Stolz & Demut

STOLZ & Demut, – ganze zwei Worte – die den Einband des schwarzen leicht matt glänzenden Covers zieren. Und gleichzeitig ist damit alles gesagt: das erste Wort wirkt streng und gradlinig, fordernd erhaben. Das zweite unterwürfig schnörkelig und verspielt.
Zwei Worte, die in der SM-Szene als d i e Schlüsselbegriffe gelten, sich in all ihren Spielvariationen zeigen. Sophie White füllt sie mit Leben. Genauer gesagt mit Leben direkt aus ihrem Leben und lädt auf knapp 160 Seiten ein, abzutauchen in eine der geheimnisvollsten Ausprägungen in der Welt des Sexes.

Im ersten Kapitel lernen sich Sophie, eine Studentin um die Ende 20, und Richard, ein hochgradiger Wirtschaftsboss um die 50, auf einer Sklavenversteigerung kennen. Er ist Dom, Profi und ersteigert sie, um mit ihr seine Spiele zu spielen. Sie ist Anfängerin, möchte eine gute Sklavin sein und wird die seine. Sie macht ihre Sache sehr gut, obwohl sie noch gar keine Erfahrung hat.
Kapitel für Kapitel begleite ich die beiden bei einem neuen Spiel, jedes Mal erhöht Richard den Schwierigkeitsgrad. Sophie geht mit. Tapfer, brav, hingebungsvoll und zuweilen auch in provokantem Aufbegehren. Eines Tages kommt der große Moment: Richard stellt sein neues Spielzeug auf einer Szene-Party vor…
Mehr möchte ich über den Inhalt nicht verraten, lesen Sie einfach selbst, was den beiden dort geschieht.

Die Autorin lässt während des ganzen Romans abwechselnd beide Personen aus der Ich-Perspektive erzählen. Zunächst stolpere ich über dieses Stilmittel, gehe in Abwehr, habe keine Lust auf diesen ständigen Wechsel. Später macht es mir Spaß, ich bin sozusagen eingespielt auf das Spiel der beiden. Mir fällt es leichter, die Positionen der beiden Hauptpersonen nachzuvollziehen.

Mein Ausflug in diese geheimnisvolle SM-Welt – zusammen mit Sophie und Richard – hat mir gefallen, mich zum Teil sehr schockiert, zum Nachdenken gebracht, mich meine eigenen Grenzen überprüfen lassen, mein Mitgefühl geweckt. Einmal mehr habe ich verstanden, worum es geht beim Thema „Dominanz und Unterwerfung“, welche Emotionen und Wünsche dort gefordert, gefördert, ausgelebt und bedient werden. Und ich habe verstanden, welche Grenzen möglicherweise überschritten werden, weil sich auch dort Gefühle ihren Weg bahnen, die sich nicht dominieren, wegschieben oder wegspielen lassen. Eine Gratwanderung eben und der sollten sich alle beteiligten stets bewusst sein. Währenddessen und am besten schon vorher. Für mich ist dieses Buch ein idealer Einsteigerroman für alle die, die sich am besten noch vorher informieren möchten. Eben bevor das Spiel beginnt.

Bewertung: