwieder in eine andere Form gebracht werden und damit unterschiedlich stimulieren. Max Rekarte, der Head of Sales von MysterVibes, meinte, dass genau das der Vorteil des Crescendo sei – denn die sexuellen Vorlieben eines Menschen ändern sich und das knickbare Toy kann sich dementsprechend anpassen.
Der Dodil ist zwar nicht elektrisch, aber ebenfalls multifunktional. Denn die Thermoplaste im Inneren wird bei Erwärmung über 60 Grad weich und kann so beliebig geformt werden. Kühlt das Toy ab, wird es wieder hart und kann zum Spielen verwendet werden. So kann man den Dildo immer genau in die Form bringen, nach der es gerade gelüstet. Der Macher meinte bei der Vorführung auf der Messe nur, er sollte nicht zu stark gedreht werden, weil so beim Aushärten scharfe Kanten entstehen können, die das Silikon beschädigen.
Ein weiterer Anbieter hatte einen Vibrator im Angebot, der aus einem vibrierendem Stab bestand und auf den dann verschiedene Silikonhüllen gestülpt werden. So hat man verschiedene Strukturen und Formen mit nur einem Toy.
Auch Partnertoys waren hoch im Trend.
Auch ein Toptrend: Vielfalt in der Bedienung
Mindestens an jedem zweiten Stand passierte es mir: Ich bekam einen Vibrator in die Hand gedrückt, spiele ein wenig damit rum, probiere ihn aus und will ihn dann irgendwann wieder ausschalten. Ungelogen – in drei von vier Fällen habe ich es nicht hinbekommen und musste den Vibrator verschämt eingeschaltet wieder zurückreichen. Warum muss das denn auch bei jedem Gerät anders funktionieren? Bei dem Einen muss man 3 Sekunden auf die die eine Taste drücken, bei dem Anderen 10 Sekunden auf eine andere. Manchmal musste es auch ein Doppelklick sein.
Bitte, liebe Hersteller, einigt euch doch mal auf einen Standard oder baut einen Extrabutton für An/Aus ein. Nichts ist nerviger, als wenn mann/frau nach einem Orgasmus einfach nur gemütlich entspannt daliegen will, es aber einfach nicht aufhört zu vibrieren. Hier ist ausnahmsweise mal nicht Innovation, sondern Adaption und Simplizismus gefragt.
Gummipuppen und Männertoys
Ja, auch die Anbieter auf dem asiatischen Raum waren wieder auf der Erofame vertreten und haben ihre Sexpuppen mitgebracht. Wobei man sagen muss, dass gerade in diesem Bereich die Entwicklung extrem auf dem Vormarsch ist. Nicht, dass sie nur immer lebensechter werden, auch steckt in ihnen immer mehr smarte Technik. Übrigens hat erst kürzlich das erste Bordoll in Deutschland eröffnet – ein Bordell nur mit Gummipuppen.
Doch nicht nur komplette Nachbildungen des weiblichen Körpers werden immer beliebter, sondern auch partielle. So streckten und reckten sich dem Erofamebesucher von überall her, pralle Gummihintern entgegen.
Sowieso – während die Männer in der Vergangenheit doch etwas vernachlässigt wurden, ist mittlerweile in diesem Segment einiges an Bewegung drin. So werden nicht nur Fleshlights und Masturbatoren immer raffinierter und realer – auch der Analbereich wird mit Prostatastimulatoren und Co. immer stärker in den Fokus genommen.
Alles muss vegan sein
Ja, auch im Sextoybusiness macht der Trend um Nachhaltigkeit und vegane Produkte nicht Halt. So haben zum Beispiel die geilen Sachen von MAZE zwar eine Lederoptik, bestehen aber zu 100% aus recycelten Stoffresten und sind 100% vegan. Upcycling auf höchstem Niveau.
Aber auch bei Gleitgelen, Kondomen und Co. steigt die Auswahl. Mussten Veganer bis vor wenigen Jahren lange suchen, bis sie ein durch und durch veganes Gleitgel gefunden haben, führt mittlerweile jeder Erotikshop entsprechende Produkte. Allen voran Joydivision und pjur, welche diese Entwicklung angeführten, mittlerweile aber auch von vielen kleineren Marken ergänzt werden.
Kosmetika und Co. boomen
Auch die verschiedensten Öle, Cremes und was es nicht alles gibt, nehmen ein immer größeren Raum ein. Dabei sieht man deutlich, wie die Trends des „normalen“ Marktes sich auf den Erotikmarkt übertragen.
Bei den Ölen finden sich viele hippe Produkte wie Kokosnuss oder Arganöl. Auch vorgestellt wurde DoME, ein rein pflanzlicher Drink, der die gleiche Wirkung wie Viagra haben soll. Generell gibt es den Trend, weg von der Chemie und hin zu pflanzlichen Produkten und Aphrodisiakum.
Hübsch war da auch ein Stand, der aussah wie ein bunter Bonbonladen und bei dem eben veganes Gleitgel und Co. verkauft wurde.
Fazit
Top Location, top Messe, viele neue Sachen – aber trotzdem, die richtig zündende Innovation hat gefehlt. Es ist ein wenig wie letztes Jahr – es gibt wirklich viele schöne Sachen, so was richtig Neues war aber nicht dabei. Einzig und allein der Dodil war etwas, was man durchaus als Innovation bezeichnen konnte. Da wurden auf kreative Art und Weise die Eigenschaften verschiedener Materialien für die Sextoy Industrie nutzbar gemacht.
Auch das Saugen könnte man zumindest als kleine Innovation bezeichnen, wobei die Technik aber zumindest Stückweit auf dem Womanizer aufbaut. Ansonsten sind alle bei der klassischen Stimulationsmethode geblieben: der Vibration. Auch Crescendo mit seiner Knicktechnik war zwar neu, hat aber ebenfalls auf die altbewährte Vibration zurückgegriffen.
Ich weiß nicht, vielleicht ist man mit der Vibration bereits bei der bestmöglichen Stimulationsart angekommen? Oder der Industrie fehlen im Augenblick einfach die Ideen oder der Mut, nochmal was ganz Neues zu schaffen, so wie es Womanizer vor drei Jahren gelungen ist. Doch da der Sextoymarkt sich zunhemend zu einem Multimilliarden-Dollargeschägt entwickelt, bin ich zuversichtlich, dass genug Druck auf dem Kessel ist, dass uns in naher Zukunft doch noch die eine oder andere Innovation bevorsteht.
Und hier noch ein paar Impressionen von der Erofame 2017
Lässt mich irgendwie ganz spontan an Rambo denken.