Voll, laut, anstrengend und pornorös – all das war die Erofame 2017 nicht. Vielmehr konnte man genussvoll durch die Gänge wandeln und dem liebsten Hobby frönen. Ich nehme euch mit, auf meinen Ausflug auf die diesjährige Erofame.
Auch 2017 war die Erofame in Hannover wohl wieder die wichtigste Anlaufstelle für alle, die im Sextoybusiness tätig sind und ihre neuesten Produkte präsentieren sowie Kontakte knüpfen wollten. Denn im Gegensatz zur Venus ist die Erofame eine Messe nur für Fachbesucher. Hersteller, Shopbetreiber, Presse, Blogger und alle die irgendwie etwas damit zu tun haben, können nach vorheriger Anmeldung und Legitimation an der Messe teilnehmen. Der allgemeine Publikumsverkehr muss draußen bleiben.
Nachdem es mir bei der Erofame letztes Jahr so gut gefallen hat, habe ich sie auch dieses Jahr wieder besucht. Im Vorfeld hatte besonders Satisfyer die Werbetrommel gerührt und mit Rocco Siffredi als Fachmann einen Satisfyer Men sowie verschiedene andere Satisfyervariationen angekündigt. Ich war gespannt, was da alles so Neues auf mich zukommen würde.
Erofame 2017 – serviceorientiert die Gäste im Blick
Das Schöne an der Erofame ist ja, dass alles so entspannt ist. Dort, wo bei der Venus Menschenmassen unterwegs sind, es übel laut und grell ist, ist es bei der Erofame ruhig und perfekt organisiert.
Keine langen Schlangen, an denen man sich anstellen muss, keine laute Musik, sodass man sich überall vernünftig unterhalten kann. Es ist einfach ein super entspannter Messebesuch mit wahnsinnig netten Menschen. Und natürlich – nicht zu vergessen – den interessantesten und spaßigsten Produkten überhaupt: Sextoys.
Die Anreise mit dem Zug aus Dresden klappte diesmal überraschend problemlos und trotzdem ging es wie letztes Jahr auch, aufgrund der fortgeschrittenen Mittagszeit erstmal geradewegs zum Buffet. Bei dem schnellen ersten Gang durch die Halle blitzen rechts und links schon jede Menge bunte Stände auf, welche Lust auf die bevorstehende Besichtigung machten.
Aber erstmal essen. Oh, und das war gut. Es gab ein Buffet mit breiter Auswahl, für jeden war etwas dabei. Gerade das Richtige mit Blick auf den zu erwartenden langen Messetag. Gut gestärkt konnte es also los gehen mit dem Streifzug durchs Sextoyparadies.
Sexmesse im Businesskostüm
Auch dieses Jahr meldete die Erofame kurz nach dem Ende wieder einen Besucherrekord. Ich kann bestätigen, dass auf der Messe einiges los war, aber nie hat es sich irgendwie überfüllt angefühlt. Man konnte trotz allem bequem durch die Gänge schlendern und immer mal wieder die eine oder andere Auslage betrachten.
Dabei war wieder alles am Start, was man sich vorstellen, oder eben auch nicht vorstellen konnte. Vom einfachen, bunten, handgefertigten Riesendildo, bis hin zur ultimativen Fickmaschine, wurde alles mögliche vorgestellt.
Schön ist auch zu sehen, dass trotz des Themas, alles wirklich absolut businesslike ablief. Ich meine, da sieht man auf der Gamesconvention mehr nackte Haut, als hier bei der Erofame. Das einzige Mal, wo man etwas leicht bekleidetere Frauen in Spitze gesehen hat – das war aber auch die absolute Ausnahme – war dort, wo auch Unterwäsche angeboten wurde. Ansonsten waren alle Teilnehmer doch recht züchtig und oftmals ziemlich businessmäßig gekleidet.
Die Offenheit zeigt sich weniger in der Kleidung, sondern viel mehr im Umgang miteinander. Trotz der Businessatmosphäre ging man eigentlich immer gleich zum persönlichen Du über und hielt sich nicht groß mit Förmlichkeiten auf. Es ist wirklich erfrischend angenehm, sich so offen über Sexspielzeuge, Orgasmen und Kondome unterhalten zu können, als wäre es das normalste der Welt – was es ja eigentlich auch ist. Ich glaube dieser Spirit der Offenheit macht einen Großteil der Messe und ihres Erfolges aus.
An vielen Ständen wurden kleine Goodie-Bags angeboten, wo meist Werbung und Kleinigkeiten wie ein Kondom oder Gleitgel drin waren. Außer beim Satisfyer-Stand: dort wurde gleich ein Satisfyer Pro Penguin sowie ein Partner Whale mit reingepackt. Ich habe natürlich mitgenommen was ging und konnte auf der Messe reiche Beute machen. Überhaupt stand man als Blogger doch recht hoch im Kurs bei den meisten Herstellern.
Per Crowdfunding zum Sextoy – Startups auf der Erofame 2017
Die größten Stände auf der Messe hatten sich natürlich die Großen der Branche gesichert. Joydivision, Orion, DocJohnsen, Shots, EDC usw. – sie alle waren mit dabei und haben ihr Angebot präsentiert.
Allerdings waren auch eine ganze Menge Newcomer und Startups auf der Messe vertreten, die ihre neusten Entwicklungen vorgestellt haben. Mit dabei waren zum Beispiel Mystery Vibe mit ihrem flexiblen Vibrator Crescendo, Dame Produkts mit dem neuen Eva 2 oder auch Dodil, welche einen Dildo präsentiert haben, der immer wieder neu geformt werden kann.
Trotz der verschiedenen Spielzeuge haben sie alle gemeinsam, dass sie mit einer Crowdfunding-Kampagne gestartet sind, die schließlich in einem fertigen und scheinbar auch erfolgreichen Produkt gemündet sind. Dame Products haben bei ihrer Indigogokampagne sogar wahnsinnige 862.000 Dollar eingesammelt. Ich bin gespannt, ob da nächstes Jahr noch mehr neue Marken mit am Start sind. Wer weiß, vielleicht ist bei der Erofame 2018 dann auch das Startup LAVIU mit ihrem vielversprechenden lautlosen Vibrator/Pulsator/Dildo mit dabei. Insofern er dann endlich mal auf den Markt kommt.
Erofame ohne Lelo und Funfactory
Wer auf der Messe gefehlt hat, waren die Big Player Lelo und Funfactory. Die beiden hatten zu meiner Überraschung keinen Stand gebucht – was ich aber andererseits auch irgendwie verstehen kann. Denn ich vermute, dass sie so eine Messe nicht unbedingt nötig haben, um Businesskontakte zu akquirieren. Die sind einfach so groß und bekannt, dass sie sowieso jeder haben will. Kaum eine andere Marke steht so für Qualität wie diese beiden Hersteller.
Zumal Lelo mit der neuen Preisstrategie auch verstärkt auf den Verkauf durch den eigenen Onlineshop setzt. Ich hatte allerdings doch auf einen Stand gehofft, um mal die Sona von Lelo zu sehen – das kurz vor der Erofame veröffentlichte Konkurrenzprodukt zu Womanizer und Satisfyer.
Aber auch ohne Messestand hat Lelo zumindest mal kurz auf der Messe vorbeigeschaut. Denn Donnerstag Nachmittag flanierte die Lelo-Führungsriege gemütlich über die Erofame, wohl um mal zu schauen, was die Konkurrenz so treibt. Dabei hat man ihnen aber schon deutlich angesehen, dass sie sich den anderen gegenüber erhaben fühlen. Irgendwie aber auch zu recht – nach wie vor ist Lelo eine, wenn nicht DIE top Sextoymarke.
Bijou Indiskret und MAZE – der beste Stand der Messe
Natürlich gab es auf der Messe vor allem die klassischen Messestände. Viele haben sich aber sehr bemüht, ihre Stände thematisch kreativ zu gestalten.
Shots hat zum Beispiel gleich an ganzes Haus in Backsteinoptik aufgebaut, in dem unglaublich viele Produkte ausgestellt wurden. Ein anderer, großer Stand beinhaltete gleich mal eine Bar und Raucherlounge, an der auch Rocco Siffredi anzutreffen war. Bei Joydivision konnte Sexspielzeug Roulett gespielt werden und bei anderen wiederum konnte man sich gemütlich in Loungesesseln niederlassen und entspannt quatschen.
Für mich das absolute Highlight der Messe war der Auftritt von Bijou Indiscrete mit ihrer Marke MAZE. Die Produkte an sich sind ja schon super schick, sie wurden aber auch noch richtig geil präsentiert und haben sich damit deutlich von allen anderen abgehoben. Wir haben zu Hause dann übrigens direkt auch was bestellt – meine Frau konnte da einfach nicht widerstehen.
Die Dänen wieder …
Grundsätzlich ist die Erofame ja so ziemlich pornofrei. Nicht, weil es nicht erlaubt wäre, sondern, weil es einfach nicht zu einer Businessmesse passt. Hier geht es schließlich ums Geschäft – Sexfilme würden dabei nur ablenken.
Nicht so jedoch bei einem dänischen Anbieter. Am Stand warb er großflächig, dass er das beste Sextoy überhaupt im Angebot hat, was er mir auch sogleich präsentieren wollte. Tja, und zwar präsentieren in dem Sinne, dass er gleich mal einen Porno anschmiss, bei dem es sich eine Frau mit dem Toy selbst besorgte. Ganz zu schweigen davon, dass so ein Porno jetzt nicht unbedingt die beste Referenz ist – Glaubwürdigkeit und so – nein, auch die Qualität des Filmchens war äußerst fragwürdig. Denn die Frau lag auf einem Bett irgendwo in einer Lagerhalle, bei der ein paar Bettlaken sichtbar an die Wand gerackert wurden. Ein Promovideo sieht anders aus. Passend dazu gab es auch gleich noch ein paar ausgesprochen merkwürdige dänische Schnäpse.
Was gehört zur jeden guten Messe?
… genau, eine richtige Messeparty. Und die gab es natürlich auch bei der Erofame. Ganz im Geiste des Oktoberfestes wurde am Abend in der Munich Hall gefeiert. Essen und Getränke bis 22 Uhr natürlich wieder inklusive. Was allerdings kurz vor 22 Uhr bei vielen Tischen nochmal zu Hamsterbestellungen führte, sodass man vor lauter Bierhumpen den Tisch schon gar nicht mehr sehen konnte…
Paradis für jeden Sextoyblogger
Als Fazit zur Messe kann ich nur sagen: für jeden Sextoyenthusiasten ist die Messe schon ein wenig wie das Paradies auf Erden. Hinzu kommt, dass die meisten Hersteller auch sehr großzügig sind. Man braucht nur mal nett Bitte sagen und schon hält man ein Rezensionsexemplar in der Hand. Oder ich dufte zumindest meine Visitenkarte rüberreichen und bekam das Versprechen, bald einen Postboten mit einem netten Paket vor meiner Tür stehen zu haben.
Insofern habe ich zur Erofame auch reiche Beute gemacht, über die ich demnächst hier berichten werde.
Besonders auf die glitschige Rutschparty mit dem Nurugel freue ich mich schon besonders – das wird ein Spaß. Zum Glück habe ich auch gleich noch ein Matratzenschutz mit dazubekommen.
https://www.instagram.com/p/BaL9CiGggZ8/
Die Sextoytrends 2017
Auch wenn es trotz tollen Produkten nicht wirklich viele neue innovative Sachen gab, haben sich doch einige Trends angedeutet, die zeigen, wo die Reise die nächsten Jahre wohl hingehen wird.
Welche das sind, lest ihr in meinem zweiten Artikel zur Erofame. Dort gibt es auch nochmal einige weitere bildliche Impressionen.